Kitty Piontek (grüner Pulli), Bewohnerin des Samariterstifts im Nachbarschaftshaus, hat viele Objekte gestaltet. Foto: Eberle Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Eulen, Blätter und ein riesiger Fliegenpilz, Schalen, Vasen, Geflügeltes, Engel und Feen, Fantasieobjekte und wunderbare kleine Figuren, farbig gefasst oder nicht, tummeln sich nun auf den Tischen im Offenen Atelier im Nachbarschaftshaus. Alle Arbeiten sind in den letzten fünf Wochen entstanden, immer mittwochs im Workshop Abenteuer Ton mit Thomas Weber.

„Wir hatten vergnügte Wochen, wunderbar moderiert vom Künstler Thomas Weber“, sagte Gisela Burgfeld. Das Offene Atelier ist ein Ort der Begegnung für alle, die ohne Erfolgsdruck Farben und unterschiedlichste Materialien entdecken sowie ausprobieren wollen. Der vierte Workshop beschäftigte sich nun mit dem Thema Ton. Eingeladen waren Bürgerinnen und Bürger, Gäste der Tagespflege und die Bewohner des Hauses.

Schon früher habe sie sehr viel mit Ton gearbeitet und experimentiert, erzählte Kitty Piontek. Begeistert habe sie schon damals immer, dass aus einem unförmigen Klumpen Ton etwas wird, das man sich vorgenommen hat. Heute wohnt sie in einer der Wohngruppen im Samariterstift. Und sie genießt es, weiterhin kreativ sein zu können, selbst wunderbare Kunstwerke zu gestalten oder welche von anderen zu bestaunen. Menschen mit und ohne Demenz und Handicaps kommen regelmäßig im Offenen Atelier im Nachbarschaftshaus zusammen. Die Bewohner des Samariterstiftes und der Wohngruppe Lichtblick und Tagesgäste werden in ihrem Tun begleitet von einem inzwischen großen Team von bürgerschaftlich Engagierten. Höhepunkte für alle sind immer die Workshops. Möglich sind diese durch die großzügige Unterstützung der Bürgerstiftung Ostfildern.

Für diesen Workshop konnte Gisela Burgfeld den Ludwigsburger Künstler Thomas Weber gewinnen. Er werkelt sonst eher mit Kindern, aber auch die Arbeit mit Erwachsenen und mit Menschen mit Demenz war für ihn spannend: „Auch für Leute mit Handicap ist die Arbeit mit Ton eine tolle Sache.“ Einfach draufloszulegen trauen sich viele allerdings nicht. Aus dem Stegreif kreativ zu sein, sei nicht so einfach, weiß Weber. Er stellte deshalb zunächst die Grundtechniken des Tonens vor und mit seinen Aufgaben gab er Impulse, vermittelte Sicherheit und legte den Grundstein für eigene Kreationen. Mitgebracht hatte er neben Anregungen kleine Drehscheiben und Farben, gebrannt wurde in seinem Ludwigsburger Atelier. Wichtig war es ihm zu vermitteln, dass nicht alles glatt und rund und glänzend sein muss, um schön zu sein, dass Gegensätze aufeinander wirken. „Ich ermuntere die Leute, dass sie Dinge manchmal stehen lassen.“

Großes Interesse am Workshop

Das Offene Atelier hat zehn Arbeitsplätze, aufgrund großen Interesses war die Teilnehmerzahl aber auf 27 gewachsen. „Wir sind zusammen gerückt und haben eher kleine Sachen gemacht“, erzählte Burgfeld. Und alle wünschen sich bald eine weitere Auflage.

Als große Bereicherung empfand Elke Bretschneider den Workshop, sie arbeitet beruflich in der Pflege und hat es genossen, Demenzkranke in einer entspannten Atmosphäre von einer anderen Seite kennenzulernen. Für ihren Garten hat sie unter anderem einen Fliegenpilz gestaltet. Begeistert ist sie davon, was Ostfildern für Schätze hat, dazu zählt für sie das Offene Atelier ebenso wie die Kinderaktivwerkstatt. Im Anschluss an das kreative Tun wird immer gesungen, „auch das war richtig schön“.

Gerda Kirschner ist eine der bürgerschaftlich engagierten Damen, die montags Menschen mit Handicaps begleiten. Ton ist für sie ein faszinierender Werkstoff. Beim Tonen könne man hervorragend abschalten, es sei eine fast schon meditative Tätigkeit. Begeistert ist sie davon, dass aus etwas Weichem etwas fast Unumstößliches wird. Thomas Weber habe alle mit einfachen Mitteln unterstützt, er habe auf alle Fragen eine Antwort gewusst, leicht umsetzbare Tipps gegeben, und „er hat uns mit Geduld und Wertschätzung geführt, das findet man selten“. Nach und nach wurde die Arbeit von vielen immer freier, sie haben ihre eigene Kreativität entdeckt und entfaltet, die Ergebnisse sind ganz unterschiedlich und alle sind absolut sehenswert.