Faszination Wasser: Maike Schäfer erkundet mit einigen Kindern das Gebiet rund um die Marienquelle. Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Der Start des Naturkindergartens im September fiel mit zwei Wochen Dauerregen zusammen. Doch für den schützenden neuen Bauwagen fehlt noch die Betriebserlaubnis.

EsslingenTäglich zieht ein Tross mit Leiterwagen, Wasserkanister und wetterfester Kleidung ausgerüstet durch Wernau. Es sind die Kinder des Naturkindergartens und ihre Erzieherinnen, die Wald, Wiesen und vor allem ihr Gelände beim Bauwagen erkunden. Jede Woche schnuppern auch ein paar Gastkinder rein. Dieser Kindergarten ist bislang noch als Projektgruppe dem Haus des Kindes zugeordnet.

Der Start im September fiel prompt mit zwei Wochen Dauerregen zusammen. Doch der schöne neue Bauwagen kann bis jetzt nicht genutzt werden, weil die Betriebserlaubnis für den Kindergarten noch nicht vorliegt. Der Kommunalverband Jugend und Soziales muss sie erteilen, was etwas aufwendiger sei, sagt Hauptamtsleiter Andreas Merkle, weil man in diesem Fall ja keinen Standardkindergarten habe. Die Verwaltung erwartet die Genehmigung aber jeden Tag – Merkle hofft, den Betrieb am 1. März offiziell aufnehmen zu können.

Alle Kinder dürfen reinschnuppern

Bis dahin läuft die Kinderbetreuung in der Natur noch etwas eingeschränkt als Projektgruppe des Haus des Kindes. Von diesem aus zieht jeden Morgen eine kleine Gesellschaft zum Standort am Bodenbach bei der Brücke am Bolzplatz, und am späten Vormittag wieder zurück. Neben den derzeit vier fest für den Naturkindergarten angemeldeten Kindern sind wöchentlich wechselnd andere dabei. Alle Kinder ab drei Jahre im Haus des Kindes dürfen diese Möglichkeit nutzen. Sie schnuppern zunächst einen Tag lang rein und entscheiden dann, ob sie eine Woche Natur wollen. Bis auf ein Mädchen seien das alle gewesen, erzählt Katharina Weigel. Die Sozialpädagogin wird den Naturkindergarten leiten, zusammen mit der Lehrerin Maike Schäfer. Max Kirchmaier ist mit einer halben Stelle im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) dabei.

Betriebserlaubnis und andere Formalitäten sind den Kindern ohnehin egal – und selbst das Wetter habe noch kein Kind vergrault, berichtet Weigel. Wenn es regnet, verzieht sich die Gruppe für den Morgenkreis eben unter das Sonnensegel vor dem Bauwagen, der hoffentlich bald als Unterschlupf dienen kann. Wenn es sehr kalt ist, wird immer mal wieder eine Runde Fangen gespielt oder gehüpft. Grundsätzlich hätten die Kinder kein Problem mit Regen, versichert die Sozialpädagogin: „Heute haben sie festgestellt, dass das Matschloch wieder gefüllt wird, wenn es regnet.“

Damit lässt sich eine Menge anfangen: Nina und Lina kochen Pfützensuppe mit ein paar Holzhackschnitzeln als Einlage, Sergio zieht einen mit der schlammigen Erde befüllten Eimer am selbstkonstruierten Kran nach oben und Louis befördert Wurfgeschosse in den Bodenbach: „Ich schmeiß Matsch in den Fluss!“, verkündet er stolz.

Gummistiefel, Matschhose und „Dreckeljacke“ sind da selbstverständliche Grundausstattung. Auch die Betreuer, die eher als die Kinder mal frieren, haben mittlerweile gelernt, was am besten warmhält. Die Ideen gehen nicht aus, zumal jederzeit ein Ausflug möglich ist: in den Wald gleich um die Ecke oder in einen nahegelegenen Gehölzstreifen mit viel Dickicht, den die Kinder „Heckenversteck“ nennen. Aber meistens bleibe man gleich auf dem eigenen Gelände hängen, weil es schon da so viel zu tun gibt. „Am Anfang haben wir nur Lägerle gebaut, jetzt haben die Kinder ganz viele andere Ideen“, erzählen die Betreuerinnen.

Möglichst wenig Vorgaben

Sie geben möglichst wenig vor. Das fördere nicht nur die Fantasie der Kinder und ihren Entdeckergeist, sondern auch ein entspanntes Klima, sind sie überzeugt. „Wenn man selbst entscheiden kann, ist man zufrieden“, sagt Weigel. Die Grundregeln – wie zum Beispiel nichts aus der Natur essen oder trinken oder Pflanzen und Tiere nicht verletzen – kennen die Kleinen. Und mit den Schnitzmessern, die sie unter Aufsicht benutzen dürfen, gehen sie ebenso verantwortungsvoll um wie mit dem Bodenbach, der am Gelände vorbeiläuft: Ans Wasser dürfen sie nur in Begleitung Erwachsener, die Grenze ist oben an der Böschung.

Auch der asphaltierte Fahrweg am Gelände vorbei ist tabu. Darauf sind mehr Autos unterwegs als erwartet. Sie fahren zum Parkplatz am Wald, zu den Grundstücken und den Vereinen auf der Sulz. Polter, wie sich die Betreuerinnen wünschen würden, kommen wohl nicht in Frage, aber ein Zaun zum Naturkindi-Gelände hin ist im Gespräch. „Das werden wir mit den Erzieherinnen vor Ort anschauen“, sagt Hauptamtsleiter Merkle. Mit den direkt angrenzenden Gartenfreunden soll eine Kooperation stattfinden: Beete gemeinsam einsäen und pflegen ist dabei ebenso angedacht wie die Nutzung der Feuerstelle oder Besuche bei den Bienen auf dem Gelände.

Im Naturkindergarten gibt es noch freie Plätze. Er ist für bis zu 20 Kinder von drei bis sechs Jahren gedacht, seine Betriebszeiten sind täglich von 7.30 bis 13.30 Uhr.