Dieser Fuchs leidet an Räude. Wegen des starken Juckreizes kratzen und beißen sich die Tiere, was zu offenen Wunden und weiteren Infektionen führt. Quelle: Unbekannt

Füchse im Garten, Waschbären auf dem Kirschbaum - immer häufiger kommt es vor, dass Wildtiere in Wohngebieten auftauchen. Wenn Tier und Mensch eher ungewollt zusammentreffen, kann Sascha Richter, Wildtierbeauftragter des Landkreises Esslingen, weiterhelfen.

Von Sylvia Gierlichs

Die einen freuen sich, einmal ein Wildtier aus der Nähe beobachten zu können, bei anderen löst die Nähe des ungewohnten Besuchers eher Ängste aus. „Gründe dafür, dass Füchse, aber auch Dachse, Waschbären und Marder in den heimischen Garten kommen, gibt es einige. Zum einen dringen wir Menschen immer weiter in den Lebensraum der Wildtiere vor. Zum anderen gibt es unter den Wildtieren aber auch sogenannte Kulturfolger. Sie halten sich gerne in der Nähe von Menschen auf, wenn sie darin einen Vorteil sehen. Zu ihnen gehören die Füchse“, erklärt Sascha Richter.

Der Wildtierbeauftragte ist Ratgeber für Kommunen und Bürger, die Unterstützung im Umgang mit Wildtieren brauchen. Richter hat Forstwirtschaft studiert. Jagdwirtschaft, Wildtiermanagement, Zoologie, Wildbiologie, Wildökologie - damit kennt er sich aus. Der Beruf des Forstingenieurs ist für ihn ein „Traumberuf“. Schon als Kind war er viel in der Natur. Nach einem Praktikum im Forstamt Kirchheim stand der Berufswunsch fest. Ein Job wie der des Wildtierbeauftragten ist für ihn ein Glücksfall. „Aber dem Glück muss man manchmal auch nachhelfen“, sagt er.

Über Füchse im Garten dürfen sich manche Hausbesitzer nicht wundern: „Wer seine Katze auf der Terrasse füttert oder seinen Komposthaufen falsch, also mit Essensresten, bestückt, gar Fleischreste oder -knochen dort entsorgt, den Gartengrill ungereinigt herumstehen lässt oder den Gelben Sack schon am Tag vorher an die Straße stellt, darf nicht erstaunt sein, wenn er einen Fuchs im Garten entdeckt“, erklärt der Experte. Noch etwas finden Füchse richtig toll: Schuhe. Auch die sollte man nicht vor der Haustür stehen lassen.

Wer einen Fuchs im Garten hat, sollte Abstand halten. „Auf gar keinen Fall sollte man versuchen, das Tier zu bedrängen. Viel eher sollte man ihm einen Fluchtweg offenlassen, denn sonst kann es schon sein, dass sich das Tier verteidigt“, rät Richter. Wer das Tier verdrängen will, sollte ihm keinen Unterschlupf bieten: „Verschließen Sie Hohlräume unter Gartenhäuschen und Terrassen.“ Man kann auch versuchen, den Fuchs durch ein lautes Radio oder Nassspritzen mit einem Schlauch zu vertreiben. Wenn alles nichts nützt, kommt auf Antrag bei der Unteren Jagdbehörde eine Lebendfalle zum Einsatz. Damit fängt der Jagdpächter das Tier ein. Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Fuchs im Wald ausgewildert wird - in der Regel wird er erlegt und meist auf Krankheiten untersucht.

„Füchse sind Krankheitsüberträger und eine Gefahr für seltene Bodenbrüter. Auf der anderen Seite sind sie wichtige Aasfresser und natürliche Schädlingsbekämpfer in den Feldern, da sie sich hauptsächlich von Kleinnagern ernähren“, erklärt Richter. Ausgesetzt werden darf ein in einer Lebendfalle gefangenes Tier laut dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz nur mit Genehmigung der obersten Jagdbehörde, also dem Ministerium für Ländlichen Raum. Zeigt sich ein Fuchs bei Tage, sei er wahrscheinlich krank, sagt Richter. So wie der Fuchs, der in Neckarhausen auftauchte und einen mageren, abgekämpften Eindruck machte. Krankheiten wie Staupe und Räude dezimieren den Bestand der Füchse derzeit. Die Krankheiten sind nicht auf den Mensch übertragbar. Aber Hundebesitzer sollten ihre Tiere dagegen impfen lassen. Angst vor Tollwut müsse niemand haben, sagt der Wildtierexperte. Deutschland gelte seit 2008 als tollwutfrei. Wegen des Fuchsbandwurms sollte man nach der Arbeit im Garten, im Wald oder auf dem Feld gründlich die Hände waschen. Auch Früchte aus der Natur sollten abgewaschen werden, bevor man sie isst.“

In Ebersbach haben Waschbären einen Grundstücksbesitzer verärgert, weil sie seine Kirschen futterten. Die nachtaktiven und sehr scheuen Waschbären gebe es vermehrt, sagt Richter. „Sie übernachten häufig auf Dachböden. Da sie Greifhände haben, können sie prima Türen öffnen.“ Tagsüber schliefen sie auf Bäumen oder in Baumhöhlen, aber auch in Felsspalten, auf Hochsitzen oder in dichtem Gestrüpp. Was für die Vergrämung von Füchsen gilt, gilt ebenso, wenn man Waschbären oder auch Dachse und Marder wieder loswerden will: Keine Essensreste oder Tierfutter im Garten oder auf der Terrasse, alle Unterschlupfmöglichkeiten verbarrikadieren und notfalls durch Lärm verscheuchen.

Wer Fragen zum Umgang mit Wildtieren oder Probleme mit ihnen hat, kann sich an den Wildtierbeauftragten Sascha Richter wenden: Tel. 07 11/ 39 02-27 17 oder E-Mail: richter.sascha@lra-es.de