Die Hindenburgstraße in Ostfildern-Nellingen Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Gemeinderat beschließt das 4,1 Millionen Euro teure Vorhaben. Die SPD bezweifelt, dass es zu besseren Verkehrsfluss kommen wird.

Ostfildern (hf) Der Worte sind genug gewechselt – packen wir es an.“ Was Grünen-Stadtrat Jürgen Kleih frei nach Goethe formulierte, traf den Nerv fast aller Gemeinderäte: In der Hindenburgstraße sollen nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Nach unzähligen Erörterungen und Umplanungen beschloss das Gremium mit großer Mehrheit, Nellingens Haupteinkaufsmeile nach den von der städtischen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft (SEG) vorgelegten Plänen umzubauen. Wenn alles gut läuft, könnte nächstes Jahr mit dem 4,1 Millionen Euro teuren Umbau begonnen werden.

„Es muss sich jetzt was tun“, sagte OB Christof Bolay. Seit mehreren Jahren ringen Verwaltung und Gemeinderat um eine Lösung, wie man die Hindenburgstraße attraktiver gestalten kann. Es geht um mehr Aufenthaltsqualität. Die Geschäftsstraße soll mehr zum Flanieren einladen. Dazu wird der obere Bereich in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich umgewandelt, in dem künftig Tempo 20 gilt. Ein zweites Ziel ist, den Verkehrsfluss zu verbessern. Das will man unter anderem mit einem Kreisel an der Kreuzung Esslinger/Denkendorfer/Hindenburgstraße erreichen. Außerdem sollen fast alle Ampeln wegfallen. Lediglich auf Höhe der Volksbank wird eine sogenannte Schlafampel installiert, die aber nur dann in Betrieb geht, wenn Fußgänger sie betätigen.

Drei Stadträte stimmten gegen die Planung. Einer von ihnen ist Frank Distel. In dem Konzept steckten „gute städtebauliche Ansätze“, sagte der SPD-Stadtrat. Vor allem gefällt ihm, dass mehr Platz für Fußgänger geschaffen wird. Was die Verkehrssituation betrifft, befürchtet Distel durch den Umbau eine Verschlechterung. Er bezweifelt die positiven Wirkungen des Kreisels. Fußgänger könnten den Verkehr mit dem Überqueren der Straße willkürlich lahmlegen. Zudem seien während der Bauphase „unerträgliche Verhältnisse in den Nebenstraßen“ zu befürchten, weil sich dorthin der Verkehr verlagere. Deswegen hat er große Zweifel, dass es sich um eine lohnende Investition handelt.
Eine „Riesenbelastung“

Die Freien Wähler begrüßen den Umbau, doch forderte deren Sprecher Wolfgang Mayer eine intelligente Baustellensteuerung. Denn das Projekt bedeute für die Bewohner in den umliegenden Straßen eine „Riesenbelastung“. Wichtig sei vor allem, sinnvolle Abschnitte zu bilden, sagte Mayer. „Wir sollten endlich den Mut haben, den Baubeschluss zu fassen“, sagte Grünen-Stadtrat Jürgen Kleih und forderte die Fraktionen am Ratstisch zum Handeln auf. In den vergangenen drei Jahren habe man immer wieder abgewogen und angepasst. Jetzt sei es genug. Das Argument, dass der Kreisverkehr im Scharnhauser Park nicht funktioniert, sondern den Verkehr eher behindert, hält Kleih für „eine Legendenbildung“.

Der jetzt gefundene Kompromiss sei „keine Ideallösung“, meinte Catherine Rothlübbers von der CDU. Wunderdinge könne man nicht erwarten. „Der Verkehr kann sich nicht in Luft auflösen.“ Den Gewerbetreibenden stehe angesichts einer Bauzeit von 12 bis 15 Monaten eine große Belastung bevor. Rothlübbers wiederholte eine alte Forderung der CDU: Auch am westlichen Ende der Hindenburgstraße müsse ein Kreisel gebaut werden.