Am Tisch von Festool konstruieren Schüler eine Lampenschaltung. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Über die verschiedensten Ausbildungsberufe wurden 638 Schüler der Klassenstufen acht bis zehn aus sechs Schulen beim IHK-Berufsparcours in Plochingen informiert.

Plochingen Konzentriert formen Florian Heermann und Benjamin Häsler aus einem Blechstreifen ein Auto. Eine Zeichnung haben die Achtklässler des Plochinger Gymnasiums als Vorlage. Die Aufgabe stellt das Team der Esslinger Firma Eberspächer, die ihren Ausbildungsberuf Konstruktionsmechaniker vorstellen will. „Dieser Beruf ist bei den Jugendlichen nicht so präsent, er wird im Kreis Esslingen auch nur an wenigen Stellen ausgebildet“, sagt Volker Herb, Ausbildungsmeister im technischen Bereich. „Ich kannte diesen Beruf bisher nicht“, bestätigt Florian Heermann, „ich finde das aber sehr interessant. Das ist richtige Millimeterarbeit, für die Konzentration gefragt ist.“

Auf seiner Berufswunschliste stehe Automobilkaufmann weit oben: „Ich würde gern was Praktisches lernen, bei dem ich auch mit Menschen zu tun habe.“ Den Berufsparcours findet er super, „gerade, um neue Berufe kennenzulernen.“ Ein paar Schritte weiter gilt es beim Team von Festool aus Wendlingen, eine Lampenschaltung zusammenzubauen. In technischen Berufen wie dem des Mechatronikers seien nach wie vor mehr Jungs in der Ausbildung. „Mädels haben das oft gar nicht auf dem Schirm, dass das auch für sie etwas sein könnte“, sagt Ausbilder Philipp Glanneres. „Man sieht bei solchen Aufgabenstellungen recht schnell, wer technisch schon etwas versierter ist.“ Praktisch geht es auch bei Garten- und Landschaftsbau Nißle aus Köngen zu. Chef Ulrich Nißle und seine Mitarbeiter lassen Schüler die Beetbepflanzung und das Pflastern eines Wegs ausprobieren.

Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Agentur für Arbeit und die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer, die man beim Hochdorfer Unternehmen Puschmann absolvieren kann, sind weitere Berufe, die den wenigsten Jugendlichen ein Begriff sind. „Das weiß fast keiner, dass man bei uns auch eine Ausbildung machen kann. Wir werden vielmehr als Dienstleister wahrgenommen“, erklärt Klaus Kirn von der Agentur für Arbeit Stuttgart, „dabei ist das ein spannendes und vielseitiges Berufsfeld, allein schon aufgrund der sehr individuellen Kundenkontakte. Kommunikationsfähigkeit ist dabei ein ganz zentraler Punkt.“ Die Schädlingsbekämpfer haben ein paar Meter weiter einen „Tatort Küche“ aufgebaut. Dort sollen die Schüler anhand einer kurzen Geschichte auf Spurensuche nach Schädlingen gehen und lernen parallel, Schabenarten zu bestimmen. „Nicht jede ist ein Schädling: Die heimische Waldschabe macht gar nichts aus. Die irgendwann eingeschleppte orientalische Schabe dagegen, die nach warmen und feuchten Plätzen sucht – wie in der Küche – kann durch ihre rasante Vermehrung zum massiven Problem werden“, erklärt Diplom-Biologin Britta Franze. Den Ausbildungsberuf Schädlingsbekämpfer habe kaum einer auf dem Schirm: „Wir werden meist erst dann präsent, wenn man uns aktiv braucht.“

23 Unternehmen aus der Region haben mit 27 Stationen am IHK-Berufsparcours in der Plochinger Stadthalle teilgenommen. Über die verschiedensten Ausbildungsberufe haben sich 638 Schüler der Klassenstufen acht bis zehn aus sechs Schulen informiert. Jede der drei Gruppen à rund 200 Schüler hatte zwischen 8 und 14 Uhr 90 Minuten dafür Zeit. „Das Ausprobieren steht klar im Vordergrund, nicht der Unternehmensname. Wer teilnimmt, ist den Schülern vorab nicht bekannt, sodass sie unvoreingenommen an den Berufsparcours herangehen“, erklärt Dieter Proß, Leiter des Referats Beruf und Qualifikation der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen. Entwickelt hat dieses Konzept das Technik-Zentrum Minden-Lübbecke. „Die Verbindung von Schule und Beruf ist schon lange ein zentrales Thema, gerade im Hinblick auf den in verschiedenen Sparten verbreiteten Fachkräftemangel. Nehme man dabei nur einmal das Handwerk“, sagt Plochingens Bürgermeister Frank Buß. Den Berufsparcours als Ergänzung zur klassischen Ausbildungsmesse hält er für sehr sinnvoll.