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Staufer-Medaille für Marianne Erdrich-Sommer von Landrat Heinz Eininger überreicht. Ehemalige Landtagsabgeordnete, Kreis- und Gemeinderätin mit hoher Auszeichnung geehrt.

Landkreis EsslingenFamily-Party im Landratsamt. Zunächst Pläuschchen in vertrauten, kleinen Kreisen, intime Plauderminütchen zu Beginn. Nach 16 Minuten folgt die schwierige Suche nach dem richtigen Platz und dem passenden Sitznachbarn. Und dann nach dem langsamen Verebben der Privatgespräche der offizielle Teil. Familienfest-Charakter hatte die Verleihung der Staufer-Medaille an Marianne Erdrich-Sommer, Kreis- und Gemeinderätin von Bündnis 90/Die Grünen, ehemalige Leiterin der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim, Ex-Landtagsabgeordnete und vielfach Engagierte, für ihre besonderen ehrenamtlichen, gesellschaftlichen und bürgerschaftlichen Verdienste um das Gemeinwohl in Baden-Württemberg.

Eine nach einem württembergischen Kaiser- und Herrschergeschlecht benannte Auszeichnung für ein „badisches Mädel“, wie Landrat Heinz Einiger hervorhob. Nun, nicht ganz so badisch: Das „Badner Lied“ wurde nicht einmal in ihrem gesellig-musikalischen Elternhaus gesungen, verrät Marianne Erdrich-Sommer nach der Verleihung der Staufer-Medaille, und aus ihren vielen politischen und sozialen Ämtern hebt die 1952 in Offenburg Geborene besonders ihr Kreistagsmandat hervor, das sie seit 1989 innehat: Im Kreisparlament habe sie mehr gelernt als im Studium, hatte die Oberstudiendirektorin einmal im Interview erklärt. An zweiter Stelle nennt sie eine Position, die sie erst seit zwei Jahren ausübt: den Vorsitz der Landesstiftung „Familien in Not“. Das sei eine ganz neue Aufgabe gewesen, verrät Marianne Erdrich-Sommer.

Zugänglich, offen und mit wenig Berührungsängsten hin zum privaten Bereich war sie auch in ihrer Dankesrede gewesen: Vor ihrer ersten Haushaltsrede im Kreistag habe sie eine halbe Beruhigungstablette schlucken müssen, gesteht sie in sympathischer Bescheidenheit, und als sie damals in das Kreisparlament eintrat, habe sie die Welt aus den Angeln heben und verbessern wollen. Heute erklärt sie mit der politischen Klugheit einer durch Lebenserfahrung gereiften Frau: Es gehe nicht darum, die eigene Position durchzubringen, sondern das Beste für die Allgemeinheit zu finden. Sie vertrete eine bestimmte Lebenshaltung - doch es würde auch andere in der Gesellschaft geben. Und jede habe ihre Berechtigung.

Und die Geehrte erfuhr während des Festaktes Dinge über sich selbst, die sie nicht gewusst hatte. So war Marianne Erdrich-Sommer nach Worten von Landrat Eininger 1989 die erste Frau im Esslinger Kreistag gewesen, die eine Haushaltsrede gehalten hat. Die anderen Fakten waren ihr bekannt: von 1996 bis 2001 Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Kirchheim, in dieser Zeit parlamentarische Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei, seit 2009 Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Esslingen-Nürtingen, seit 2014 Mitglied im Aufsichtsrat der medicus-Kliniken gGmbH. Und 2004 auf Anhieb Stimmenkönigin bei der Gemeinderatswahl in Wendlingen. Wegen der engen verwandtschaftlichen Beziehungen, so der Kreischef, durfte ihr Ehemann Hermann Sommer, obwohl auch gewählt, aufgrund inzwischen geänderter gesetzlicher Richtlinien nicht in das Gremium einziehen. Seit der Kommunalwahl 2019 sitzen nun beide Ehepartner im Gemeinderat von Wendlingen. Eine Situation, die Landrat Einiger nach eigenen Angaben in seinem privaten Umfeld nicht anstrebt. Doch für Marianne Erdrich-Sommer passt sie: Ihr Mann habe sich im politischen Leben immer zu ihren Gunsten zurückgenommen, nun könnten sie beide im gleichen Gremium aktiv sein. Eine Rolle, die ihr nach Worten von Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel liegen dürfte: Er bezeichnete die Geehrte als „Graswurzelpolitikerin“, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt habe, und Grünen-Kreisfraktionschef Andreas Schwarz hob die Verdienste seiner Parteikollegin auch in der Personalentwicklung hervor. Sie habe junge Leute immer gefördert. So sei sie nicht selbst Mitglied der Bundesversammlung geworden, die 1999 Bundespräsident Johannes Rau (SPD) ins Amt hob, sondern habe Steffen Weigel vorgeschlagen.

Persönliche Zurückhaltung mit Blick auf die Förderung des Ganzen zeichnet Marianne Erdich-Sommer aus. Nach dem offiziellen Teil mischte sie sich, obwohl Hauptperson an diesem Abend, unauffällig und doch präsent in die einzelnen Grüppchen, die sich wieder zum vertrauten Plausch bilden. Family-Party im Landratsamt.