Der ehemalige Plochinger Bürgermeister Eugen Beck (Mitte) und seine Mitstreiter Hartmut Strobel (links) und Andreas Sättele kämpfen dafür, dass Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der ehemalige Plochinger Bürgermeister Eugen Beck und seine Mitstreiter Hartmut Strobel und Andreas Sättele kämpfen weiter gegen ein siebenstöckiges Punkthaus auf dem Bruckenwasen.

PlochingenDas geplante 21 Meter hohe und 18 auf 18 Meter breite Punkthaus auf dem Bruckenwasen spaltet die Stadt. Der ehemalige Plochinger Bürgermeister Eugen Beck zeigt weiterhin klare Kante: „So einen Bebauungsplanverfahren macht man einfach nicht“, kommentiert er die Absicht von Verwaltung und der Mehrheit des Gemeinderats, auf dem ehemaligen Gartenschauareal an der Nahtstelle zwischen Wohnhäusern und Landschaftspark einem privaten Investor den Weg zu einem siebenstöckigen Kubus zu ebnen. Und zwar mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Mit seinen damaligen Verwaltungsmitarbeitern Hartmut Strobel und Andreas Sättele hat Beck nunmehr Bedenken und Anregungen verfasst, die die Landesgartenschau-Väter gewissermaßen als Privatpersonen in das Verfahren einbringen werden.

Beck stößt sich nicht nur an der Höhe und den Dimensionen des Punkthauses. Ebenso verheerend findet er, dass das Verbandsbauamt die Änderung des geltenden Bebauungsplans genau nach den Wünschen und Renditevorstellungen des Investors betreibe. Und dann auch die Baugenehmigung erteile – „ ohne dass eine Kontrollbehörde dazwischen geschaltet wäre“. Das öffne den Begehrlichkeiten aller künftigen Bauherren Tür und Tor. Beck: „Politische Hygiene sieht nach dem Verständnis vieler Bürger anders aus.“

Beck, sein damaliger Verbandsbauamtsleiter Sättele und Strobel, seinerzeit Erster Beigeordneter, Kämmerer und ehrenamtlicher Gartenschau-Geschäftsführer, appellieren an Verwaltung und Gemeinderat, das „unglückliche Änderungsverfahren“ schnellstens zu beenden – oder einen neuen Bürgerentscheid anzubieten. Denn die Wohnhäuser auf dem Bruckenwasen und die Entwicklung des benachbarten Landschaftsparks waren Bausteine der Konzeption für die Landesgartenschau 1998, die Beck durch einen Bürgerentscheid hatte absichern lassen. Und der er sich heute noch verpflichtet sieht.

In ihrer Stellungnahme an das Verbandsbauamt argumentieren die drei, dass das Punkthaus „zerstörend“ in den Park und die angrenzende Bebauung eingreife. Die Grundkonzeption der Architekten Ivano Gianola (Städtebau) und Jörg Stötzer (Landschaftsplanung) für den Bruckenwasen habe den Plochinger Kopf optisch mit ins Gelände geholt, der Klotz werde sich davorschieben. Die Wohnbebauung sei aus dem Blickfeld des Parks entwickelt worden und habe sich in der Höhenentwicklung bewusst an der Alten Spinnerei orientiert. Sättele geht in diesem Zusammenhang auch darauf ein, dass er nach der Gartenschau schon baureife Pläne für das nunmehr umstrittene Grundstück in der Schublade hatte. Aus denen dann aber nichts wurde. Sättele: „Aber wir hatten damals Stötzer und Gianola mit einbezogen und im Dialog mit dem Investor geplant.“ Das damalige Gebäude wäre eine Verlängerung des viergeschossigen Hauses am Bruckenbach in Richtung Landschaftspark geworden und hätte damit nicht störend in die Landschaftskonzeption eingegriffen. Das Baufenster in Richtung Landschaftspark hätte es nur geringfügig überschritten. Beck, Strobel und Sättel plädieren dafür, dieses sensible Eckgrundstück gar nicht mehr zu bebauen und zusammen mit dem Park nachhaltig als Landschaftsschutzgebiet abzusichern. Sie monieren, dass bei dem geplanten Punkthaus das Interesse des Investors über das öffentliche Interesse an einem „unversehrten“ Landschaftspark gestellt werde. Und sie kritisieren, dass man für das Eckgrundstück keine alternative Planungen verfolgt habe. Angesichts der angestrebten Gebäudehöhen halten die drei eine Visualisierung des Projekt vor Ort für unabdingbar – und zwar jetzt und nicht erst nach dem Ende des Beteiligungsverfahrens. Völlig ungeklärt sei auch, ob das hohe Gebäude den B10-Lärm über das gesamte Gelände streue. Außerdem sei die Planung rücksichtslos gegenüber der Nachbarschaft, die mit mehr Schatten leben müsste – aber ihre Wohnungen unter anderen Vorgaben gekauft hatte.

Und es stößt den drei Gartenschau-Vätern sehr auf, dass die Stadt keine Alternative zu dem Investorenprojekt untersucht habe, um bezahlbare Mietwohnungen zu schaffen. Sie solle die anderen noch verfügbaren Grundstücke auf dem Bruckenwasen dafür zur Verfügung stellen – das sei nur eine Frage der Verkaufskonditionen. Und damit könne man einen wirklich bedarfsgerechten Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot leisten.

Und wenn man auf dem Eckgrundstück dennoch unbedingt bauen will? Dann nur viergeschossig, möglichst begrünt und nicht ohne den Gartenschau-Architekten Stötzer, so Beck.