Wolfgang Roser war maßgeblich an der Konzeption der Scharnhauser Geotreppe beteiligt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Was kann an Gestein denn schon besonders sein? -Sehr viel! Die Geotreppe im Scharnhauser Park zeigt seit nun zehn Jahren die Erdgeschichte des Südwestens anhand zehn aufgestellter Gesteinsblöcke.

Ostfildern Wenn Gestein sprechen könnte, dann hätte es uns viel zu erzählen, denn seine Entstehungsgeschichte reicht Abermillionen Jahre zurück. Die „Geotreppe“ im Scharnhauser Park bringt die Steine „zum Reden“, und das seit nun genau zehn Jahren. Große Blöcke der wichtigsten einheimischen Natursteine sind in dem Geogarten entlang eines Pfades aufgestellt und beschriftet. Man kann die Erdgeschichte also treppauf und treppab entlang gehen. Wolfgang Roser, ehemaliger Leiter des Nellinger Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) und ausgewiesener Geologe, war an der Konzeption der Geotreppe maßgeblich beteiligt. Er hält anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Geotreppe und des 15. Geburtstags der Bürgergärten im ehemaligen Landessgartenschaugelände am Freitag im Saal des Stadthauses im Scharnhauser Park einen Vortrag zur heimischen Erdgeschichte.

Auf dem Gelände sind fünf Sandsteine, zwei Kalksteine und ein Granitblock aufgestellt, dazu kleinere Gesteinsproben von Kalktuff, Travertin, Basalt, Vulkantuff und Gneis. Sie bilden die Großform der südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft ab. Baden-Württemberg zeichnet sich durch seine schräggestellten Gesteinsschichten aus, die durch die Verschiebung in Richtung des Oberrheingrabens entstanden sind. „So etwas Vergleichbares gibt es in Mitteleuropa nicht noch mal. Der Südwesten ist etwas Besonderes“, weiß Roser, der auch Landschaftsführer am Naturschutzzentrum Schopflocher Alb ist.

„Eine Besonderheit der Geologie auf den Fildern ist zum einen der sehr bekannte Vulkanschlot, der vor etwa 17 Millionen Jahren explodierte und dabei viel Gas und wenig Lava in die Luft schleuderte. Zum anderen unsere Felder, die deutschlandweit die besten Bodenwerte haben. Das kommt vom ‚Feinstaub der Eiszeit’, dem sogenannten Löss, der sich damals über Winde bei uns abgelagert hatte.“

Die Geotreppe entstand aus einer Agendagruppe heraus, die den Obstlehrpfad im Scharnhauser Park ins Leben gerufen hatte. Für das dafür erhaltene Preisgeld wollten die Mitglieder in ein neues Projekt investieren. Ursula Ehrhardt ist in der Agendagruppe aktiv. „Herr Roser hatte die Idee der Geotreppe und wir hatten eine neue Aufgabe gesucht. Wir haben toll harmoniert und deswegen mitgemacht“, sagt sie. Anregungen zur Geotreppe waren im Jahr 1989 die Freilegung des Scharnhäuser Vulkanschlots im Körschtal auf Wunsch der Uni Stuttgart sowie ein Besuch von internationalen Vulkanologen. „Der Vulkanismus der Stadt Ostfildern hat eine gewisse Bekanntheit eingebracht“, sagt Roser.

Er hatte schon vor einigen Jahren einen Geogarten für das HHG geplant, doch das Projekt scheiterte damals an der Finanzierung. Für die Geotreppe im Scharnhauser Park haben zahlreiche Sponsoren die wichtigsten Natursteine im gesamten Südwesten zusammengetragen. Mit großem Gerät und Kränen wurden die tonnenschweren Steine auf die Fläche im Scharnhauser Park gehievt. „Wir wollen mit der Geotreppe die Leute erreichen, die sich für Gestein interessieren. Das Wissen und die Geotreppe sprechen sich rum. Wir wollen die Leute anregen, sich mit der Erdgeschichte zu beschäftigen.“ Das sei Basiswissen eines jeden Erkundeunterrichts, doch leider verschwinde das immer mehr aus den Lehrplänen, bedauert Roser. Geologie sei auch deshalb so wichtig, da um uns herum immer wieder spannende Dinge passierten, wie die Tunnelbohrungen für Stuttgart 21, das Entdecken von Bodenschätzen sowie die Geothermie. Das kann zu Konflikten führen. „Geologie ist nicht bloß Wissen zum Vergnügen, sondern hat auch praktische Anwendung. “

Der Vortrag „Auf der Geotreppe durch die Erdgeschichte: Heimische Gesteine um und unter uns“ findet am Freitag, 18. Mai, um 19 Uhr im Saal des Stadthauses im Scharnhauser Park statt. Es werden begleitend Anschauungsobjekte ausgestellt. Der Eintritt ist frei.