Beim Schauschmieden gab es etwas Wärme. Quelle: Unbekannt

Vom Neuschnee haben sich die Plochinger nicht ihren „Frühling“ verderben lassen. Sie sind zahlreich zum verkaufsoffenen Sonntag samt Hocketse, Aktionen und Märkten gekommen.

PlochingenDer Plochinger Frühling und seine Besucher ließen sich gestern weder vom Schnee noch von Temperaturen um den Nullpunkt abschrecken. Nicht nur in den Geschäften, auch in der Marktstraße war mehr Betrieb, als die Wetterlage erwarten ließ – und ein paar ganz Unerschrockene ließen sich sogar bei der Marktplatz-Hocketse neben dem verschneiten Osterbrunnen nieder.

Neben blühenden Forsythien-Zweigen schmückten auch Schneekappen und Eiszapfen die kugeligen Leuchten in der Fußgängerzone. „So schön war’s am Weihnachtsmarkt nicht“, sagte Sibylle Renner vom Verein Bürger für Berber, als sie beim Aufbau um die Mittagszeit den Schnee vom blau-gelben Standdach klopfte und kurz die Sonne aus den Wolken schaute. „Zwiebelpflanzen können raus“, meinte Stefanie Herda gegenüber bei Blumen Binder. Für andere Blumen sei es zu kalt, dafür baue man halt die Porzellan- und Ostersachen auf. Selbst eine Handvoll Flohmarktbeschicker ließ sich nicht schrecken, wie Dominic Gerdes, der auf einer Decke auf dem Boden seine Bücher und Spiele ausbreitete.

Am Stand des Naturschutzbundes Nabu ging es neben Vögeln, Fledermäusen und Nistmöglichkeiten für diese auch um einen, dem die Kälte gar nichts ausmacht. Denn Mitglied Sabine Häring ist Wolfsbotschafterin und hat ihr Wissen und einiges Material zu dem grauen Gesellen dabei, der zunehmend auch in Baden-Württemberg – und in den Medien – unterwegs ist.

Hauptsache kein Regen

Am besten dran waren an diesem Tag diejenigen, die irgendwie mit Feuer zu tun hatten: am Grill, am Kessel für gebrannte Mandeln oder beim Schauschmieden vor der Ottilienkapelle. Auch rund um die drei Öfen, die auf einem Pkw-Anhänger vor dem Kaminstudio standen und mit Holz befeuert wurden, scharten sich die Leute und genossen die warme Wolke in der Fußgängerzone.

„Solange es nicht regnet, kommen die Plochinger raus“, meinte „Osterhase“ Roland Zenner in seinem dicken Fell. Ebenso wenig fror das Allianz-Maskottchen im bärigen Kostüm. In ihm steckte an diesem Tag Holger Richter vom FV Plochingen, dessen Fußballjugend mit dem Spendenkässchen für den Selbsthilfeverein Soma sammelte, genau wie die Allianz-Vertretung selbst. Schon deshalb sei es nicht in Frage gekommen, zu Hause zu bleiben, sagte Angie Keck, bei der die ganze Familie – drei Generationen – mithalf. Zwei Heiz-Pilze zum Aufwärmen habe man „gestern Abend noch gekauft und heute früh um acht zusammengeschraubt.“ Jetzt hoffe man, „dass noch ein paar Leute vom Sofa aufstehen und kommen.“

Gut beheizt waren auch die beiden Zelte von Inge Körner, die mit ihrem spitzen Dach quer über die Bahnhofstraße standen: Hier wurde 80 Jahre „Zigarren-Körner“ gefeiert, wie die Inhaberin – selbst seit 57 Jahren dabei – stolz erzählte. Das Ladenschild, eine Zigarre aus Kupferblech, ist noch das Original, einst von einem Kupferschmied in der Nachbarschaft geschaffen.

Im Alten Rathaus war es nicht viel wärmer als draußen, aber wenigstens ziehe es nicht, sagte Marcella Illenberger-Vogel, die Deko und Geschenke für Ostern verkaufte. Eine Kundin packte glücklich einige der kleinen, österlich verzierten Streichholzschachteln ein: „Klasse Idee, toll! Da kann ich meinen Enkeln Geld reintun.“ Die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei wechselten sich beim Bücherflohmarkt draußen und drinnen ab, Markus Hekler am Stand daneben hatte frischen Glühmost als Magenwärmer parat.

Morgenmantel statt Dessous

Annemarie Kolbe verzichtete notgedrungen auf die Dessous-Modenschau im Freien und packte ihre Models anders ein: „Die sind warm angezogen, mit Schlafanzügen, Plüschmorgenmantel und Plüschjacke“, sagte sie. Außer an den Händen sei ihnen tatsächlich nicht kalt, bestätigten Esra und Emilia, die draußen Werbung verteilten. Bürgermeister Frank Buß, freute sich mit Organisatoren vom Stadtmarketing, dass kein Stand verwaist blieb. „Einige haben ihre restlichen Glühweinbestände vom Weihnachtsmarkt rausgeholt“, meinte er – und vieles spiele sich ja auch innen in den Geschäften ab.

Auch im Dettinger Park waren die Aktivitäten nach innen verlagert. Schon seit dem Vormittag lief das Tipp-Kick-Turnier der Harmonikafreunde, unter dessen 20 Teilnehmern einige neue Gesichter waren. Schon Kinder ab acht machten mit und trafen auf den einen oder anderen alten Hasen, der das Turnier vor 19 Jahren mitgegründet hat. Wenn sie „das Handy einen Tag lang vergessen“ sei das für ihn Motivation, weiterzumachen, sagte Organisator Holger Gröschel.

Auf ihr Zelt im Freien, in dem sonst Live-Musik zu hören ist, verzichteten die Harmonikafreunde allerdings. „Das fällt leider flach, weil es einfach zu kalt ist für die Instrumente“, sagte Mitglied Dino am Grill. Currywurst und Rote wurden trotzdem draußen zubereitet – wobei das Grillteam die Vereinskameraden bei der Kaffee- und Kuchenausgabe drinnen schon ein bisschen beneidete.