Obstbauer Martin Krinn prüft seine Apfelbäume auf seiner Plantage in Berkheim, die noch junge Früchte tragen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Besonders für Landwirte ist die Zeit der Eisheiligen kritisch, denn es kann frostig werden. Dieses Jahr ließen sie sich aber nicht blicken. Landwirte erwarten eine durchschnittliche bis gute Obst- und Gemüseernte.

Kreis Esslingen Die Eisheiligen, die im Mai oft für frostige Temperaturen sorgen, ließen sich dieses Jahr nicht blicken – zur großen Freude der haupt- und nebenberuflichen Landwirte sowie der Wengerter. Stattdessen hat es viel Niederschlag gegeben. „Im April war es noch sehr trocken, das ist besonders für Flachwurzler wie Beeren nicht von Vorteil“, erklärt Martin Krinn, der in Berkheim Steinobst sowie Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren anbaut. „Der Regen war bitter nötig.“ So sehen das auch andere Landwirte im Kreis. Wenn es keinen Hagel oder späten Frost gibt, dann erwarten sie eine durchschnittliche bis gute Ernte. Aber zu viel ist auch nicht gut, warnt Krinn: Obstbäume könnten bei anhaltender Witterung zu viele Früchte haben und sich dabei zu sehr „verausgaben“.

Der April war sehr trocken

„Letztes Jahr im April hat es Frost gegeben und alles ist verfroren“, erinnert sich Albrecht Schützinger, der Ansprechpartner für Obst- und Gartenbauberatung im Landratsamt Esslingen. „Wie sich die Obsternte dieses Jahr entwickelt, ist von der Witterung abhängig sowie vom möglichen Befall“, sagt Schützinger. Die Schäden der Gespinstmotte an Obstbäumen seien bereits sichtbar, Läuse und Würmer könnten sich künftig noch auf die Qualität und den Ertrag der Ernte auswirken.

Obstbauer Martin Krinn sieht vor allem trockene Frühjahre problematisch. Zwar habe es von November bis Februar genügend Regen gegeben, sodass die Apfel- und Birnenbäume noch gute Wasserreserven hatten. Die Beeren jedoch mussten von März bis April bewässert werden, denn ihre Wurzeln reichen nicht sehr tief in den Boden hinein. Trotzdem: „Der Fruchtansatz ist sehr gut“, sagt Krinn.

Für Apfelbäume sieht er allerdings die Gefahr, dass sie dieses Jahr zu viele Früchte tragen könnten. Wieso das denn schlecht ist? „Wenn sich die Bäume dieses Jahr zu sehr verausgaben, dann kann es passieren, dass es im nächsten Jahr weniger Äpfel gibt“, erklärt Krinn. Das sei das Phänomen der Alternanz. Deshalb müsse man eine Fruchtausdünnung vornehmen. Hierbei werden einige Früchte kurz vor oder kurz nach dem natürlichen Fruchtfall entfernt.

Christel Schäfer, die Vorsitzende des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine, sieht noch weitere Probleme. „Wenn Apfelbäume zu viele Früchte produzieren, dann können sie die Last fast nicht mehr tragen.“ Eine Fruchtausdünnung verhindere außerdem zu kleine Früchte. „Lieber hat man zwei schöne große Äpfel an einem Fruchtstand als fünf kleine“, findet Schäfer. Und mehr Äpfel bedeuten nicht automatisch mehr Gewinn: „Wenn es jede Menge Obst gibt, dann sinkt der Preis.“

Beim Gemüse habe es dieses Jahr noch keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagt Tobias Briem, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands. „Wir hatten befürchtet, dass sich die Ernte verschieben könnte, weil es im Februar Frost gab. Doch die Natur hat es wieder aufgeholt.“

Die Salaternte laufe schon seit Ende April. Da es keine Kälteschäden gegeben hat, sei die Ernte durchschnittlich. Der Minispitzkohl könne bereits dieses Wochenende geerntet werden. „Weißkohl ernten wir Mitte nächster Woche, der Rotkohl braucht noch etwas länger“, erklärt Briem. Schlecht sei es, wenn es noch Hagel, Sturm oder andere Umweltschäden geben würde. Frost sei aber nicht mehr zu erwarten.

Der Wengerter und Vorsitzende der Weingärtnergenossenschaft Esslingen, Albrecht Sohn, sieht gute Wachstumsprognosen für die Trauben: „Die Reben stehen gut da“, sagt er. Es habe keine Eisheiligen gegeben und die Reben litten nicht unter Wasserknappheit. „Im November und Dezember hat es viel geregnet und die Pflanzen bekamen durch die Winterfeuchte genügend Wasser“, erklärt Sohn. „Der Geschein, also der Fruchtansatz, ist gut. Die Trauben bilden sich erst in der Blüte. Wir erwarten die Vollblüte in zwei bis drei Wochen.“