Quelle: Unbekannt

Ein Lieblingsplatz in Reichenbach, das muss einer sein, wo man Leuten begegnet: So viel steht für Werner Röder fest. Er überlegt nicht lange: An der Rathauslinde war das schon immer der Fall, hier führten einige Wege vorbei, auch schon bevor das Rathaus in den 60er-Jahren gebaut wurde. Und die Linde stand da, solange sich der 83-Jährige zurückerinnern kann.

ReichenbachEin Lieblingsplatz in Reichenbach, das muss einer sein, wo man Leuten begegnet: So viel steht für Werner Röder fest. Er überlegt nicht lange: An der Rathauslinde war das schon immer der Fall, hier führten einige Wege vorbei, auch schon bevor das Rathaus in den 60er-Jahren gebaut wurde. Und die Linde stand da, solange sich der 83-Jährige zurückerinnern kann.

Wo heute das Rathaus steht, war früher das Wurzachsche Haus – ein großes Gebäude, in dem nach dem Krieg Flüchtlinge wohnten, auf großem Grundstück. Durch dieses führte ein Fußweg zum Holzbrückle über den Reichenbach, genau da, wo heute der Durchgang am Rathaus und die neue Fußgängerbrücke sind. Auf der anderen Bachseite wuchsen Werner Röder und sein Bruder Siegfried im elterlichen Betrieb auf. Der Vater hatte 1929 eine Küferei und Weinhandlung hier eröffnet. In der war immer etwas los, vor allem später, als noch Brennerei und Lohnmosterei dazukamen. Da war dann Werner Röder nach der Küferlehre als ältester Sohn schon selbst in das Unternehmen eingestiegen. Die Leute seien, zum Beispiel bei der Obstanlieferung, gar nicht unglücklich gewesen über Wartezeiten, erzählt er: Sie hätten sich ausgetauscht und die Pause genossen. Vor allem „die Hochdorfer waren da spezialisiert drauf“, sagt er mit einem Schmunzeln. Zeitweise gab es auch im Ladenlokal des Getränkehandels eine „Probierstube“, wo die Älteren zum Viertele zusammenkamen.

Hochzeit im alten Rathaus

Das war nur einer von vielen Treffpunkten in Werner Röders Jugendjahren. Die jungen Männer kamen gern abends bei der Krone zusammen, wo heute die Württembergische Versicherung ist. Die Handwerker trafen sich sogar vormittags zum Frühschoppen in der Krone: „Da wurde dann über die aktuelle Lage im Ort diskutiert.“ Und im Nebenzimmer der Gaststätte zogen sich die Fußballer um, um in ihren Stollenschuhen zum Sportplatz jenseits der Bahnlinie – im Bereich der heutigen B 10 – zu stapfen.

Röder erinnert sich noch gut an die Bauernhäuser mit ihren Gärten und Misthaufen, die entlang der heutigen Hauptstraße standen, und ans alte Rathaus in der Bahnhofstraße, in dem er im Juni 1963 noch heiratete – ein Jahr vor der Einweihung des neuen. Die Neubebauung und Entwicklung des Reichenbacher Zentrums seit den 60er-Jahren findet er sehr gelungen: „Stückwerk hätte da nichts gebracht“, ist seine Überzeugung.

Treffpunkt der Sportler

Er selbst hat viel zum gesellschaftlichen Leben beigetragen. Nicht ohne Grund ist er Ehrenmitglied der Freien Wähler, die sich unter seinem Einfluss vom „losen Haufen“ aus Einzelpersonen zum Verein entwickelt haben. „Heute noch gehe ich zu jedem Stammtisch, wenn es irgendwie möglich ist“, sagt er. Auch im Gewerbeverein war er aktiv, außerdem 20 Jahre lang Vorsitzender des Radsportvereins Reichenbach. In dieser Funktion hat er eine Rennsportgruppe ins Leben gerufen und zahlreicher Radrennen organisiert, wobei seine Weinhandlung der Treffpunkt für die Sportler war: Hier organisierten sie sich und löschten nach dem Training ihren Durst. Der Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Reichenbacher Vereine lag zeitweise ebenfalls bei Röder; er war Obermeister der Küferinnung in Esslingen und im Vorstand einer Berufsgenossenschaft. „Heute würde ich nicht mehr so viel machen und mich mehr der Familie widmen“, sagt er.

Aber in der Firma packt er noch immer an: Sie wird mittlerweile von seinem Sohn geführt, auch ein Enkel ist schon im Geschäft. Zu tun gibt es da immer genug, auch abseits der schweren körperlichen Arbeiten, die der 83-Jährige nicht mehr stemmen kann. Dass ihm das Gehen schwerfällt, ist seine größer Einschränkung. Als Radsportfan hat er zum Glück eine Alternative: Er nimmt das Fahrrad mit E-Unterstützung.