Die Pädagogin Ingrid Stritzelberger zeigt, wie man die Arten unterscheidet. Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger - Ulrike Rapp-Hirrlinger

Mindestens sechs verschiedene Fledermausarten leben in Denkendorf. Die Arten unterscheiden kann Ingrid Stritzelberger vom Fledermausteam der Stadt. Dort gibt sie Tipps, wie man die Tiere schützen kann.

DenkendorfViele Menschen verbinden mit Fledermäusen das Bild des blutsaugenden Vampirs. Dabei sind die nächtlichen Jäger nicht nur nützliche, sondern auch bedrohte Tiere. Ingrid Stritzelberger ist der Faszination der Tiere schon in jungen Jahren erlegen. Heute gehört die 64-Jährige zum Fledermausteam Denkendorf. Sie wollen Quartiere, Jagdreviere und derzeit auch Kinderstuben der heimischen Fledermäuse aufspüren, kartieren und dokumentieren. Auch welche Arten vorkommen, will das Team herausfinden.

Dafür ist die ehemalige Lehrerin am Ostfilderner Otto-Hahn-Gymnasium derzeit fast jeden Tag draußen unterwegs – entweder am frühen Morgen oder abends. Ein sogenannter Batlogger, dessen Anschaffung die Bürgerstiftung Denkendorf mit 1000 Euro bezuschusst hat, macht die Echoortung der Säugetiere hörbar und zeichnet die GPS-Daten auf. Die Auswertung der Daten lässt Rückschlüsse nicht nur auf die Quartiere und Jagdreviere, sondern auch auf die Fledermausarten zu. Die Daten werden in eine bundesweite Datenbank eingespeist.

Das Denkendorfer Team gehört zu einer achtköpfigen Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu) Ostfildern, die seit dem vergangenen Sommer auch in Nellingen, Ruit und Filderstadt den kleinen Fliegern auf der Spur ist. Sie ist zudem Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg.

Neben der Dokumentation ist der Gruppe die Information auch von Schülerinnen und Schülern wichtig – nicht nur, um den schlechten Ruf der Fledermaus aufzupolieren, sondern auch um über ihre Bedeutung für das natürliche Gleichgewicht und den Artenschutz aufmerksam zu machen. Im Rahmen der Schüler-Ferienbetreuung im Jugendhaus Focus fand jetzt die erste öffentliche Aktion statt. In zwei Gruppen erfuhren die Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren allerhand über Fledermäuse. Nur wenige der Kinder haben sie schon gesichtet. „Egal wo ihr wohnt, in Denkendorf gibt es viele Plätze, wo ihr Fledermäuse entdecken könnt“, erklärt Stritzelberger. Wie die Tiere ihre Beute dank Echoortung jagen, verdeutlicht ein Spiel. Und dann kommt sie, die Frage nach dem Blutsauger: „Können sich Fledermäuse in Vampire verwandeln“, will ein Junge wissen. Stritzelberger gibt Entwarnung: Von über 1000 Arten weltweit gibt es nur eine in Mittel- und Südamerika, die sich von Blut ernährt. Alle anderen geben sich mit Insekten oder Früchten zufrieden.

Wenn sie tagsüber große Insektenschwärme sieht, vermutet Stritzelberger, dass Fledermäuse nicht weit sind. Doch vor allem das Insektensterben bedroht die Fledermäuse. Weil es dank Renovierungen immer weniger zugängliche Dachböden, Überstände oder auch hölzerne Fensterläden gibt, verlieren die scheuen und nicht angriffslustigen Tiere Rückzugsorte. Deshalb erklärt die Fachfrau den Kindern, was sie selbst oder ihre Eltern für die Fledermäuse tun können.

Da aus den Fingern bei den Fledermäusen Flügel geworden sind, deren Haut sie wie einen Regenschirm aufspannen können, sind sie gewandte Flieger. Anhand von Fotos zeigt die „Fledermausfrau“, welche Arten in Denkendorf vorkommen: Zwerg-, Mücken-, Rauhaut-, Wasser- und Zweifarbfledermaus sowie der große Abendsegler gehören dazu. Stritzelberger vermutet, dass auch die Breitflügelfledermaus hier heimisch ist. In anderen Gebieten der Filder wurden auch der kleine Abendsegler und das große Mausohr entdeckt. An ihren unterschiedlichen Umrissen kann man sie erkennen. Die Kinder dürfen Bilder ausschneiden. Diese pinnt Stritzelberger auf einen Ortsplan, sodass deutlich wird, wo die Tiere vorkommen. Die Zwergfledermaus sehe man fast überall. „Sie ist nur daumengroß und wiegt etwa so viel wie zwei oder drei Gummibärchen“, erklärt die Fachfrau.

In der Dämmerung oder vor Sonnenaufgang kann man Fledermäuse am besten beobachten. Doch wo verbringen die nächtlichen Jäger den Tag? In Nischen an Häusern, hinter Fensterläden oder in Bäumen schlagen sie ihr Nachtlager auf – gerne in Gruppen. „In eine Spechthöhle passen bis zu 40 Tiere.“ Dank eines speziellen Mechanismus ihrer Krallen hängen sie kopfüber am Ruheplatz. Allerdings verschlafen die Tiere den Tag nicht, sagt die Expertin: „Sie müssen die Haut ihrer Flügel pflegen, ölen sie ein.“ Von Frühsommer bis in den Winter hinein hat das Team Saison. Dann ziehen sich die Tiere zurück. Nach dem Winterschlaf oder wenn nicht genug Futter da ist, sind manche Tiere entkräftet. Um diese und auch verletzte Nachtsegler aufpäppeln zu können, will die Gruppe Weiterbildungen besuchen.

Was den Fledermäusen hilft

Tierschutz-Tipp: Fast jeder kann etwas für Fledermäuse tun, ist Ingrid Stritzelberger überzeugt. Das fängt damit an, Balkon oder Garten insektenfreundlich zu gestalten, indem man Kräuter und blühende Pflanzen wählt. Auch sogenannte „Unkräuter“ sind bei Insekten beliebt und bieten damit Nahrung für Fledermäuse. Auf Insektizide sollte verzichtet werden: „Lassen Sie die Läuse leben.“ Dann kommen nämlich Marienkäfer, die wiederum Nahrung für die Fledermäuse sind. „Schädlinge sind deren Futter.“ Auch wer seine Wiese nur einmal im Jahr mäht oder Fledermauskästen aufhängt, kann Gutes tun.

Hilfe für das Projekt: Der Gemeinde Denkendorf stellt Stritzelberger ein sehr gutes Zeugnis aus. Nicht nur die Bepflanzung der öffentlichen Flächen mit insektenfreundlichen Pflanzen sei vorbildlich. Die Kommune hat der Fledermausgruppe zudem eine Wiese angeboten, wo sie Fledermauskästen aufhängen kann.

Bat-Night: Am 24./25. August plant das Team eine „Bat-Night“, bei der Führungen zum Erlachsee angeboten werden, um Fledermäuse zu beobachten. Kontakt: www.nabu-ostfildern.de oder ingrid_stritzelberger@yahoo.com