Mehr Platz, mehr Licht, mehr Technik - die Luxusbusse der Generation Super Class 2+1 bieten deutlich mehr Komfort als gewöhnliche. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Nicht individuell genug, langweilig, nur etwas für Senioren - das war einmal. Das angestaubte Image der Busreisen hat sich gewandelt. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer liegt das Durchschnittsalter ihrer Fahrgäste zwar noch immer bei 56 Jahren. Aber diese Art zu reisen wird auch beim jüngeren Publikum zunehmend beliebter. Der Anteil der 14- bis 29-Jährigen liegt bei 24 Prozent. Erhard Kiesel kann das nur bestätigen. „Bequemlichkeit und Komfort sind unsere großen Pluspunkte. Außerdem schätzen viele einfach die Geselligkeit“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter der Schlienz Tours GmbH & Co. KG. „Die Kunden schätzen das Rundum-sorglos-Paket.“ Die wachsende Beliebtheit von Busreisen schlägt sich bei dem in Kernen ansässigen Unternehmen auch in Zahlen nieder. Kiesel spricht von einem „stabilen Wachstum“. Den Jahresumsatz beziffert er mit gut 20 Millionen Euro. Damit zähle Schlienz mit 300 Mitarbeitern zu den führenden Busunternehmen in der Region Stuttgart.

„Wie in Mercedes-S-Klasse“

Bis vor wenigen Jahren waren Schlienz in Esslingen und Schlienz in Kernen noch eine von zwei Familien geführte Firma, doch seit 2011 geht man getrennte Wege. „Wir sind damals mit 30 Bussen gestartet“, berichtet Kiesel. Mittlerweile seien es 90 Busse. Die gesamte Flotte umfasse 190 Fahrzeuge. Erst vor kurzem sind vier hochmoderne Reisebusse hinzugekommen. Darunter befinden sich zwei „Super Class 2+1“, Luxusbusse der neuesten Generation. 2+1 weist auf die besondere Bestuhlung hin. Statt der üblichen vier Sitze pro Reihe gibt es in diesen Bussen nur drei. Das bedeutet mehr Platz, mehr Sitzkomfort und mehr Technik. Eine weitere Besonderheit ist das Panorama-Glasdach. „Man fühlt sich wie in der Mercedes-S-Klasse“, schwärmt Kiesel. Angeboten wird in den neuen Fahrzeugen auch europaweit WLAN und ein innovatives Entertainment-System für Smartphone und Tablet. All das hat natürlich seinen Preis. Fast eine halbe Million Euro koste ein solches Luxusfahrzeug, rund 150 000 Euro mehr als ein normaler Bus, berichtet Mark Ungerathen, der Leiter der Touristik-Sparte bei Schlienz. Die Kunden bezahlen diesen Komfort nach seinen Angaben nur mit einem „moderaten Aufschlag“.

Etwa 500 mehrtägige Busreisen quer durch Europa, von Sizilien bis zum Nordkap, hat Schlienz Tours im Programm. Zum Einzugsgebiet zählen außer der Region Stuttgart auch der Raum rund um Ulm. Zu jeder Reise gehört ein Shuttle-Service. Das bedeutet, jeder Fahrgast wird zuhause abgeholt. Die Fahrt beginnt dann im Betriebshof in Kernen. „So fängt der Urlaub an der Haustüre an“, sagt Mark Ungerathen. Insgesamt habe man bei diesen Reisen inklusive der Fluss- und See-Reisen 10 000 Gäste pro Jahr. Neu im Programm hat Schlienz seit diesem Jahr kombinierte Flug-Bus-Reisen. Diese Sparte wolle man ausbauen, so Kiesel.

Mehrere Standbeine

Zum Unternehmen gehören einige Töchter. Unter anderem die Schlienz Touristik GmbH, die mehrere Reisebüros betreibt, zum Beispiel in Esslingen, Plochingen, Nürtingen und Geislingen. Die GR Omnibus GmbH betreibt die Buslinien der vor ein paar Jahren aufgelösten Verkehrsgesellschaft END. Die Busse auf diesen Strecken firmieren seither als Filder-Express. Ebenfalls zur Schlienz-Flotte gehören die „Relex“ genannten Express-Busse, die im Auftrag des Verbandes Region Stuttgart (VRS) auf den Linien Waiblingen-Esslingen, Kirchheim-Flughafen und Leonberg-Flughafen unterwegs sind. Dabei handelt es sich um Tangentialverbindungen, die nicht durch S-Bahnen bedient werden. Das Angebot werde gut angenommen, berichtet Erhard Kiesel. Statistisch bewertbare Zahlen kann er allerdings noch nicht nennen. Auftraggeber für den Linienverkehr in den Landkreisen Rems-Murr und Esslingen ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB).

Ein wichtiges Standbein des Unternehmens ist die Beförderung von behinderten Menschen. Täglich rund 250 Fahrgäste haben die Diakonie Stetten und die Remstalwerkstätten, hinzu kommen 300 Schüler der Rohräckerschule in Esslingen. Allein für diesen Shuttle-Service setzt Schlienz jeden Tag 100 rollstuhlgerechte Fahrzeuge ein. Sicherheit werde groß geschrieben, sagt Geschäftsführer Kiesel. Regelmäßig absolvierten die 130 Fahrer ein spezielles Training, bei dem sie lernen, die Busse auch in Extremsituationen zu steuern.

Das Unternehmen in Zahlen

Gesellschafter der 2011 gegründeten Schlienz Tours GmbH & Co. KG sind Christian Schlienz, Erhard Kiesel und Heidi Kiesel.

Beschäftigte: 300 (inklusive Teilzeitkräfte)

Fahrzeuge: 190, davon 90 Busse

Jahresumsatz: 20 Millionen Euro

mehrtägige Busreisen: 500