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Immer mehr junge Menschen sind unsichere Schwimmer, die Zahl der mitunter tödlichen Unfälle steigt an. Nun ermöglicht die Gerhard-und-Christa-Maier-Stiftung Drittklässlern der Köngener Mörike-Grundschule, zwei Jahre lang an Schwimmunterricht teilnehmen zu können.

KöngenDie Statistiken sind alarmierend: Die Zahl der tödlichen Badeunfälle hat drastisch zugenommen und die Zahl der ertrunkenen Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren ist laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) 2018 um 38 Prozent gestiegen. 2009 wurde im „Memorandum zum Schulsport“ festgehalten: „Jedes Kind muss am Ende der Grundschulzeit sicher schwimmen können“. Von diesem Soll-Zustand, den Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbunds, des Deutschen Sportlehrerverbands und der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft damals formuliert haben, ist die Realität weit entfernt: Eine 2017 von der DLRG in Auftrag gegebene Umfrage ergab, dass 59 Prozent der Zehnjährigen als „unsichere Schwimmer“ einzustufen sind. Damit sich daran – zumindest für die Köngener Grundschüler – etwas ändert, finanziert die Gerhard-und-Christa-Maier-Stiftung ab dem kommenden Schuljahr mit fast 8000 Euro über zwei Jahre hinweg ein Projekt, bei dem alle Drittklässler der Mörike-Grundschule Schwimmunterricht erhalten.

Bürgermeister Otto Ruppaner stellte das Konzept nun vor: „Schwimmen weckt die Freude an der Bewegung, es macht viel Spaß und es ist ein toller Sport. Aber das Projekt soll auch für die Gefahren sensibilisieren, wenn Kinder nicht oder nicht gut schwimmen können. Die Badesaison hat begonnen, die Zahl der Badeunfälle steigt stetig, weil viele Kinder bedauerlicherweise nicht über die notwendigen Grundfertigkeiten beim Schwimmen verfügen.“ Vladimir Bunoza, Rektor der Mörike-Grundschule, ist für die Chance, die das Projekt bietet, sehr dankbar: „Wir haben uns das immer für unsere Schüler gewünscht. Schwimmen ist eine Kulturtechnik, die zu verschwinden droht, immer weniger Kinder können sicher schwimmen.“

Ab dem kommenden Schuljahr werden die vier dritten Klassen jeweils neun Schulwochen lang immer dienstags im Klassenverband mit dem Bus zum Schwimmunterricht nach Zizishausen ins Inselbad fahren. Nach neun Wochen ist dann die nächste dritte Klasse dran. Die Teilnahme für die Kinder ist verpflichtend, denn der Schwimmunterricht findet anstelle des regulären Sportunterrichts statt. „Wir haben ausgerechnet, dass mit Fahrt und Umkleiden eine gute Schulstunde reine Schwimmzeit im Wasser bleibt“, erläuterte Vladimir Bunoza. Zwei qualifizierte Lehrerinnen begleiten die Klasse, die in eine Schwimmer- und eine Nichtschwimmer-Gruppe aufgeteilt wird. Während die Nicht-Schwimmer das Medium Wasser spielerisch erleben und das Projekt auf Frühschwimmer- oder „Seepferdchen“-Niveau abschließen sollen, werden Kinder, die bereits schwimmen können, ihre Technik und Ausdauer verbessern. „Nach dem ersten Jahr evaluieren wir und schauen, ob sich das bewährt hat und wo wir vielleicht nachjustieren müssen“, erläuterte Vladimir Bunoza.

Sabrina Scharrenberg, Elternbeiratsvorsitzende an der Mörike-Schule, hat vor Projektbeginn nur positive Reaktionen gesammelt: „Die Schüler freuen sich und die Eltern sind begeistert. Gut schwimmen zu können ist lebenswichtig. Und hier bei uns gibt es so viele Naturgewässer, Seen und den Neckar, da ist es doppelt wichtig.“ Günter Hoffelner vom Stiftungsvorstand nimmt aber darüber hinaus auch die Väter und Mütter in die Pflicht: „Wir hoffen, dass die Eltern nach diesen neun Projekt-Wochen am Ball bleiben, dass sie mit ihren Kindern zum Schwimmen gehen und weiter mit ihnen üben.“

Das Angebot ist in diesen zwei Schuljahren kostenfrei für die Drittklässler, ihre Eltern und die Mörikeschule, denn die Gerhard-und-Christa-Maier-Stiftung übernimmt Fahrtkosten und Eintrittsgebühren. Für Stifter Gerhard Maier ist es ein Herzensanliegen, „dass dieser Schwimm-Unterricht für alle Kinder verbindlich und kostenfrei ist. Das Schwimmen-Lernen darf nicht daran scheitern, dass jemand nicht teilnehmen kann, weil es am Geld fehlt.“

„Schulschwimmen gehört in den Grundschulen zum Lehr- und Bildungsplan“, betont Corina Schimitzek, dass Schwimm-Unterricht im Kapitel „Bewegung, Spiel und Sport“ fest im Curriculum verankert ist. Die Leiterin des Staatlichen Schulamts Nürtingen betont, dass es den Mitarbeitern des Schulamts ein wichtiges Anliegen ist, dass die Schülerinnen und Schüler früh und sicher schwimmen lernen. Im Kreis Esslingen, so Schimitzek, sei es die Regel, dass Schulen Schwimmen anbieten. Da manche Kommunen aber mittlerweile keine Schwimm- oder Hallenbäder mehr hätten, müsse man sich – wie jetzt in Köngen – besondere Lösungen überlegen. Und die Schulamtsleiterin verspricht: „Das Schulamt hilft da bei der Suche nach Lösungen.“