Jetzt wird klar getrennt: Staatswald oder privat und kommunal. Foto: Jiricek72/Pixabay - Jiricek72/Pixabay

Der Streit des Kartellamtes mit dem Land hat zu einer Neuordnung der Forstverwaltung geführt. Ab 2020 wird es im Kreis Esslingen nur noch elf statt 16 Reviere geben.

Kreis EsslingenDie große Axt wurde an der baden-württembergischen Forstverwaltung nicht angesetzt. Der Bundesgerichtshof hatte 2018 vermieden, die Holzvermarktung im Land als kartellrechtswidrig zu verurteilen. Dennoch werden nun die Betreuung und Vermarktung des Staatswaldes komplett aus der Forstverwaltung des Landkreises herausgelöst. Die Zahl der Reviere im Landkreis Esslingen wird ab Januar 2020 von 16 auf 11 reduziert. Für Gemeinden und private Waldbesitzer wird es ein neues Abrechnungssystem geben. Der Kreistag stimmte der Neuorganisation ohne Debatte zu. „Wir sind wirklich froh und erleichtert, dass dieser Streit entschärft wurde“, kommentierte Marion Leuze-Mohr, Stellvertreterin des Landrats, die nun gefundene Lösung.

Von den 19.500 Hektar Wald im Kreis Esslingen sind 33 Prozent in Landesbesitz, 54 Prozent gehören Städten und Gemeinden, 13 Prozent sind Privateigentum. Bisher wird alles vom sogenannten Einheitsforstamt des Landkreises betreut. Außerdem hat die Stadt Esslingen noch eine eigene Revierleitung. Künftig wird der Staatswald von der ForstBW bewirtschaftet, einer Anstalt des öffentlichen Rechts, die in Tübingen-Bebenhausen sitzt. Dementsprechend zahlt das Land an den Kreis nichts mehr für die hoheitlichen Aufgaben im Staatswald. Die ForstBW wird im Landkreis Esslingen drei Bezirke haben: Schurwald, Schönbuch und Mittlere Alb. Sie reichen über die Kreisgrenzen hinaus. Ihre Mitarbeiter sitzen voraussichtlich in den Forstrevieren des Landkreises. Manche Revierförster werden künftig für die ForstBW arbeiten, weil ihre Reviere aufgelöst werden.

Insgesamt werde kein Personal abgebaut, betont Leuze-Mohr, für den Landkreis werden aber weniger Förster arbeiten, weil er weniger Zuständigkeiten und weniger Reviere haben wird. So werden beispielsweise die bisherigen Reviere Baltmannsweiler, Lichtenwald und Plochingen zu einem großen Revier vereint, das praktisch den ganzen Schurwald vereint. Das Organisationsmodell sei eine „gute Lösung“ für den Wald und die Waldbesitzer, heißt es in der Vorlage für die Kreisräte. Die Waldbesitzer hätten weiterhin einen Revierförster als Ansprechpartner. Man könne auch in Zukunft ein „umfassendes und kompetentes Beratungs- und Betreuungsangebot“ bieten.

Allerdings ändern sich die Zahlungsmodalitäten für die Betreuung und für den Holzverkauf für den Privatwald und die kommunalen Wälder. Für die Betreuung zahlen die Besitzer 74 Euro pro Hektar. Dafür erhalten sie den forstlichen Revierdienst, die Verkehrssicherung entlang öffentlicher Wege sowie die Wirtschaftsverwaltung. Diese Entgelt sei wohl höher als die bisherige Gebühr, die die Kommunen zahlen mussten, sagt Leuze-Mohr, aber es sei schwer vergleichbar. Die Gemeinde müssen für diesen Service insgesamt rund 650.000 Euro an den Kreis bezahlen. Einen kleineren Beitrag erhält der Landkreis weiterhin vom Land. Der liegt zwischen 10 und 30 Euro pro Hektar und hängt davon ab, wie hoch der Anteil an Erholungswald und wie hoch der Holzeinschlag ist.

Beim Holzverkauf haben das Land Baden-Württemberg und der Landkreis schon 2015 auf die drohende Klage des Bundeskartellamtes reagiert. Zur Vermarktung des Nadelstammholzes wurde eine kommunale Holzverkaufsstelle im Kirchheimer Forstamt eingerichtet, die für nichtstaatlichen Besitz von mehr als 100 Hektar Fläche zuständig ist. Deren Zuständigkeit wird ab Januar 2020 erweitert. Sie organisiert dann den Verkauf für alle Holzsortimente und alle nichtstaatlichen Waldbesitzer.

Pro Festmeter Holz verlangt der Landkreis einen Obolus von vier Euro. Insgesamt rechnet die Holzverkaufsstelle mit 40.000 Festmetern jährlich. Der Kreistag hat dieser Kalkulation und dem Entgelt zugestimmt. Die Verträge zwischen den Kommunen und dem Landkreis werden zum Jahresende aufgelöst.

Nur noch elf Reviere

Die Betreuung des Staatswaldes ist ab 2020 nicht mehr Sache der Forstreviere, sondern der ForstBW. Deshalb wird die Zahl Reviere im Kreis Esslingen von 16 auf elf reduziert.

Revier 1: Neuhausen, Köngen, Wolfschlugen, Unterensingen, Leinfelden-Echterdingen.

Revier 2: Filderstadt, Aichtal

Revier 3: Raum Neckartailfingen

Revier 4: Nürtingen

Revier 5: Raum Neuffen

Revier 6: Raum Owen, Lenningen

Revier 7: Raum Weilheim

Revier 8: Kirchheim, Dettingen

Revier 9: Ostfildern, Denkendorf, Deizisau, Wernau, Hochdorf, Notzingen, Wendlingen, Oberboihingen

Revier 10: Aichwald, Baltmannsweiler, Lichtenwald, Reichenbach, Plochingen, Altbach

Revier 11: Stadtwald Esslingen

Für den Staatswald wird es drei Bezirke der ForstBW geben: Schurwald, Schönbuch, Mittlere Alb.