Noch wird nicht gekocht: Die ehrenamtliche Küchen-Crew des Wendlinger Zeltspektakels, Joachim Brucker, Billa Flohr, Dieter Gall und Christine Keller (von links), beim Ausladen der Koch-Utensilien. Foto: Gaby Weiß - Gaby Weiß

Am 10. Oktober beginnt das Zeltspektakel in Wendlingen. Das ehrenamtliche, seit vielen Jahren eingespielte Küchenteam wird für Künstler und Helfer leckere Hausmannskost zubereiten.

WendlingenWenn am Donnerstag, 10. Oktober, das erste Konzert des 37. Wendlinger Zeltspektakels beginnt, ist gemeinsam mit rund 60 ehrenamtlichen Helfern auch wieder die eingespielte Küchen-Crew am Start: Joachim Brucker, Dieter Gall, Christine Keller und Billa Flohr sorgen mit gutem Essen dafür, dass nicht nur die Ehrenamtlichen, die das Festival stemmen, sondern auch die Künstler bei Kräften und bei Laune bleiben. Das Quartett kocht jeden Abend frisch für das gesamte Team. Bevor das Zelt für den Einlass geöffnet wird, sitzen alle – Helfer, Künstler und Entourage – zusammen und essen.

„Es gibt immer ein warmes Gericht und frischen Salat, manchmal Suppe dazu und manchmal sogar Nachtisch. Und jeden Abend gibt’s auch eine vegetarische und eine vegane Variante“, erzählt Christine Keller. Im Schnitt werden pro Abend 30 bis 80 Leute verköstigt. Ein allein anreisender Kabarettist wird genauso liebevoll umsorgt wie eine Band mit Technikern und Roadies oder wie das Theater Lindenhof, dessen Chor im vergangenen Jahr allein 40 Leute zählte. „Wir können auch für richtig viele Esser kochen, für uns gibt es da keine Obergrenze“, sagt Joachim Brucker selbstbewusst. Denn obwohl von den Vieren keiner ein Küchen-Profi ist, haben sie im Laufe der Jahre so viel Erfahrung gesammelt, dass sie das prima hinkriegen. Ein ganzer Anhänger voll „Großküchen-Zeug“, wie Gall flapsig sagt, von Fritteusen über eine Kipp-Bratpfanne bis zum Kombi-Dämpfer steht bereit.

Gute Küche braucht gute Brühe

„Wir kochen so, wie es uns schmeckt“, weiß Dieter Gall, und Billa Flohr ergänzt: „Und mit ganz viel Liebe.“ Es sei eher Hausmannskost als moderner Schnickschnack, betonen sie unisono. In diesem Jahr stehen Kässpätzle und Salat, Pasta mit verschiedenen Saucen, Gulasch mit Spätzle, panierte Schnitzel mit Pommes frites und Kassler Hals mit Bayrisch Kraut und Kartoffelpüree auf dem Speiseplan. „Der Kartoffelbrei wird selbst gemacht, bei uns gibt’s nichts aus der Tüte“, darauf legt Dieter Gall großen Wert. Der Salat wird selbst geputzt, und der Spätzleteig wird von Hand durch die Presse gedrückt.

Bereits am Tag vor dem Festivalstart wird ein riesiger Topf Fleischbrühe aufgesetzt: „Eine gute Brühe braucht man in jeder Küche“, weiß Dieter Gall. Lachend erinnert sich das Quartett an einen Koch-Einsatz, bei dem acht ganze Schweinehälse, insgesamt 21 Kilogramm Fleisch, stundenlang vor sich hin schmorten, nebendran ein 20-Liter-Topf mit Extra-Sauce aus Gemüse und Knochen. „Als die fertig war, mussten plötzlich alle Helfer ganz dringend in der Küche vorbeischauen, um die leckeren Knochen abzunagen“, erzählt Billa Flohr.

Zwei bis drei Wochen vor Festivalbeginn entwirft das Kochteam den Speiseplan, tätigt die Vorbestellungen, eine Woche vorher beginnt es mit dem Einkauf der haltbaren Zutaten. Und während des Festivals müssen morgens gegen 9 Uhr die frischen Waren bei Metzgern und Lieferanten vor Ort abgeholt werden, bevor mittags gegen 14 Uhr das Kochen beginnt. Die Vier vom Küchenteam nehmen Urlaub für den Einsatz: „Wir sind bis spät nachts hier, das würde nicht funktionieren, wenn man am nächsten Morgen wieder arbeiten müsste“, betont Joachim Brucker.

Für die Verköstigung der Künstler ist in den Verträgen oft bereits eine Catering-Liste enthalten. Da steht drin, ob sich jemand vegetarisch oder vegan ernährt oder nur Hühnchen isst. Manchmal wird auch ausdrücklich betont, dass die Künstler weder Fast Food noch Pizza vom Lieferdienst oder Leberkäs-Weckle essen möchten: „Da kann man sich vorstellen, was sie sonst manchmal hinter der Bühne angeboten bekommen“, grinst Joachim Brucker.

Backstage gibt’s für die Künstler zusätzlich ein Catering mit belegten Brötchen, Kaffee, Tee, einem Bierfässchen und auf Sonderwunsch auch eine bestimmte Whisky- oder Rotwein-Sorte. Falls ein Künstler nicht mit vollem Magen auf die Bühne möchte, sondern lieber erst nach seinem Auftritt essen will, wird das möglich gemacht. Billa Flohr und Christine Keller sind sich einig: „Die allermeisten sind überaus umgänglich, an zickige Leute erinnern wir uns nicht. Meist essen auch die Künstler mit uns, es ist ganz selten, dass einer mal seine Ruhe haben will und lieber für sich alleine isst“, erzählt Billa Flohr. „Und viele meinen auch, sie würden gerne wiederkommen, weil sie hier so gut betreut werden.“

Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass das Arbeitsklima im Zeltspektakel-Helferteam so gut ist: „Das ist ein toller Haufen. Man kennt sich so lang, man arbeitet Hand in Hand zusammen. Und man hat trotz der Arbeit viel Spaß miteinander“, betont Billa Flohr.