Yvonne Rieger, Marion Zacharias und Andreas Walter (von links) sind seit der Eröffnung in Plochingen dabei. Foto: Krytzner - Krytzner

Der Name ist sperrig, die Hilfe unkompliziert: Seit einem Jahr gibt es die Beratungsstelle „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ (EUTB) am Plochinger Bahnhof.

PlochingenVor rund einem Jahr eröffnete das Sozialunternehmen Neue Arbeit die Beratungsstelle „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ (EUTB) am Plochinger Bahnhof. Yvonne Rieger, Marion Zacharias, Nanette Peithmann und Andreas Walter haben seit Beginn vielen Hilfesuchenden mit Behinderungen oder Angehörigen von Menschen mit Behinderungen erfolgreich geholfen. Diese Hilfe wird zu allen Lebenslagen und nach speziellen Bedürfnissen angeboten.

Junge Mutter bekam endlich Hilfe

Das Beraterteam leistet dabei mehrheitlich Orientierungshilfe, damit die Betroffenen selbstbestimmt Entscheidungen treffen können. Dabei erfolgt die Beratung durch Menschen, die teilweise selbst eine Behinderung haben. Für die Hilfesuchenden entstehen dabei keine Kosten und die Beratungsstelle ist unabhängig von Trägern. Für viele Betroffene ist die EUTB zum Rettungsanker geworden, da sie bereits bei vielen anderen Einrichtungen abgeblitzt sind oder nicht die erwünschte Beratung bekommen haben.

Wie eine alleinerziehende Mama von zwei Kindern im Alter von fünf und acht Jahren: Der Junge ist schwerstbehindert und kann dadurch nichts selbstständig erledigen. Die Tochter ist zwar körperlich fit, leidet aber an chronischem Diabetes und braucht beinahe rund um die Uhr medizinische Betreuung. Unterstützung aus der Familie gibt es nicht, da die Familie vor kurzem zugezogen ist.

Beide Kinder haben zwar einen Pflegegrad und einen Behindertenausweis, doch für die Mutter war es eine große Belastung, ständig für die beiden da zu sein. Sie war bereits bei mehreren Stellen, doch immer wieder hieß es: „Dafür bin ich nicht zuständig“ oder „Warten Sie doch erst mal ab“. Erst bei der EUTB kam ein wenig Struktur rein. „Da wurde ich ernst genommen und man hat mir zugehört“, sagt die Alleinerziehende. Ihre Erfahrungen waren zuvor negativ. „Immer wieder wurden Steine zwischen die Füße geworfen und viel zu rasch hieß es, das zahlt doch sowieso keiner.“ Erste Anregungen, was man alles machen kann, bekam sie von den Beratern der EUTB. „Anfänglich war ich skeptisch und vermutete erneut, viel Lärm um nichts.“ Doch nun hat die junge Mutter eine Perspektive und fasst neuen Lebensmut. Fast an den Rand des Ruins ist eine Psychologie-Studentin getrieben worden, die im Leben durch eine immunologische Erkrankung deutlich eingeschränkt ist. Sie war vorher bei sieben verschiedenen Stellen, um sich Hilfe zu holen, meist ohne Erfolg. Da man die Behinderung äußerlich nicht erkennen kann, hieß es dann oft: „Was wollen sie hier, ihnen geht es doch gut“. „Ich dachte immer, ich bin ein Exot“, seufzt sie und freut sich, dass sie bei der EUTB-Beratungsstelle ernst genommen und nicht mit Informationen abgespeist wird. „Wir haben gemeinsam Lösungen gefunden und sogar mein Pflegegrad konnte eruiert werden.“ Da sie wegen ihrer Erkrankung keine Temperaturschwankungen erträgt, musste eine Klimaanlage in ihre Wohnung eingebaut werden. Einen großen Teil dieser Kosten konnte durch die Weihnachtsspendenaktion der EZ finanziert werden. Als der Handwerker vom Leid der Studentin erfuhr, verzichtete er auf die Rechnung. Sie schätzt die Beratung der EUTB: „Man ist auf einer Ebene mit der Beraterin und die wertvolle Vernetzung zu anderen Stellen ist sehr nützlich.“

Die EUTB an der Eisenbahnstraße 42 ist Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr besetzt sowie zusätzlich am Donnerstag von 14 bis 17 Uhr.