Wie geht es weiter mit der Gemeinschaftsschule in Nellingen? Foto: Bulgrin - Bulgrin

Rektor verärgert über Verzögerungstaktik bei Raumplanung – OB: Vielleicht Grundsatzentscheid im Juli

Ostfildern„Es muss endlich was passieren.“ Udo Lang ist es langsam leid, immer in die Bittstellerrolle zu schlüpfen. Der Rektor der Erich-Kästner-Schule (EKS) in Nellingen kämpft seit Langem darum, dass die Stadt Ostfildern räumliche Perspektiven für die Gemeinschaftsschule aufzeigt. Mit den jetzigen Platzangebot könne die neue Schulform auf Dauer nicht existieren, sagt Lang. „Es geht darum, dass wir ordentliche Bedingungen für die Schüler bekommen.“ Wenn die Stadt nicht bald eine Lösung schaffe, „können wir im Schuljahr 2019/20 keine neue Klasse mehr aufnehmen“.

In Verwaltung und Gemeinderat sind die Probleme bekannt. „Wir wissen, dass wir eine Entscheidung treffen müssen, aber das muss gut durchdacht sein“, sagt OB Christof Bolay. Noch vor der Sommerpause werde man im Gemeinderat die Grundzüge der aktualisierten Schulentwicklungsplanung präsentieren. Ein Gutachter sei mit der Aufgabe betraut. Die Zukunft der Gemeinschaftsschule spiele in dem Gesamtkonzept eine zentrale Rolle.

„Auch die Eltern wollen endlich Bescheid wissen, wie es mit der Gemeinschaftsschule weiter geht“, sagt Uli Maute, der in der EKS die Ganztagsbetreuung organisiert und dem erweiterten Schulleitungsteam angehört. Wie Rektor Lang freut sich Maute darüber, dass für das kommende Schuljahr 88 Neuanmeldungen vorliegen, was für den Erfolg der 2016/17 gestarteten Gemeinschaftsschule spreche. Enttäuschend sei jedoch, dass die Stadt die Eingangsklasse wieder dreizügig fahren will. „Aus pädagogischen Gründen wären vier Klassen viel besser“, sagt Lang. Mit randvollen Klassen ließen sich die Ziele der Gemeinschaftsschule viel schwieriger umsetzen. „Wir sind nicht einfach die Fortführung der Werkrealschule“, ergänzt Maute. Wegen der Raumnot werde man im kommenden Schuljahr auch das Thema Inklusion hintanstellen müssen und keine Schüler mit Handicaps aufnehmen können.

„Seit fünf Jahren Versprechungen“

Überhaupt nicht verstehen können Lang und Maute die Überlegungen, die Gemeinschaftsschule wegen frei werdender Raumkapazitäten in der Schule im Park auf zwei Standorte zu verteilen. Dann könnte man beispielsweise das Mentorensystem gar nicht umsetzen, erklärt Maute. Auch für die Lernbetreuung sei eine Trennung kontraproduktiv. Überhaupt sei das intensive Miteinander ein elementares Prinzip der Gemeinschaftsschule.

Verärgert ist Lang, dass er von der Stadt bei der Schulsanierung seit Jahren hingehalten werde . „Seit fünf Jahren gibt es Versprechungen, aber es tut sich nichts.“ Genauso kritisiert der Rektor die „mangelnde Wertschätzung der Stadt“ für sein engagiertes Lehrerteam. Wenn nicht bald positive Signale von der Stadt kämen, könne das schon im nächsten Jahr gravierende Folgen haben.

OB Bolay kann die Sorgen verstehen, doch müsse man an der EKS noch etwas Geduld haben. Dass die vor Jahren erarbeitete Schulentwicklungsplanung aktualisiert werden müsse, habe zwei Gründe. Erstens sei man ursprünglich davon ausgegangen, dass sich die Gemeinschaftsschule aus der Realschule heraus entwickeln werde, was wegen des Neins der Gesamtlehrerkonferenz nicht geschehen sei. Zweitens sei man, so Bolay, bei der Gemeinschaftsschule von einer Zweizügigkeit ausgegangen. Mittlerweile sehe es aber nach einer stabilen Dreizügigkeit aus. Dass die Gemeinschaftsschule von einem Austausch im Schulzentrum lebt, ist für den Rathauschef unbestritten. Deshalb ist für ihn eine Lösung mit zwei Standorten nicht zukunftsfähig. Erste Weichenstellungen könnte es laut Bolay im Juni bei einer Klausursitzung des Gemeinderats geben. Da werde man eingehend über die Zukunft der städtischen Immobilien beraten. Dazu gehörten auch die Schulen.

„Problem ist die Lehrerversorgung“

In den Fraktionen wird das Thema unterschiedlich diskutiert. Für SPD-Fraktionssprecher Werner Schmidt ist klar: „Wir wollen eine starke Gemeinschaftsschule.“ Ein Schulbetrieb mit zwei Standorten sei machbar, könne aber nur eine vorübergehende Lösung sein. Seine Fraktion mache sich für eine Vierzügigkeit im neuen Schuljahr stark, so Schmidt. Hinter der momentanen Planung mit drei Zügen steckt nach seiner Ansicht das Staatliche Schulamt. Schmidt: „Das Problem ist die Lehrerversorgung.“

„Eine Schule, die auf zwei Standorte verteilt ist, ist nie gut“, sagt Petra Hönschel-Gehrung von den Freien Wählern. „Da wächst eine Schule einfach nicht zusammen.“ Hönschel-Gehrung ist selbst an der EKS als Lehrerin tätig und weiß aus leidvoller Erfahrung um die Probleme. Von der anstehenden Klausur erhofft sie sich Erkenntnisse und Anstöße, wo die Stadt in den nächsten Jahren investieren kann und muss.

Für Norbert Simianer, den Vorsitzenden der CDU-Fraktion, kommen die Probleme nicht überraschend. Als ausgewiesener Gegner der Gemeinschaftsschule hatte der frühere Realschuldirektor schon vor dem Start kritisiert, dass kein tragfähiges Konzept vorliege. Jetzt sei genau das eingetreten, was seine Fraktion von Anfang an befürchtet habe. Von der Idee, eine Schule zu teilen, hält Simianer „überhaupt nichts“. Nicht einmal übergangsweise solle man sich für eine solche Variante entscheiden. Aufs Tempo drücken auch die Grünen. „Uns geht das zu langsam“, sagt Fraktionssprecherin Margarete Schick-Häberle. Man müsse nun rasch eine Grundsatzentscheidung treffen, in welche Richtung sich die Gemeinschaftsschule ausdehnen kann. Wichtig sei, dass man sich für einen Standort festlegt. Genauso wichtig sei wegen der Option einer Oberstufe die Nähe zu den Gymnasien.