Besucher kommen inzwischen nicht mehr ins Freilichtmuseum Beuren. Es hat Winterpause. Dennoch herrscht dort emsiges Treiben.
BeurenDie Saison ist im Freilichtmuseum Beuren gelaufen, es kommt kein Publikum mehr. Winterpause bedeutet für das Museums-Team aber nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Viel ist zu tun auf dem Gelände und hinter den Kulissen des malerischen Gebäudeensembles am Fuß der Schwäbischen Alb bis zum 31. März, wenn es wieder öffnet. Andreas Rapp, Teamleiter Museumsdienst, und seine Kollegen sorgen dafür, dass der wertvolle Gebäudebestand und das Inventar die kalte Jahreszeit unbeschadet überstehen. Auch die im Museum lebenden Tiere wollen versorgt sein.
Im Museumsdorf stehen 24 historische Gebäude, der Großteil ist mit Möbeln und Gebrauchsgegenständen ausgestattet. Zusammen mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Brigitte Haug hat Andreas Rapp einen Rundgang gemacht: „Wir schauen uns die Einrichtung der Häuser an und überlegen, was repariert, ausgebessert oder ausgetauscht werden muss.“ Leider komme es immer wieder vor, dass Besucher Möbel beschädigen. „Vielen ist nicht klar, dass das besondere Sachen sind“, sagt Haug. „Manche stöbern auch gern.“ Da kann’s dann schon mal passieren, dass an einem Schrank oder an einer Schublade Knöpfe abgehen und verschwinden.
Ein Teil des Inventars muss verpackt oder an einen wärmeren Platz gebracht werden wie die fünf historischen Uhren, die in den Häusern die Zeit anzeigen, Zimmerpflanzen und Textilien. Betten werden abgedeckt. Tischtücher kommen in die Wäscherei und werden nötigenfalls ausgebessert. Der Strom wird abgestellt, das Wasser wird abgedreht, die Wasserleitungen werden entleert. „Der Letzte macht das Licht aus“, sagt Rapp schmunzelnd. Zu guter Letzt werden die Fensterläden geschlossen und gesichert.
Rapp und sein Team machen aber nicht nur die Häuser winterfest, parallel bringen sie die auf dem Museumsgelände verteilten beweglichen Gegenstände wie Bänke, Schläuche, Gießkannen, verzinkte Badewannen und anderes mehr ins Trockene. Auch die Schautafeln der Außenstationen zum Thema „Jüdisches Leben im ländlichen Württemberg“ werden eingelagert. Sie werden im nächsten Jahr wieder aufgestellt, denn diese Sonderausstellung ist auf zwei Jahre angelegt, erklärt Museumsleiterin Steffi Cornelius. „Wir kümmern uns nicht nur um die Häuser, unsere Aufgabe ist es auch, die rund elf Hektar Kulturlandschaft des Museumsgeländes zu pflegen“, erklärt Rapp. An erster Stelle steht die Pflege der geschätzt 650 Streuobstbäumen. Zwar legt das Team nicht jedes Jahr an alle Bäume die Baumschere an, gleichwohl ist die Baumpflege „der größte Brocken an Arbeit“, sagt Rapp. An den Bäumen hängen zudem rund 150 Vogelnistkästen. Sie werden alle aufgemacht, gereinigt und wieder aufgehängt. Außerdem müssen Wiesen und Wassergräben gemäht, Zäune und beschädigte Schilder ausgebessert beziehungsweise repariert werden.
Die Äcker auf dem Museumsgelände sind abgeerntet und umgepflügt. In den sieben Gärten, in denen eine Vielfalt an Gemüse, Kräutern und Blumen gezogen wird, gedeiht aber noch so manches – zum Beispiel Rosenkohl der Sorte Groninger oder die Pfälzer Möhre. „Alle angebauten Sorten sind alt und regional“, erklärt Rapp. Wenn alles geerntet ist, wird der Boden mit der Spatengabel aufgelockert, an manchen Stellen Kompost aufgebracht. Im Frühjahr wird gepflanzt und gesät. Die sieben Frauen des neu gegründeten Gartenteams des Fördervereins helfen dem Museumsteam dabei.
Auch in der kalten Jahreszeit hat das Museum ständige Bewohner: zehn Merinoschafe, vier Ziegen, 18 Tiere der bedrohten Rasse Augsburger Huhn und Gänse. Die Ziegen sind vom Sommergehege in ihr Winterquartier im Schlaitdorfer Stall, umgezogen. Nachts gesellen sich Schafe und Gänse dazu, die tagsüber im Freien sind. Das Augsburger Federvieh ist separat untergebracht. Die Tiere werden täglich mit Futter und Wasser versorgt, der Stall ausgemistet und eingestreut. Dabei und bei anderen Arbeiten unterstützen freiwillige Helfer den Museumsdienst. Derzeit sind es zwei junge Frauen und zwei junge Männer. Die einen leisten für ein Jahr den Bundesfreiwilligendienst, die anderen absolvieren ein Freiwilliges ökologisches Jahr.
„Wir haben mehr vor, als wir Zeit haben“, sagt Rapp. Das Team arbeite nicht nur fünf Tage die Woche, „auch am Wochenende füttern wir die Tiere und schauen nach, ob bei den Häusern alles in Ordnung ist“. Seit zwei Jahren kümmert sich der gelernte Gärtner und Agrarwirt als Teamleiter des Museumsdienstes um die Gebäude und Außenanlagen. Ihmstehen Otmar Klann, Ofenbauer und Industriemechaniker, Zimmermann Dieter Stoll und als Halbtagskraft der Landwirt und Landmaschinenmechaniker Ralf Maier zur Seite. Museumsleiterin Steffi Cornelius freut sich über ihr „tolles Team“, das sich aus „Allroundtalenten mit Spezialwissen“ zusammensetzt und sich „hervorragend ergänzt“. „Wir können viel selber machen“, sagt Rapp. „Manches ist aber zu arbeitsintensiv oder verlangt spezielle Geräte oder spezielles Wissen.
„Der Winter ist eine wichtige Zeit, da wir dann eine gute Saison vorbereiten müssen“, betont Museumsleiterin Steffi Cornelius, denn „wenn die nächste Saison beginnt, muss alles laufen. Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, den Veranstaltungskalender für die kommende Saison auf die Beine zu stellen.“,Mehr als 100 Veranstaltungen hat das Team zusammengetragen. Der Kalender wird auf der Tourismusmesse CMT verteilt und muss deshalb vor Weihnachten in Druck gehen. „Wichtig ist, dass wir nah an den Menschen und am Puls der Zeit sind“, sagt die Museumsleiterin.
Am Sonntag, 31. März 2019, öffnet das Freilichtmuseum wieder. Das im Museum angesiedelte Restaurant „Landhaus Engelberg“ hat noch bis 31. Dezember geöffnet und danach zwei Monate Winterpause. Dort geht es am 1. März weiter.