Das Obergeschoss des früheren Hertie-Gebäudes hat die Gemeinde zur Flüchtlingsunterkunft umbauen lassen. Quelle: Unbekannt

Nach einem langen Gespräch mit Bürgermeister Ingo Hacker haben die Flüchtlinge, die zwei Tage vor dem Rathaus in Neuhausen übernachtet hatten, eingelenkt. Sie sind am Mittwochnachmittag in die Unterkunft in der Mörikestraße eingezogen. Gestern hat der Landkreis weitere Flüchtlinge nach Neuhausen geschickt, auch heute wird ein Transport erwartet.

Von Roland Kurz

Am Montag waren die ersten sieben Pakistani aus Kirchheim in Neuhausen eingetroffen, als Teil der Quote von 108 Flüchtlingen, die Neuhausen in der Anschlussunterbringung zu übernehmen hat. Die ehemalige Lagerhalle im Gewerbegebiet und die Zimmer mit sechs und zwölf Stockbetten waren nicht das, was die Flüchtlinge erwartet hatten. Auch die ehrenamtlichen Helfer von WIN (Willkommen in Neuhausen) fanden, dass Zwölferzimmer nicht angemessen sind. Die Flüchtlinge zogen deshalb vors Rathaus und übernachten zwei Mal unterm Baum auf dem Schlossplatz (wir berichteten). Angesichts dieser Situation hatte auch das Landratsamt die Gemeinde aufgefordert, „geeignete Wege zu finden, damit Ruhe einkehrt“. Der Kreis hielt jedenfalls an seinem Plan fest, diese Woche insgesamt 51 Flüchtlinge nach Neuhausen zu schicken.

Die geforderte Ruhe scheint nun wieder hergestellt zu sein. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, schildert Hauptamtsleiter Bernd Schober das Gespräch mit den Flüchtlingen. Die Männer aus Pakistan hätten sich einfach nicht vorstellen können, dass es in dieser Region keine andere Wohnung gebe. Sie hätten erwartet, dass jeder ein eigenes Zimmer bekomme. Man habe ihnen aber klar gemacht, dass die Gemeinde derzeit keine andere Unterkunft habe. Es gebe nur Sechser- und Zwölferzimmer, ein geplantes Doppelzimmer sei noch nicht fertig.

Es sei auch nicht so einfach, das große Zimmer zu teilen, sagte Schober. Eine Trennwand müsste Brandschutzvorschriften genügen und aus dem gleichen Grund müsste eine zweite Tür eingebaut werden.

Handwerker sind in der Mörikestraße dabei, weitere Zimmer herzustellen, damit insgesamt 58 Personen Platz finden. Außerdem will die Gemeinde nochmals beim Landratsamt einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen, um mehr als 58 Personen unterbringen zu können. Dazu braucht es eine Brandmelde-Einrichtung. Ob in der Mörikestraße tatsächlich noch mehr Flüchtlinge aufgenommen werden, hänge jedoch davon ab, wie schnell die Gemeinde andere Unterkünfte bereitstellen könne, sagte Schober. Da ist zum einen die Albstraße, auf der jetzt das Gericht eines von drei geplanten Gebäude zulässt. Allerdings nur ein zweigeschossiges Haus. Das Gebäude, das in Südtirol vorgefertigt wurde, ist aber ein Stockwerk höher. Es war für die andere Seite des Grundstücks geplant. Nun werde geprüft, ob man dieses Haus in abgespeckter Form bekomme, erklärte Schober. Man suche aber auch nach anderen Standorten.

Bewegung kommt auch in die Beziehung zwischen Rathaus und der Initiative WIN. Auf Wunsch des Gemeinderats hat Bürgermeister Hacker die Ehrenamtlichen zum Gespräch eingeladen. WIN hatte vergangene Woche aus Verärgerung ihre Arbeit eingestellt. Von der Gemeinde fehle jegliche Unterstützung.

Am Samstag gibt die Gemeinde den Bürgern von 14 bis 16 Uhr die Gelegenheit, die Unterkunft in der Mörike-straße 55 selbst in Augenschein zu nehmen. Unbewohnte Zimmer, Küche und Bad werden geöffnet.