(red) - „Wir sind doch nicht in den Bergen“ - so dürften viele Menschen reagieren, wenn sie zum ersten Mal mit der Idee einer Seilbahnverbindung zwischen Bernhausen und Plattenhardt oder Bonlanden konfrontiert werden. Doch um den immer weiter zunehmenden Verkehr auf den Fildern zu bewältigen, ist viel Fantasie ist gefragt. Abhilfe könnte vielleicht tatsächlich eine Seilbahn schaffen.

Claus Bürkle, der bei der Firma Drees & Sommer als Geschäftsführer arbeitet, hat zusammen mit der Studentin Lisa Wagner ein solches Projekt entwickelt. So ungewöhnlich, wie die Idee einer Seilbahn auf den ersten Blick sein mag, ist sie nicht. In London war eine Seilbahn für die Olympischen Spiele gebaut worden. Mittlerweile ist sie als ganz normales Verkehrsmittel in den öffentlichen Nahverkehr eingebunden. In Koblenz haben sich Bürger dafür eingesetzt, die Seilbahn zu erhalten, die eigentlich nur während der Bundesgartenschau die Besucher über den Rhein bringen sollte. In der türkischen Hauptstadt Ankara wurde die Fahrzeit auf einer 3,2 Kilometer langen Strecke mit einer Seilbahn im Vergleich zur Fahrt auf der Straße um zwei Drittel verringert. Und in der Andenstadt La Paz in Bolivien werden in absehbarer Zeit annähernd 30 Kilometer Seilbahn fertiggestellt. Sie verbinden die hoch gelegenen Außenbezirke mit dem Stadtzentrum.

Bürkle sieht die Zukunft der Mobilität in der Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel. Eines davon könnte die Seilbahn sein, die neben U-Bahn und Straße den bisher noch freien Luftraum nutzt - wie die berühmte Wuppertaler Schwebebahn. „Seilbahnen haben einen geringen Platzbedarf, was gerade in dicht besiedelten Räumen ein Vorteil ist“, erklärt der Ingenieur. Zudem müsse niemand lange auf die nächste Bahn warten, die Beförderung erfolge stetig. „Außerdem sind die Investitions- und Betriebskosten gering“, sagt Bürkle. Wenn die Anlage mit Ökostrom betrieben werde, komme die Klimafreundlichkeit als wichtiger Aspekt noch hinzu.

In ihrer Bachelorarbeit hat sich Lisa Wagner mit der „Idee einer urbanen Seilbahn für Filderstadt“ beschäftigt. Dabei wurden drei verschiedene Trassen untersucht: eine Verbindung zwischen dem Industriegebiet Bonlanden mit dem S-Bahnhof in Bernhausen, eine Seilbahn, die zwischen Bonlanden und Plattenhardt in Höhe der Liebfrauenkirche ihren Endpunkt hat und ins Zentrum von Bernhausen führt sowie als dritte Variante eine Strecke zwischen dem Ortskern von Plattenhardt und dem von Bernhausen.

Sie hat diese verschiedenen Varianten unter verschiedenen Gesichtspunkten bewertet. Eingeflossen in die Wertung sind unter anderem das Einzugsgebiet, die Entlastung der Straßen, die Entfernung für Fußgänger zur jeweiligen Station und die Linienführung. Als weniger attraktiv stufte sie die Verbindung zwischen der Liebfrauenkirche und Bernhausen ein. An der Spitze liegt die Verbindung zwischen Bernhausen und Bonlanden, gefolgt von der nach Plattenhardt.

„Die Trassenvariante Bernhausen-Bonlanden hätte eine Länge von 1,7 Kilometern“, berichtet Bürkle. Mit 24 Zehner-Gondeln könnten pro Stunde und Richtung bei einer Fahrtzeit zwischen fünf und zehn Minuten bis zu 1000 Menschen befördert werden, ergänzt er. Sollte irgendwann einmal ein Beschluss zum Bau einer Seilbahn gefasst werden, würden drei bis vier Jahre vergehen, bis die ersten Fahrgäste in einer Seilbahngondel von Bonlanden oder einer anderen Station in 30 Metern Höhe nach Bernhausen schweben würden. Ein Stau auf einer der stark frequentierten Verbindungsstraßen könnte ihnen dabei völlig egal sein.