Breitwiesenschule in Hochdorf Foto: Archivbild: Bulgrin

Die Positionen zur verpflichtenden Ganztagsschule liegen in Hochdorf nach wie vor weit auseinander. Jedoch bemühten sich in der Sitzung des Gemeinderats alle Seiten um Sachlichkeit. Gemeinderat und Bürgermeister hatten sich zu einer gemeinsamen Stellungnahme zusammengerauft. Ein Sprecher der Eltern betonte, ihnen sei am Konsens gelegen. Sollte der Gemeinderat aber nicht umschwenken, werde man ein Bürgerbegehren anstreben.

Von Roland Kurz

Etwa 60 Eltern waren am Dienstagabend im Rathaus erschienen, um ihrer Position Nachdruck zu verleihen: Dass sie vom Gemeinderat erwarten, dass er die Vorbereitung der verpflichtenden Ganztagsschule (GTS) stoppt. Zu Beginn der Sitzung verlas Bürgermeister Gerhard Kuttler zunächst eine gemeinsame Erklärung von Gemeinderat und Bürgermeister. Damit sollte offenbar wieder eine Brücke geschlagen werden zwischen Rathauschef und der Mehrheit des Gremiums. Man wolle nun den „Blick nach vorne richten“ um ruhig und gemeinsam für die Gemeinde zu arbeiten, heißt es in der Erklärung.

Der Beschluss vom 25. Juli sei vermutlich nicht im Detail bekannt gewesen. Beschlossen sei, bis zum Beginn des Schuljahrs 2019/20 ein Konzept zur Ganztagsschule zu entwickeln. Auf der Basis könne man beim Staatlichen Schulamt einen Antrag stellen für eine rhythmisierte GTS mit verbindlichem schulischen Angebot ab dem Schuljahr 2020/21. Das bedeute also, dass nicht gleich eine Ganztagsschule geschaffen werde. Die Erklärung endet mit der Bitte: „Lassen Sie die Schulleitung und das Kollegium auch mit Ihren elterlichen Impulsen und Vorschlägen ein Konzept für eine Ganztagsschule erarbeiten, um eine Grundlage für weitere Entscheidungen zu schaffen. Wir haben genügend Zeit, um in Ruhe zu einer guten Lösung zu kommen.“

In der Bürgerfragestunde forderte dann zunächst ein älterer Bürger in scharfem Ton, der Gemeinderat möge seinen Beschluss zurücknehmen. Das habe der Gemeinderat nicht vor, erwiderte Bürgermeister Kuttler, der selbst gegen die verpflichtende GTS ist.

Frist für den Gemeinderat

Im Namen der Eltern legte dann Fabian Kehle ruhig, aber deutlich deren Position dar. Mit Bestürzen habe man den Beschluss des Gemeinderats zur Kenntnis genommen. Der gesamte Prozess, der zu diesem Beschluss geführt habe, sei nicht glücklich gelaufen. Deshalb habe sich eine Eigendynamik in der Diskussion und der Informationsbeschaffung entwickelt. Er selbst, so Kehle, habe die Besonderheit Hochdorfs, die ländlichen Verhältnisse, schätzen gelernt. Hier würden die Eltern die Betreuung ihrer Kinder noch selbst in die Hand nehmen, zudem gebe es ein gutes Vereinsangebot. In Hochdorf müssten die Kinder „nicht pflichtmäßig versorgt werden“. Für Familien, in denen beide Elternteile berufstätig seien, gebe es ein gutes Betreuungsangebot, das man ausbauen könne.

Die Elterninitiative, der sich 120 Paare angeschlossen hätten, wünsche sich vom Gemeinderat, den Fehler einzugestehen und nicht auf Biegen und Brechen die Ganztagsschule durchzusetzen. Kehle kündigte an, man werde Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln. Die Listen sollen vor Ablauf der Drei-Monatsfrist - vom Beschluss des Gemeinderats an gerechnet - eingereicht werden. Die Listen, so Kehle, würde er aber lieber in den Ofen stecken, nachdem der Gemeinderat seinen Kurs geändert habe. Der Gemeinderat habe nach Abgabe der Unterschriften sechs Monate Zeit. Das bedeutet, die Elterninitiative wird nicht auf das fertige Konzept warten.