Ferdinand Walliser zuhause in Aichwald-Aichschieß. Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger - Ulrike Rapp-Hirrlinger

Der 18-Jährige geht für ein Jahr nach Paraguay. Sein Ziel: Einen prägenden Eindruck hinterlassen.

AichwaldDas Abitur hat Ferdinand Walliser in der Tasche. Nun zieht es den 18-Jährigen, der mit seinen Eltern und beiden Geschwistern in Aichwald-Aichschieß wohnt, in die Ferne - nach Paraguay. Nur zu reisen wäre für den musik- und sportbegeisterten jungen Mann allerdings nie in Frage gekommen. „Ich will Einblicke in das Alltags- und Arbeitsleben, möchte in die Kultur des Landes eintauchen“, sagt er. Ein Freiwilligendienst sei dafür genau das Richtige. „Man ist in engem Kontakt mit den Menschen vor Ort.“

Konrad Mohl, evangelischer Pfarrer in Aichwald und ein Freund der Familie, gab ihm den Tipp, sich an das Gustav-Adolf-Werk (GAW) zu wenden. Bei seiner Bewerbung durfte Walliser Wünsche äußern: „Südamerika“ und „etwas mit Kindern“ standen auf seiner Liste. Zugeteilt wurde er einem SOS-Kinderdorf in Asunción. „Das ist ziemlich genau das, was ich wollte“, freut sich Walliser. Sich mit Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen, habe ihm schon immer Spaß gemacht – ob in der Jungschar, im Kinderchor der evangelischen Kirchengemeinde Aichwald oder bei den Royal Rangers, einer christlichen Pfadfindergruppe. Am Esslinger Theodor-Heuss-Gymnasium war er zudem Vertrauensschüler und in der Esslinger Jugendkantorei, wo er mitsingt, sitzt er im Chorausschuss. Eine Reise des Chors nach Malaysia gab übrigens den Anstoß für den Freiwilligendienst. Fasziniert von den intensiven Eindrücken einer fremden Kultur stand für den jungen Sänger fest: Dies sollte nicht die letzte Erfahrung dieser Art sein.

Nun aber geht es nicht nur für Wochen, sondern für ein ganzes Jahr in die Fremde. Gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen wird Ferdinand Walliser im Kinderdorf die dort lebenden Kinder durch den Alltag begleiten, ihnen bei den Hausaufgaben oder beim Lernen helfen aber auch Projekte anbieten. Vor allem regelmäßige sportliche Aktionen hat der hochgewachsene junge Mann im Sinn. „Ein Tag ohne Sport geht bei mir gar nicht“, betont er. Tennis, Volleyball, Radfahren, Schwimmen, Leichtathletik und Basketball – die Liste seiner eigenen sportlichen Aktivitäten ist lang.

Wichtig ist ihm die Hinwendung zu den Kindern. „Ich möchte gerne eine Art Mentor sein, der für die Kinder da ist.“ Vor allem um die Jungs will er sich kümmern. „Ich bin einer von wenigen männlichen Betreuern.“ Walliser weiß, dass die gut 80 Kinder im Kinderdorf schlimme Erlebnisse hinter sich haben. Sein Ziel: „Teil des Kinderdorfs zu werden und einen prägenden Eindruck bei den Kindern zu hinterlassen.“ Vorbereitet für seine neue Aufgabe hat er sich unter anderem durch ein Praktikum in seinem alten Waldkindergarten in Aichwald. „Dort habe ich gelernt, dass man Konflikte unter Kindern ganz anders lösen muss als mit Erwachsenen.“ Und auch die Vorbereitungsseminare des GAW, bei denen unter anderem ehemalige Freiwillige berichteten, seien hilfreich gewesen. Zudem gibt es einen Ansprechpartner vor Ort, der bei Problemen oder Fragen weiterhilft.

Die größte Herausforderung werde vermutlich die Sprache sein, sagt Walliser. Er spricht zwar Englisch, Französisch und Italienisch, Spanisch muss er sich aber noch aneignen. Ein Sprachkurs in Spanien und ein zweiwöchiges Sprachseminar in Buenos Aires sollen die nötigen Grundkenntnisse liefern. „Damit hoffe ich, gerüstet zu sein.“ Das Kinderdorf, in dem Walliser auch wohnen wird, liegt in einer Gegend mit viel Kriminalität. Das Areal ist deshalb abgeschottet und hat bewaffnete Sicherheitskräfte. „Es ist an der Tagesordnung, dass man überfallen wird“, hat Walliser erfahren. Außerhalb keine schicken Klamotten zu tragen und abends unbedingt ein Taxi zu nehmen, waren wichtige Tipps anderer Freiwilliger. Dennoch rechnet er damit, „dass es auch mich trifft“. Seine Eltern allerdings machten sich darüber mehr Gedanken als er selbst.

Auch wenn Ferdinand Walliser voller Vorfreude in das neue Abenteuer geht: „Ein bisschen mulmig ist mir schon auch“, gibt er zu. Seine Sorge gilt vor allem der Frage, ob er sich ins Projekt gut einfinden kann. „Ich hoffe, ich bekomme das richtige Gespür dafür, wie die Menschen dort ticken.“ 24 Urlaubstage stehen ihm zu. Diese will er für Reisen nutzen: Peru und Chile sollen es auf jeden Fall sein, aber auch mit Bolivien liebäugelt er. Paraguay selbst habe touristisch nicht so viel zu bieten. Walliser geht offen an seine neue Aufgabe heran. „Ich will ganz unvoreingenommen sein und alle Eindrücke und Erfahrungen aufsaugen wie ein Schwamm.“ Für sich persönlich erhofft er, „dass ich Klarheit bekomme, was ich beruflich machen möchte“. Eines steht schon fest: „Es soll irgendetwas mit Menschen, am liebsten mit Kindern sein.“ Lehrer zu werden, kann er sich vorstellen, aber auch ein Medizinstudium mit dem Ziel, Kinderarzt zu werden. In einem Jahr wird er klarer sehen.