Die CD von Christian Schmitt soll die klangliche Vielfalt der Walcker-Orgel hören lassen Foto: Kaier - Kaier

Am Sonntag spielt Jan Dolezel auf dem Walcker-Instrument in Neuhausen. Dort wurde auch eine CD mit Echo-Preisträger Christian Schmitt aufgenommen.

Neuhausen Neuhausen In der internationalen Musikszene ist Markus Grohmann, Kirchenmusikdirektor der katholischen Kirchengemeinde Sankt Petrus und Paulus auf den Fildern, bestens vernetzt. Am Sonntag, 14. Oktober, 18 Uhr, lädt er zum Orgelkonzert mit Jan Dolezel aus Pilsen in Tschechien ein. Der Organist, der an der Hochschule für Musik in Würzburg lehrt, spielt auf der Walcker-Orgel in der Pfarrkirche Neuhausen, die im Volksmund „Filderdom“ heißt. Das Instrument aus dem Jahr 1854, das Eberhard Friedrich Walcker baute, ist nach Grohmanns Worten ein „besonderes Kleinod“. Von den 277 Instrumenten der Walcker’schen Produktion ist es unter denen vergleichbarer Größe das am besten erhaltene – mit der originalen Kegellade und Mechanik (siehe Kasten). Glücklich ist der Kirchenmusiker, dass der engagierte Orgelförderkreis viel zum Erhalt des wertvollen Instruments beigetragen hat.

Faszination nahebringen

„Mein Ziel ist es, möglichst vielen Menschen die Faszination unserer Walcker-Orgel nahezubringen“, sagt Grohmann. In deren Restaurierung haben die Kirchengemeinde und ihr rühriger Förderkreis mit etlichen Unterstützern viel investiert. Deshalb hat der innovative Kirchenmusiker mit Unterstützung der Firma Balluff die Reihe Neuhausener Orgelkonzerte ins Leben gerufen, die Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region anzieht. Zudem hat Grohmann den Echo-Preisträger und Organisten Christian Schmitt für die Produktion einer CD gewonnen. Dieser international gefragte Organist, der unter anderem an Hochschulen in den USA, Russland Mexiko und Norwegen lehrt und seit 2014 erster Organist der Bamberger Symphoniker ist, möchte ein breites Publikum für sein Instrument begeistern. Denn der Orgel haftet die Schwere der sakralen Musik an.

Mit der Querflötistin und Opus-Klassik-Preisträgerin Tatjana Ruhland hat Schmitt Werke von Bach, Liszt und Merkel eingespielt. Die CD gibt es beim Kirchenmusikbüro in Neuhausen zu kaufen. Unterstützt von der Weltfirma Balluff, die ihren Sitz in Neuhausen hat, konzipiert Grohmann seine Konzertreihe. Künstlerinnen und Künstlern, die in internationalen Kirchen und Konzertsälen spielen, will der leidenschaftliche Organist ermöglichen, „die Vielfalt unseres besonderen Instruments auszuschöpfen.“ Ihm gehe es außerdem darum, die Zuhörer in dem schön renovierten Gotteshaus mit internationaler Orgelmusik vertraut zu machen. Dieses Konzept geht auf: Viele Stammgäste aus der ganzen Region kommen nach Neuhausen.

Jan Dolezel präsentiert am Sonntag Orgelwerke tschechischer Komponisten, unter anderem von Kaminski, Dvorák, Janácek und Klicka. Dieser internationale Blickwinkel ist Grohmann besonders wichtig. Ebenso findet es der Kirchenmusiker sehr spannend, die Besucher der Konzertreihe mit neuen Formaten zu konfrontieren.

Am Montag, 31. Dezember, heißt es in der Pfarrkirche Neuhausens „Silvester in Classic and Jazz“. Da konzertieren das Ludwigsburger Blechbläser-Quintett und das Uli Gutscher Jazz-Trio gemeinsam mit Martin Kaleschke an der Orgel. „Festliche Musik verschiedener Stilepochen“ und Jazz-Variationen stehen nach Grohmanns Worten bei diesem grenzüberschreitenden Konzert auf dem Plan. Nicht nur seinen Katholiken möchte der Kirchenmusikdirektor, der auf Dekanatsebene für den gesamten Raum Esslingen-Filder zuständig ist, mit dieser Konzertreihe ein breites musikalisches Spektrum bieten.

