Betreuer Philipp Schwaiger teilte die Kinder in Mottogruppen ein. Foto: Esenwein - Esenwein

Das bringt Kinderaugen zum Leuchten: Verschiedene Aktivitäten stoßen derzeit auf großen Anklang im Sommerlager des Kreisjugendrings.

Kreis EsslingenEs ist brütend heiß, doch den 86 Kindern im Sommerlager des Kreisjugendrings Esslingen, kurz Sola, scheint das nichts auszumachen. Sie spielen gut gelaunt Ball, lachen beim Schaukeln oder basteln konzentriert in einem der Workshops, die jeden Vormittag angeboten werden. Dort können sie mit ihren Betreuern zum Beispiel Tassen oder Taschen bemalen oder Postkarten selbst gestalten. Bereits im 69. Jahr bietet der KJR Kindern in Obersteinbach im Schwäbischen Wald einen zweiwöchigen Urlaub mit Betreuern an. In dieser Woche endet das traditionelle Sommerlager.

Die verschiedenen Aktivitäten finden großen Anklang bei den Neun- bis 13-Jährigen. Vor allem die Geländespiele im kühlen Wald oder die Badetage am See stoßen gefallen ihnen, kein Wunder bei einem solchen Wetter. Das Lager ist nach dem Alter der Kinder in drei Dörfer aufgeteilt. Das hat auch logistische Gründe, denn die Jüngsten müssen schon eine Stunde früher schlafen gehen als die Älteren. Pro Zelt übernachten zwischen fünf und acht Kinder mitsamt einem Betreuer oder einer Betreuerin.

Betreuer lesen Geschichten vor

Ab 21 Uhr geht es für die Ersten ins Bett, der Ablauf vor der Bettruhe ist aber in jeder Altersgruppe gleich. „Zuerst müssen wir unsere Zähne putzen, dann müssen wir uns unsere Schlafanzüge anziehen und dann kuscheln wir uns in den Schlafsack. Danach darf jeder im Zelt erzählen, was er an dem Tag gut und was er schlecht gefunden hat. Zum Einschlafen bekommen wir dann noch eine Gutenachtgeschichte vorgelesen“, erzählt Noah. „Teilweise kennen die Kinder das gar nicht mehr von zu Hause, vor dem Schlafengehen etwas vorgelesen zu bekommen. Dabei kommt das sogar bei unseren Ältesten gut an“, berichtet Sola-Leiter Moritz Löffler. „Der Abend im Zelt ist eine wertvolle Zeit für die Betreuer, denn da kann jeder noch mal alleine Zeit mit seinen Kindern verbringen.“

Im Sommerlager wird den Kindern viel geboten, aber es gelten auch Verhaltensregeln, an die sich alle halten müssen. Dazu zählen neben dem Küchen- und Putzdienst – alle Sola-Teilnehmer und Betreuer müssen einmal mit anpacken – auch das Handyverbot für alle Kinder. Zwar falle es den Kindern in den ersten Tage schwer, auf ihr Mobiltelefone zu verzichten, sagt Löffler , doch es gebe so viel zu entdecken, dass dies schnell vergessen sei. Für den Notfall haben aber die ehrenamtlichen Helfer ihre Handys dabei. Doch auch sie genössen die handyfreie Zeit, hebt der Sola-Chef hervor. Moritz Löffler ist zum neunten Mal als Betreuer dabei, sein Kollege Philipp Schwaiger geht schon in sein zehntes Jahr. Löffler ist bereits als kleiner Junge ins Sommerlager gegangen. Er kam immer wieder gern und so gehe es auch anderen Betreuern, die schon als Kind oder Jugendlicher dabei waren und nun als Betreuer helfen. „Wir nennen dies das Sola-Fieber, man möchte einfach immer wieder kommen“, erzählt Löffler weiter.

Wer sich als Ehrenamtlicher engagieren möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein. In diesem Alter dürfen sie aber nur in der Küche arbeiten. Außerdem müssen die Betreuer mehrere Monate vor dem Start des Sola an zwei Vorbereitungswochenenden teilnehmen. Dort werden die Kenntnisse in Erster Hilfe aufgefrischt und pädagogische Grundsätze für das Lager vermittelt und diskutiert.

Zwei Tage vor dem Beginn in Obersteinbach reisen alle Betreuer an, um die folgenden zwei Wochen vorzubereiten. Für manche Eltern seien die zwei Wochen Zeltlager eine zu lange Zeit, erzählt der Camp-Leiter. Sie täten sich schwer, ihre Kinder so lange alleine in einem Camp zu lassen. Oftmals befürchten sie, dass ihre Kinder keinen Anschluss finden, weil sie noch niemanden kennen. „Da die Kinder sich aber von der ersten Stunde, in der sie im Lager ankommen, ein Zelt teilen, ist das nie ein Problem“, betont Löffler.

Lions Club hilft sozial Schwachen

Heimweh komme zwar auch vor, doch für diesen Fall haben sich die Ehrenamtlichen, von denen manche Lehrer oder Erzieher von Beruf sind, etwas Besonderes einfallen lassen. „Als mir die Kinder von ihrem Heimweh berichtet haben, bin ich mit ihnen in den Wald gegangen und habe ein Loch gegraben. Dort haben wir das Heimweh symbolisch begraben und zugeschüttet. Das hat den Kindern wirklich geholfen“, berichtet Philipp Schwaiger.

Die Familien von 34 der 86 Kinder könnten sich auf normalem Wege die zwei Wochen im Sola leider nicht leisten, erzählt Moritz Löffler. Deshalb sei er dem Lions Club Nürtingen-Kirchheim dankbar. Denn dessen Mitglieder hätten die Teilnahme der 34 Kinder aus sozial schwachen Familien durch ihre Finanzierung erst möglich gemacht. „Gerade diese Kinder blühen im Sola so richtig auf, das berührt uns Betreuer ganz besonders“, berichtet Löffler.