An der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Firmengebäude in der Mörikestraße gibt es viel Kritik. Foto: Archivbild: Kurz

Frust über die Zusammenarbeit mit der Verwaltung haben die Bürger angestaut, die sich in Neuhausen für Flüchtlinge engagieren. Um Gräben zuzuschütten, hatte Bürgermeister Ingo Hacker am Montag im Rahmen des Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts (IGEK) zum Bürgerforum eingeladen. Obwohl in der Egelseehalle viele gute Ideen aufs Tapet kamen, machten viele Ehrenamtliche ihrem Ärger Luft.

Von Elisabeth Maier
Ziel der Bürgerbeteiligung ist es, die Entwicklung der Gemeinde voranzubringen. Zum Thema Verkehr ist der Prozess auf einem guten Weg. Die Frage, wie Geflüchtete in die Kommune integriert werden können, sprach am Dienstag nur rund 80 Bürgerinnen und Bürger an. Das Thema ist in Neuhausen heftig umstritten. Nachdem die Zeltunterkunft an der Schlossstraße geräumt wurde, hat Neuhausen die geforderte Quote des Landkreises nicht mehr erfüllt. Das sorgte schon für Zoff mit dem Landratsamt.
Der Bau einer Unterkunft an der Albstraße ruhte monatelang, weil die Kommune die Genehmigung nicht abgewartet hatte und der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim über die Rechtmäßigkeit entscheiden musste. Mitarbeiter der Initiative WIN („Willkommen in Neuhausen“) beklagen, dass die bestehenden Unterkünfte in schlechtem Zustand sind. Sie denken sogar darüber nach, ihren Asyl-Arbeitskreis ganz aufzulösen. Sprecherin Karin Eisele und andere machten ihrem Ärger in einer Bürgersprechstunde des Gemeinderats Luft, denn offenbar mussten die Freiwilligen sogar Glühbirnen austauschen. Die unbefriedigenden Zustände unterstrichen einige Asylbewerber mit einer verzweifelten Aktion. Im Sommer campten sie auf dem Schlossplatz und protestierten damit gegen die Zustände in der Unterkunft, die jetzt in einem leer stehenden Gewerbegebäude der Mörikestraße 55 eingerichtet wurde.
Einige Hausaufgaben hat die Gemeinde gemacht, um die Unstimmigkeiten zu beseitigen. Zum 1. Oktober wird ein Hausmeister eingestellt, der sich um Gebäude für Geflüchtete in der Anschlussunterbringung kümmert. Im Januar tritt Sozialpädagogin Cornelia Mayer ihren Dienst als Integrationsmanagerin an. Seit eineinhalb Jahren ist Geraldine Guckes als Ehrenamtskoordinatorin im Einsatz. Doch die Diskussion zeigte, dass Wunden klaffen. Die Kommunen sind nach den Worten von Moderator Rombach schwer gefordert, um den Herausforderungen mit Flüchtlingen gerecht zu werden. Um Verständnis für die Verwaltung warb auch Bürgermeister Ingo Hacker. Man werde sich nun darum kümmern, dass die Integration gelingen kann.
„Ich kann nicht fassen, dass es möglich ist, 100 Ehrenamtliche zu vergraulen“, kritisierte Gisela Paatsch das Vorgehen der Verwaltung. Aus ihrer Sicht hat man sich nicht um Belange der WIN-Mitarbeiter gekümmert. Viele hätten einfach keine Kraft mehr, sich zu engagieren. Auch Martina Kleinhansl kritisierte, dass das Konzept von WIN für die weitere Flüchtlingsarbeit von der Verwaltung nicht wahrgenommen worden sei. „Man hat uns auf die heutige Veranstaltung verwiesen.“ Am Ende meldete sich Horst Schwerger zu Wort. Der engagierte Bürger beobachtet, „dass den Ehrenamtlichen hier Wertschätzung fehlt“. Die aber sei wichtig, um die Menschen zu motivieren und um im Dialog zu bleiben. Er regte ein Dankeschön-Essen im Saalbau an. Ein Vorschlag, den Rombach gerne aufgriff: „Es geht schließlich darum, den Geflüchteten zu helfen.“