Viele Angebote macht Grohmann auch in seiner Kantorei. In der Knabenschola fördert er gezielt junge Sänger. „Mit 15 Jungen ist die Schola relativ klein“, sagt Grohmann. Das ermögliche ihm aber ein intensives, konzentriertes Arbeiten. „Ein bis zwei Mal in der Woche wird lateinischer Choral der Gregorianik einstudiert und an den Hochfesten des Jahres in die Liturgie eingebracht“, beschreibt Grohmann die Arbeitsweise. Damit stehe die Knabenschola gewissermaßen in der Tradition der Benediktinerklöster. Von der zweiten Klasse bis zum Stimmbruch dürfen Jungs mitmachen.

Fünf Chöre umfasst die Kantorei der Katholiken in Neuhausen insgesamt. Sie sprechen Sängerinnen und Sänger aller Generationen an. Schließlich komponiert der vielseitige Künstler Grohmann auch selbst Kirchenmusik. Brücken zwischen Tradition und Moderne möchte er schlagen. Sein jüngstes Werk ist die „Missa Francesco“, zu der ihn neben dem heiligen Franz von Assisi auch Papst Franziskus inspiriert hat, der mit seiner offenen Art und neuen Gedanken der katholischen Kirche aus der Sicht des Kirchenmusikers viel gegeben habe und weiter gibt.

Karten für das Konzert mit Jan Dolezel kosten 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Vorverkauf bei Schreibwaren Knoblauch, Dahlienweg 7, und Volksbank Filder, Schlossplatz 13. Die Abendkasse ist am 14. Oktober ab 17.30 Uhr geöffnet. An der Südseite der Kirche St. Peter und Paul gibt es einen barrierefreien Zugang.

Orgelförderkreis: Die Konzertreihe macht der Orgelförderkreis möglich, der die Gastspiele der internationalen Künstler unterstützt. Mit dessen Hilfe war es auch möglich, die Walcker-Orgel aus dem Jahr 1854 umfassend zu restaurieren. Für dieses Großprojekt initiierten die engagierten Mitglieder Spendenaktionen, suchten Sponsoren und spendeten auch selbst. So ist es nun möglich, auf dem Instrument wieder zu spielen. In einer kleinen Dokumentation, die in der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus zu sehen ist, hat der Förderkreis die Geschichte des Instruments aufgezeichnet.

Der Orgelbauer: 1854 baute Eberhard Friedrich Walcker das Instrument in Neuhausens damals neuer Pfarrkirche, die 1850 fertiggestellt wurde. Wie noch sein Enkel Oskar firmierte er unter „Walcker Hof-Orgelbaumeister unter König Wilhelm II. von Württemberg und Lieferanten des Vatikans“. Die auf ihn zurückgehende Orgelbaufirma in Ludwigsburg gehörte zeitweilig zu den bedeutendsten der Welt. 277 Orgeln hat Walcker gebaut. Jene in Neuhausen ist die einzige größere seiner Orgeln, die noch mit originaler Kegellade und Mechanik erhalten ist.

Das Instrument in Neuhausen: Die Orgel von 1854 firmiert als Walckers Opus 127. Die Firma Weigle aus Echterdingen erneuerte 1900 und 1922 das Instrument mit kleineren Eingriffen; 1960 wurde das historische Gehäuse entfernt. Sieben Register tauschten die Restauratoren aus, etliche Holzpfeifen wurden verkürzt. Der Spieltisch, die gesamte Mechanik und 25 Register aber blieben erhalten. In den Jahren 2004 und 2005 restaurierte die Firma Eule aus Bautzen das Instrument umfassend. Das Gehäuse wurde nach dem Vorbild des Originals von 1854 neu erstellt. Die Register haben die Orgelbauer nach den Originalen rekonstruiert, und auch die Pfeifen wurden wieder verlängert. Nun ist die Stimmtonhöhe wieder so, wie sie früher war. Zehn Jahre planten und organisierten der Kirchenmusikdirektor Markus Grohmann, der Orgelförderkreis und die Orgelbauer aus Bautzen dieses Großprojekt.