„Essen & mehr“, heißt dieser ehrenamtliche Service, der alte Menschen mobil macht und zum evangelischen Gemeindehaus bringt. Dort gibt es Mittagessen. Quelle: Unbekannt

Mobilitätsserie: Mobilität in Hochdorf bedeutet eine Busverbindung zu den Bahnhöfen Plochingen und Kirchheim. Der Takt lässt aber zu wünschen übrig.

HochdorfEinen S-Bahn-Halt im Tiefbahnhof hat der Hochdorfer Bürgermeister Gerhard Kuttler schon mal im Amtsblatt vorgeschlagen – an einem ersten April. Über einen Schienenanschluss braucht sich in Hochdorf aber keiner Gedanken machen: zu klein, zu hügelig und einige Kilometer neben den großen Verkehrsachsen, so liegt das 4900 Einwohner zählende Dorf in der Landschaft. Was die Bewohner des insgesamt ruhigen Wohnortes brauchen, ist – außer einem Auto – eine funktionierende Busanbindung, ordentliche Radwege und Unterstützung für ältere Menschen. Mit der Buslinie 144, dem Anrufsammeltaxi und zwei ehrenamtlichen Fahrdiensten hat der Ort zwar schon etwas zu bieten, aber Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es durchaus. Bei den Radwegen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen, besteht in allen Richtungen Handlungsbedarf.

An S-Bahn orientiert

Gibt man auf der VVS-Homepage den Wunsch ein, am Montagmorgen um 8 Uhr von Hochdorf nach Plochingen fahren zu wollen, erhält man ein überraschendes Ergebnis. Angeblich fährt um 8 Uhr ein Bus nach Kirchheim, wo man nach 19 Minuten ankommt, dann 32 Minuten wartet, um mit der S-Bahn nach Plochingen zu fahren – Ankunft um 9.06 Uhr. Eine Stunde und sechs Minuten? Laut Google benötigt man zu Fuß für die 5,4 Kilometer nach Plochingen nur zwei Minuten länger.

Ganz so schlecht ist Hochdorf aber nicht angebunden. Um 7.57 Uhr fährt nämlich tatsächlich der 144er am Rathaus ab und schafft es in 20 Minuten nach Plochingen. Wer es eilig hat, kann sogar in Reichenbach auf die Regionalbahn umsteigen und ist – vorausgesetzt die Bahn ist pünktlich – sechs Minuten früher in Plochingen oder um 8.30 Uhr bereits in Stuttgart.

Der Bus ist insbesondere für die Schüler wichtig, die zur Realschule Reichenbach oder zum Gymnasium Plochingen wollen. Eine klare Taktung ist im Fahrplan des 144er leider nicht zu erkennen. Mal fährt er um 53, mal um 55, mal fährt er über Reichenbach, mal direkt nach Plochingen. Es gehe zu knapp her, um den Takt zwischen Kirchheim und Plochingen zu schaffen, erklärt Bürgermeister Gerhard Kuttler. Im Prinzip ist die Buslinie auf den S-Bahnverkehr in Plochingen ausgerichtet. Die Wartezeiten von 6 bis 10 Minuten in Richtung Esslingen sind akzeptabel; wer zurück will, wartet in Plochingen schon 11 bis 13 Minuten auf den Bus.

In den Abendstunden, wenn der Bus seltener fährt, können die Hochdorfer in Plochingen das Anrufsammeltaxi (AST) bestellen und für 2,50 Euro nach Hause kommen. Die Gemeinde hat das AST im vorigen Jahr mit 1900 Euro bezuschusst. Generell wünsche er sich eine dichtere Busfrequenz, sagt Bürgermeister Kuttler. Ältere Menschen vermissten zum Beispiel samstags ein gute Verbindung nach Kirchheim, wo sie gerne auf dem Markt einkaufen würden. Sonntags fährt der 144er nur dreimal in jede Richtung.

Einen Bürgerbus hat Hochdorf bislang nicht. Auf privater Basis bietet aber der AK Netzwerk zweimal in der Woche Fahrten zum Edeka im Gewerbegebiet an. Und der AK SamT fährt unter dem Motto „Essen & mehr“ jeden zweiten Freitag ältere Mitbürger zum evangelischen Gemeindehaus, wo ein Kochteam, an dem sich auch die katholische Kirchengemeinde beteiligt, ein Mittagessen serviert. Der Bedarf steige, stellt Gemeinderätin Beate Schmid fest, die selbst Fahrdienst macht. Für sie ist deshalb das Thema Bürgerbus noch nicht erledigt. Großes Interesse hätten die Bewohner des Ziegelhofs, die aber lieber in Reichenbach einkaufen würden.

Zu schmal für zwei

Bei den Radwegen gäbe es in Hochdorf einiges zu tun. Das weiß Bürgermeister Kuttler durchaus. Die Gemeinde habe ihren Bedarf auch beim Landkreis angemeldet. Der ist zum Beispiel für den Radweg parallel zur L 1201 von Reichenbach nach Hochdorf zuständig. Auf dem schmalen Weg am steilen Hang ist der Begegnungsverkehr problematisch. Der Kreis habe der Strecke Priorität eingeräumt, berichtet Kuttler. Zweiter Wunsch wäre eine bessere Verbindung nach Roßwälden. Die Mängel fangen schon innerorts an, wo Wurzeln den Asphalt platzen lassen. Das nervt schon die Hochdorfer, die nur bis zum Edeka wollen. Es geht aber auch um den flachen Aufstieg vom Neckar- und Filstal ins Albvorland. Hier klafft eine Lücke zwischen Hochdorf und Roßwälden. Die Gemeinde sei mit dem Kreis Esslingen im Gespräch, sagt Kuttler, Ebersbach klopfe beim Kreis Göppingen an. Der dritte Wunsch der Gemeinde ist innerorts ein Radstreifen auf der Kirchheimer Straße, um die Radfahrer am Anstieg auf der L 1201 abzusichern.

Beim Lärmschutz entlang der L 1201 hat Hochdorf zusammen mit den Nachbarkommunen vor drei Jahren einen erheblichen Fortschritt gemacht. Zum einen wurde vom Regierungspräsidium ein Lkw-Fahrverbot verhängt, zum anderen gilt hier Tempo 30.

„Es ist spürbar leiser geworden“, urteilt Bürgermeister Kuttler. Nun hätten die Hochdorfer gerne auch Tempo 30 auf der zweiten Durchfahrtsstraße, also auf der Bach- und der Roßwälder Straße. Ein Lärmgutachten hat auch einige Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt, doch das Regierungspräsidium Stuttgart rechnet offenbar anders und sieht keinen Grund für das Tempolimit. „Wir werden einen neuen Anlauf starten, sobald das Projekt Wohnplus fertig ist“, kündigt Kuttler an. Die Einrichtung für pflegebedürftige Menschen sei ein zusätzliches Argument für Tempo 30. Das Bauprojekt will die Gemeinde außerdem gemeinsam mit der Evangelischen Heimstiftung nutzen, um Ladestationen für Elektroautos einzurichten. Und für Fahrräder denkt man an eine Ladestation am Bushäusle beim Rathaus.