Adam Tan (von links, Team Singapur), Jitu Desai (Team Indien) und Ronnie Wee (Team Singapur) begleiten den Aufbau der Abschussvorrichtungen. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Pyrotechniker aus Indien und Singapur haben im Vorfeld der Flammenden Sterne in Ostfildern über ihre Feuerwerk-Shows gesprochen.

OstfildernDer Scharnhauser Park ist gesperrt, überall herrscht geschäftiges Treiben. Vor dem Start der Flammenden Sterne am heutigen Freitag gibt es noch jede Menge zu tun. „Es steht noch längst nicht alles, aber wir werden schon rechtzeitig fertig“, versichert Elke Cosmo von MPS – der Gesellschaft für Marketing- und Presseservice aus Leinfelden-Echterdingen, die die Veranstaltung organisiert. Nach dem Aufbau der Abschussvorrichtungen werden heute die Feuerwerkskörper geliefert und eingebaut.

Aufmerksam beobachten die Mitglieder der Teams Indien und Singapur das Geschehen. Anders als ihr Kontrahent Schweden sind die beiden Teams schon seit einigen Tagen vor Ort, um den Aufbau ihrer Feuerwerksshows zu begleiten. Doch vor dem Aufbau stehen Wochen oder gar Monate der Planung. Wie lange genau ein Showdesigner für die Konzeption eines Feuerwerks braucht, ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

„Ich arbeite gerne langsam und nehme mir viel Zeit, um jeden Aspekt der Show zu verstehen“, sagt Jitu Desai, der Inhaber der Firma G2 Fireworks aus Indien. Er tritt mit seinem Team am Sonntag auf. „Das große Finale“, beschreibt er seine Show. Desai lässt sich gern Zeit mit dem Design. Er überlegt zuerst, welche Musik er benutzen will und welche Bilder diese im Kopf erzeugt. Sechs bis acht Wochen lang arbeitet er dann an der Gestaltung des Feuerwerks selbst. Danach geht es an die Feinabstimmung – das „Tweaking“, wie er es nennt. „Dann versuche ich, das Timing der Raketen so nah wie irgend möglich an den Takt der Musik zu bekommen“, sagt Desai. Aber: „Als Feuerwerkskünstler bin ich mit meiner Kreation eigentlich nie komplett zufrieden. Bis ich den letzten Knopf drücke, überlege ich mir noch, was ich hätte besser machen können. Eine Feuerwerksshow ist niemals ganz fertig.“

Eine andere Herangehensweise hat Desais Kontrahent Ronnie Wee von der Firma Glorious Singapore aus Singapur. Der junge Showdesigner braucht von der Idee bis zum fertigen Feuerwerk nur etwa zwei Wochen. „Ich brauche etwa eine Woche, um mir die Musik anzuhören und den Soundtrack zu erstellen“, sagt Wee. „Wenn ich den habe, kommt noch einmal etwa eine Woche dazu, in der ich mir überlege, welche Effekte zu welcher Stelle im Soundtrack passen.“ Am Sonntagabend ist das schwedische Team von Göteborgs Fyrverkerifabrik mit seiner Feuerwerksshow an der Reihe. Am Samstag ist dann Ronnie Wee mit seinen Kollegen dran. „Es ist schon ein anspruchsvoller Tag, den wir bekommen haben“, sagt er über den Samstag. „Wir haben gehört, dass da besonders viele Besucher kommen und wir wollen natürlich unser Bestes tun, damit sie das Feuerwerk alle genießen.“ Singapurs Beitrag zu den Flammenden Sternen ist eine musikalische und pyrotechnische Weltreise. „Bei unserer Show geht es darum, wie Musik und Feuerwerk zusammenkommen und sich vermischen“, sagt er. „Wir haben uns bemüht, jedes Land, aus dem wir Musik im Soundtrack haben, mit einem anderen Farbschema zu repräsentieren.“

Heute – zum Auftakt – geht das 18-minütige Feuerwerk von Jitu Desai und seinem Team in Rauch auf. „Unser Thema heißt Bollywood. Ich habe einen Streifzug durch die verschiedenen Genres der Bollywood-Filmmusik gemacht“, so Desai. „Eines der Lieder, die ich benutze, ist zwar schon 50 Jahre alt, aber es hat einen wunderbaren Beat und ist heute noch sehr gern gehört.“ Als kleines Extra gibt es zum Schluss der Show auch noch zwei westliche Lieder. „Dann bricht quasi die Hölle los“, beschreibt er das Finale.

Innerhalb von 18 Minuten will Desai mit dem Feuerwerk des Teams Indien alle denkbaren Feuerwerk-Effekte benutzen. Eine Besonderheit: „In der indischen Musik gibt es Töne, die auf eine besondere Art verlängert werden. Dazu benutzen wir Raketen, die sich in mehrere Sterne aufspalten, die sich dann jeweils bei ihrem Flug spiralförmig schrauben. Das wird spektakulär anzusehen, weil die Raketen nicht nur von einem Punkt abgeschossen werden, sondern von fünf bis sieben Orten gleichzeitig.“ Auch das Team aus Indien arbeitet mit zahlreichen Farben. „Es wäre ja langweilig, nur eine Farbe zu benutzen“, sagt Desai. Allerdings setzen sie auf die Bedeutung einiger Farben in der indischen Kultur. „Zwei Farben werden als verheißungsvoll gesehen: Rot und Gold. Gold steht für Wohlstand, also haben wir in unserem Finale jede Menge davon eingebaut.“

Von der Location im Scharnhauser Park sind im Übrigen beide Feuerwerkskünstler angetan. „Wir können selten an Orten auftreten, wo man so viel Platz hat und sich keine Sorgen machen muss, Wohnhäuser zu beschädigen“, sagt Desai. Auch Wee kennt das Problem. „Wir müssen unsere Raketen meist vom Wasser aus starten, weil es bei uns einfach nicht so viel Platz gibt. Und wir können auch nicht so riesige Shows machen wie hier. Das hat uns hier jetzt wirklich die Augen geöffnet.“

Die drei Musikfeuerwerke beginnen heute, am Samstag und am Sonntag jeweils um etwa 22.15 Uhr. Die Siegerehrung ist am Sonntag um 22.45 Uhr.