Andreas Staffl hat fast 1400 Schnapsgläser gesammelt und fein säuberlich in Vitrinen in seinem Arbeitszimmer aufgestellt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der 46 Jahre alte Deizisauer Andreas Staffl sammelt seit seiner Kindheit Schnapsgläser. Inzwischen hat er fast 1400 aus aller Welt – und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Deizisau Früher hat sich Andreas Staffl gesagt, er höre auf, Schnapsgläser zu sammeln, wenn er 2000 Stück zusammen hat. Als der gelernte Gärtner aus Deizisau vor Kurzem die kleinen Gläschen in den zig Vitrinen in seinem Arbeitszimmer durchzählte, kam er auf 1390 Stück. Jetzt, wo er gar nicht mehr so weit davon entfernt ist, seine selbst gesetzte Marke zu knacken, ist er sich allerdings nicht mehr sicher, ob er sein Hobby einmal an den Nagel hängen will. Denn nach wie vor packt ihn immer wieder das Sammelfieber, wenn er ein neues Exemplar in seinen Vitrinen ausstellen kann.

Dicht an dicht stehen hier die kleinen Gläschen in allen möglichen Variationen: Kleine bauchige neben hohen schlanken, solche mit Goldrand neben Milchglasbecherchen, aufwendig gearbeitete neben simpel bedruckten. Andreas Staffl mag sie alle, ihm gefällt die Gesamtheit seiner Sammlung. Aber ein Exemplar gibt es doch, das es ihm ganz besonders angetan hat. Es ist ein Unikat, das für ihn persönlich angefertigt wurde: Ein Schnapsglas mit den schwäbischen Kultfiguren Äffle und Pferdle. Als Staffl vor einigen Jahren zu einer Veranstaltung des Fanclubs der beiden Kultfiguren ging, hatte er das Glas dabei und fragte den Comiczeichner Alexander Linke, ob er ihm die Figuren darauf verewigen könne – der Zeichner willigte ein.

Nun stehen das Äffle und das Pferdle inmitten einer bunten Mischung von Schnapsgläsern aus aller Welt. Eine ganze Vitrine ist Andenken an Holland gewidmet, wo Staffl und seine Frau schon seit langer Zeit jedes Jahr Urlaub machen. In einem anderen Glaskasten befinden sich Sammlerstücke aus Stuttgart und Umgebung, wieder andere Bereiche sind Exemplaren mit Logos von Sportvereinen vorbehalten, Sonderanfertigungen von Brauereien oder Gläschen aus fernen Ländern. Da gibt es Mitbringsel aus Südafrika und Australien, aus Russland, Indonesien und Amerika. Aber auch die Schweiz und Österreich werden gut vertreten, ebenso diverse Fußball- und Eishockeyclubs sowie die Sehenswürdigkeiten aus den verschiedensten Städten. Bis unter die Decke hängen die Vitrinen in dem hohen Raum, nur an einer Wand ist noch Platz frei. „Die Wand habe ich von meiner Frau noch für meine Sammlung genehmigt bekommen“, erzählt Staffl mit einem Augenzwinkern.

Nicht alle Teile seiner Sammlung hat der 46-Jährige selbst erstanden. Viele der Schnapsgläser wurden ihm auch mitgebracht, von Kollegen, Freunden, Geschwistern oder einem seiner 13 Patenkinder – also von Nichten, Neffen oder Kindern von Freunden. „Ich weiß nicht mehr von jedem Glas, wo es herkommt“, sagt Staffl. Doch wenn man ihn auf einzelne Exemplare anspricht, kann er meist doch etwas dazu erzählen. Etwa zu den zwei Becherchen aus Indien: Die stammten von einem Mädchen, die als Austauschschülerin in der Familie eines Patenkinds gelebt habe. Sie habe mitbekommen, dass er Schnapsgläser sammle und zurück in Indien alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinem Patenkind bei einem Gegenbesuch zwei Gläschen für ihn mitgeben zu können.

Auch mit dem Becher in Form einer Uniformmütze hat es eine besondere Bewandnis: Diesen habe er aus einer Kneipe in Dresden, erzählt Andreas Staffl. Zu kaufen gebe es ihn gar nicht. Nur in diesem Lokal werde der Schnaps darin ausgeschenkt – und die Bedienungen dort trügen genau solche Mützen. Etwas ganz Besonderes dürften auch die sogenannten Spielgläser des VfB aus den 60er Jahren sein. Auf diesen sind Szenen von Fußballspielen in Miniaturform aufgemalt. Offenbar sei in der Saison 1963/64 für jedes Spiel ein eigenes Glas angefertigt worden, sagt Staffl.

Die Spielgläser hat der Sammler, der beruflich als Gärtner im Amazonienhaus der Wilhelma arbeitet, bei Ebay erstanden. Aber er gehe nur selten extra auf Jagd nach neuen Stücken, sagt er. Meistens ergebe es sich, dass er an ein neues Exemplar komme, etwa wenn er im Urlaub an einem Souvenirladen vorbeikomme – oder wenn wieder einmal jemand an ihn gedacht hat. Allerdings sei das früher noch häufiger der Fall gewesen, inzwischen hätten viele angesichts seiner großen Sammlung Sorge, ihm etwas mitzubringen, was er schon habe.

Das kann natürlich vorkommen bei jemandem, der seit Jahrzehnten sammelt. Schon als Kind hat Andreas Staffl damit angefangen – warum, weiß er gar nicht mehr so genau. „Ich denke, das waren Andenken an Urlaube in Österreich.“ Zwischendurch schlief das Hobby ein, doch irgendwann habe ihn das Sammelfieber wieder gepackt, erzählt der Gärtner. Wählerisch sei er dabei nicht, er nehme alles, was er bekomme. Nur einen Wunsch hatte er bis vor Kurzem: Er wollte unbedingt ein Schnapsglas aus Andorra. Zu Weihnachten hat er es nun bekommen: Ein Schwager, der in der Nähe des Ministaats Urlaub machte, brachte es ihm mit.

Man glaubt gar nicht, was man alles sammeln kann. Wir haben unsere Leser aufgerufen, von ihrer Sammelleidenschaft zu berichten. Die Resonanz war sehr erfreulich, und so werden wir in loser Folge unter dem Titel „Gesammelte Werke“ Menschen und natürlich das vorstellen, was ihre Leidenschaft geweckt hat.