Im Rathaus Plochingen und im angrenzenden Kinderhaus in der Bismarckstraße werden immer neue Mängel entdeckt. Jetzt sollen die Arbeiten gleich in einem Aufwasch erledigt werden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Hinter dieser Fassade tauchen immer neue Überraschungen auf: Mit gut 600 000 Euro hatte die Stadt vor einigen Jahren für die Brandschutzsanierung des Rathauses I gerechnet, später war man von zwei Millionen ausgegangen. Doch seit die Arbeiter tatsächlich vor Ort sind, werden immer mehr gravierende Mängel hinter abgetragenen Tapeten und umgerückten Schränken entdeckt. Mittlerweile liegen die Kosten für Rathaus und das angrenzende Kinderhaus Bismarckstraße bei rund drei Millionen Euro.

Der Start sei etwas halbherzig gewesen, gibt Wolfgang Kissling im Rückblick zu. „Es zeigt sich immer mehr, dass es sinnvoll ist, die Sanierung abzuschließen“, erklärte der Plochinger Verbandsbaudirektor zuletzt im Gemeinderat. Das Gremium hat weiteren Mehrausgaben für die Sanierung des Rathauses I und des angrenzenden Kinderhauses Bismarckstraße von 530 000 Euro zugestimmt.

Gebündelte Ausschreibungen

Denn obwohl die Stadt aktuell keinen Cent zu viel auf dem Konto hat, spart sie am Ende, wenn sie die Arbeiten gleich erledigen lässt: So stehen die Baugerüste schon, die Gewerke können sich aufeinander abstimmen, sodass nicht in zwei Jahren wieder etwas aufgebrochen werden muss, was erst neu gerichtet wurde. Und gebündelte Ausschreibungen können zu Preisnachlässen führen.

Die jüngsten Mehrausgaben hängen einerseits mit dieser Erkenntnis zusammen, dass es ökonomischer ist, gleich alles in einem Aufwasch zu machen. So hatte die Stadt eigentlich geplant, die Außenhaut des Verwaltungssitzes nicht anzufassen. Doch das Dach ist unzureichend gedämmt, der Putz bröckelt von der Fassade. Und im angebauten Kinderhaus bietet sich ein Austausch der undichten Fenster an. Der städtische Energiemanager habe errechnet, dass sich die Energiebilanz durch die zusätzlichen Maßnahmen um 18 Prozent verbessere, berichtete Kissling.

Andererseits wurden unliebsame Entdeckungen bei den Bauarbeiten im Rathaus I gemacht. So wurde etwa Asbest in Bodenbelägen gefunden und Heizungsleitungen mussten neu verlegt werden. Verschiedene neue Anforderungen machen einen eigenen Technik- und Serverraum nötig. Beim Blick auf den Unterpunkt „Kanalsanierung“ in der Beratungsvorlage wird zudem klar, warum OGL-Stadtrat Rainer Theobald in der Sitzung von „Katakomben des Grauens“ sprach. Nicht nur, dass die Entwässerungsrohre Regen- und Schmutzwasser zusammenführten und ein unübersichtliches Labyrinth unter dem Gebäude bildeten. Ein Teil des Abwassers aus den Toiletten des Kinderhauses wurde auch nicht in die Kanalisation, sondern in offene Gruben vor dem Rathausnebeneingang geleitet.

Der Gemeinderat beschloss die Mehrausgaben einstimmig. „Wir hoffen, dass wir nicht weiteres entdecken, was zu außerplanmäßigen Kosten führt“, sagte CDU-Stadtrat Ralf Schmidgall. Sie sei sicher, dass das allerbeste aus dem alten Haus gemacht werde, meinte Dagmar Bluthardt (SPD). Für die Fraktion sei es aber bei manchen Sachen nicht ganz nachvollziehbar, warum sie erst so spät in Betracht gezogen wurden - wie etwa die Erneuerung der Fenster am Kinderhaus. Das Projekt war angegangen worden, weil im Jahrhundertwendebau Rathaus I die modernen Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten waren. Das Großvorhaben hat sich bei einer Überprüfung 2016 als um ein Vielfaches teurer herausgestellt, als zunächst gedacht: Statt einfacher Veränderungen sind Umbauten in fast allen Büros notwendig. Elektronik und Sanitäranlagen werden modernisiert. Und die Verwaltung will ihre Raumbelegung neu ordnen, um effizienter arbeiten zu können.