Bei der Betreuung in den städtischen Kindergärten in Ostfildern gibt es bereits große Defizite. Ähnliche Engpässe könnte es bald auch bei der Schulkindbetreuung geben.

OstfildernEltern hängen in der Luft und können nicht oder noch nicht in den Beruf zurückkehren, weil die Betreuung ihrer Kinder nicht gesichert ist. Ob Krippe oder Kindergarten – in Ostfildern herrscht seit längerem eine akute Notsituation, die dramatischere Ausmaße annimmt als in vergleichbaren anderen Kommunen. Gut 400 Plätze fehlen für bis zu sechsjährige Kinder, was Eltern bereits zu Protestaktionen veranlasst hat (die EZ berichtete). Aber nicht nur in diesem Bereich klafft eine riesige Lücke. Ähnliche Probleme kommen in den nächsten Jahren bei der Schulkindbetreuung auf die Stadt zu.

Im Augenblick gibt es nach Auskunft der Verwaltung keine Warteliste. Aber nach der Prognose des Instituts Biregio ist davon auszugehen, dass mittelfristig zwischen 100 und 360 Plätze für die Betreuung von Schulkindern fehlen werden. Das liegt auch daran, dass diese Angebote aller Voraussicht nach von immer mehr Eltern gefragt werden. Laut Stadtverwaltung haben derzeit 51,7 Prozent aller Grundschüler einen Platz in Kernzeit oder Hort. Biregio geht davon aus, dass der Bedarf an Betreuungsplätzen für die Primarstufe auf bis zu 75 Prozent steigen wird. Im Rathaus weiß man um die drohenden Probleme. „Wir sind hochalarmiert“, sagte Fachbereichsleiterin Susanne Volpp in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Auf Antrag der CDU war das brisante Thema auf die Tagesordnung gerückt.

Was tut die Stadt, um bei der Schulkindbetreuung einer Notfallsituation, wie sie in den städtischen Kitas herrscht, vorzubeugen? Diese und ähnliche Fragen zu dem Thema wollte die CDU beantwortet wissen. In einer Vorlage für den Gemeinderat ist das nun geschehen. Ergänzungen lieferten Fachbereichsleiterin Volpp und ihre Kollegin Kerstin Pichler.

Ob bei den Einschätzungen von Biregio der Zuwachs an Einwohnern in geplanten Neubaugebieten berücksichtigt sei, wollte die CDU wissen. Das habe man in den Prognosen und bei den Planungen im Blick, schreibt die Verwaltung. Momentan seien in den Stadtteilen Nellingen, Scharnhauser Park, Ruit und Scharnhauser Park alle Grundschüler versorgt, berichtete Volpp. Wartelisten gebe es nicht. Nur in Kemnat tue sich schon in absehbarer Zeit eine Versorgungslücke auf, denn für fünf Kinderzeit- und elf Hortkinder gebe es dort nur eine bis Ende März befristete Zusage. Doch gab sich die Fachbereichsleiterin optimistisch, dass zumindest eine Betreuung bis 14 Uhr für alle Kemnater Kinder bis Ende des laufenden Schuljahrs gesichert sei.

Ehemalige Stadt-Angestellte helfen regelmäßig aus

Lassen sich vielleicht Fachkräfte aus Ostfilderns Partnergemeinden anwerben? Die Anregung werde man prüfen, verspricht die Verwaltung. Eine Unterstützung durch bürgerschaftlich Engagierte gebe es immer wieder. Außerdem würden ehemalige Bedienstete der Stadt regelmäßig als Aushilfen rekrutiert. Doch entschieden sich diese weniger für einen Einsatz bei der Schulkindbetreuung als in Krippen oder Kindergärten.

Bis zum Workshop wolle die Verwaltung alle aktuellen Zahlen vorlegen, kündigte Volpp an. Wie berichtet, haben sich Gemeinderat und Verwaltung auf ein Strategiegespräch verständigt, bei dem es darum gehen soll, wie man die Betreuungssituation und die Bedarfsplanung mittelfristig verbessern kann. Unter anderem will man sich in dem Workshop Gedanken machen, wie zusätzliches pädagogisches Personal gewonnen werden kann. „Es könnte zum Beispiel ein Weg sein, die Vielfalt der Betreuungsangebote anzupassen und somit mehr Betreuungsplätze zu schaffen“, skizzierte OB Christof Bolay vorab einen möglichen Ansatz. An dem Gespräch sollen neben Stadträten auch Elternvertreter teilnehmen.

Dass auch bei der Schulkindbetreuung gewaltige Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden, steht für alle Fraktionen des Ostfilderner Gemeinderats außer Frage. Die Stadt sei gefragt, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, meinte SPD-Stadträtin Stefanie Sekler-Dengler. Handlungsbedarf sieht auch Oliver Werner von der Grünen-Fraktion, unabhängig davon, dass es derzeit keine Warteliste gibt.