Gärtner Schmauk (Mitte) erläutert Staatssekretärin Gurr-Hirsch und Bürgermeister Ruppaner den Einsatz von Nützlingen in der Gärtnerei. Foto: Kerstin Dannath - Kerstin Dannath

Den Kreisgärtnern stoßen die Forderungen des Volksbegehrens Artenschutz bitter auf. Bei einem Besuch macht ihnen Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch mit dem Verweis auf Pläne der Landesregierung Mut.

KöngenDas Fass ist voll“, sagt Kreisgärtnermeister Hansjörg Schmauk mit Blick auf die Auswirkungen der im Volksbegehren Artenschutz geforderten Maßnahmen. Bei einem Vororttermin in seiner Gärtnerei in Köngen mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, dem Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann (CDU) sowie Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner machten Schmauk und zahlreiche seiner Kollegen ihrem Ärger Luft. „Wir Gärtner haben ein breites Kreuz, aber irgendwann wird es selbst uns zuviel“, so Schmauk. „Wir spritzen nicht einfach aus Jux und Tollerei. In erster Linie versuchen wir, Nützlinge gegen Schädlinge einzusetzen, zum Beispiel die Raubmilbe gegen die Spinnmilbe.“ Nur wenn es nicht anders gehe, werde zur chemischen Keule gegriffen. Schließlich kennt der Kunde keine Gnade: „Wenn ein Weihnachtsstern nur eine kleine Macke hat, dann verkaufe ich ihn nicht“, sagt Schmauk.

Das den Gärtnern die Forderungen des Volksbegehrens Artenschutz, wie etwa die Beschränkung des Pestizideinsatzes, am dringlisten unter den Fingern brennen, bestätigt auch Gerhard Hugenschmidt, der Präsident des Gartenbauverbands Baden-Württemberg und Hessen: „Bislang gab es jedes Jahr eine neue Hiobsbotschaft für uns, egal ob Arbeitszeitgesetz oder Verpackungsvorschriften. Wir Gärtner wissen, dass etwas passieren muss, aber das Volksbegehren Artenschutz ist für uns mit soviel Bürokratie verbunden, das werden wir nicht packen. Die Stimmung ist explosiv, wir Gärtner sind auf 180.“ Und ob „die da in Stuttgart, das auch so erkennen“, wagen Hugenschmidt und die anderen zu bezweifeln.

Hier gab es seitens der Staatssekretärin vehement Widerspruch: „Wir sind in engem Kontakt mit der Landwirtschaft und weiteren Beteiligten.“ Und man müsse auch im Dialog bleiben, wie die Forderungen für alle Beteiligten in annehmbarer Form umgesetzt werden können. Deswegen habe die Regierung ein Eckpunkte-Papier festgelegt. Denn das etwas gegen das Artensterben getan werden muss, darin waren sich alle Beteiligten einig. Gurr-Hirsch ist guter Hoffnung, dass das Papier im neuen Jahr als Gesetzesentwurf in den Landtag eingebracht werden kann.

Aufklärung der Bevölkerung

Ein großes Problem sieht Gurr-Hirsch allerdings in der Unwissenheit eines Großteils der Bevölkerung. Der Wahlspruch „Rettet die Bienen!“ sei eine clevere Masche der Initiatoren des Volksbegehrens gewesen: „Da denkt doch jeder gleich an die nette Biene Maja und alle sind dafür.“ Aber im Grunde ging es ja nicht um die Honigbiene, sondern um die Wildbiene und andere Insekten. Selbst viele Imker hätten sich mittlerweile vom Volksbegehren Artenschutz distanziert weil ihnen die Forderungen zu weit gehen.

Laut Gurr-Hirsch setzt die Landesregierung auf ein ganze Bündel an Maßnahmen, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Neue Bildungsangebote in den Kindergärten, den Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen wie Naturschutzzentren und Freilichtmuseen sollen helfen, bei der Bevölkerung wieder die Lust zum Gärtnern zu wecken: „Die Leute müssen mal wieder Dreck unter die Fingernägel bekommen um zu realisieren, dass Pflanzenschutz notwendig ist.“ Und auch die Kommunen seien in der Pflicht, mehr für den Artenschutz zu tun. „Wir in Köngen geben unser Bestes“, so Bürgermeister Ruppaner mit Blick auf bienenfreundlich gestaltete Begrünung an Kreisverkehren oder insektenfreundliche Straßenbeleuchtung. Allerdings müsse auch seitens der Bürgerschaft die nötige Akzeptanz vorhanden sein, dass es mal nicht wie geschleckt auf dem kommunalen Rasen aussehe wenn der Bauhof die Anweisung hat, Blumeninseln stehen zu lassen. „Wir müssen die Menschen mit nehmen“, bestätigte Gurr-Hirsch und forderte mit Blick auf die Probleme der Gärtnereien: „Es muss den Leuten bewusst gemacht werden, dass eine Pflanze aus einer Gärtnerei eine ganz andere Qualität hat als eine Pflanze aus dem Discounter.“