Das Siegerfoto: Im Wassertropfen spiegelt sich das Alte Rathaus. Foto: Mario Lindner - Mario Lindner

Neue Blicke auf Bekanntes bieten ein Bildband und eine Fotoausstellung in Plochingen. Darin sind die Bilder von Preisträgern des Wettbewerbs „Alles Plochingen“ veröffentlicht.

PlochingenEinen solchen Andrang erlebt die Galerie der Stadt Plochingen nicht alle Tage: Rund 100 Menschen drängten sich am Donnerstagabend in ihren Räumen, angelockt von Plochinger An- und Aussichten. Die Stadt stellte ihren neuen Bildband und die Preisträger des damit verknüpften Fotowettbewerbs „Alles Plochingen“ vor.

Wahrscheinlich war jeder der Anwesenden überzeugt davon, Plochingen gut zu kennen. Umso größer waren die Aha-Erlebnisse angesichts der 54 Fotografien – darunter zehn prämierte – die die Jury für die Ausstellung ausgewählt hat. Sie alle zeichnen sich durch den besonderen Blick auf ihr Motiv und die kreative Umsetzung aus. Auch Geduld und ein bisschen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, gehören oft dazu. Denn Fotos leben von Lichtstimmungen, wie Uwe Keller als Vertreter der Jury und passionierter Hobby-Fotograf sagte. Er stellte die Fotos der zehn Hauptgewinner vor, die selbst noch nichts von ihrer Platzierung wussten.

Bekannte Orte in anderem Licht: Da wird selbst der Industriehafen „fast zu einem romantischen Ort“, meinte Keller, oder der Bahnhof im Morgennebel zur mystischen Szenerie. Francisco Santos (Platz 8) hat mit seiner Zentralperspektive die architektonische Schönheit der menschenleeren Bahnhofsunterführung eingefangen, wie sie in der Hektik des Alltags niemand wahrnimmt. Jonas Greiner (Platz 7) nahm sich mit dem Stativ die Zeit für eine Nachtaufnahme der Ottilienkapelle und wartete, bis der Mond durch die Wolken lugte. Er gehört wie auch Sophia Grabig, die es mit ihrer dynamischen Detailaufnahme des Wasserspeiers der Ottilienquelle auf Platz 3 schaffte, zu den jungen Teilnehmern des Wettbewerbs.

Der Erstplatzierte Mario Lindner ist sogar erst 14 Jahre alt, was die Jury nicht wusste. All ihre Mitglieder seien sich von Anfang an einig gewesen, dass sein Bild zumindest ganz weit vorne liegt, berichtete Uwe Keller. Es bietet Detailaufnahme und Gesamtblick auf ein Plochinger Wahrzeichen gleichzeitig und zeugt von Kreativität und Experimentierfreude. Mario war fasziniert davon, dass ein Wassertropfen wie eine Linse wirkt und beim Durchschauen die Umwelt auf den Kopf stellt. Mit der Pipette positionierte er einen Tropfen an einer Pflanze auf dem Marktplatz und hielt ihn samt auf den Kopf gestellten Altem Rathaus mit seiner Kamera fest. „Eine Makroaufnahme der Spitzenklasse“, sehr gut gesehen und ins Bild gesetzt, urteilte nicht nur Keller. Ganz nebenbei hat der 14-Jährige nicht nur seinen Eltern gezeigt: Ausprobieren lohnt sich, auch wenn alle sagen, das wird nichts.

Platz zwei belegte Oliver Bausch mit einem Motiv, das schon unzählige Male fotografiert wurde, jedoch nie in dieser Weise: eine ganz ungewöhnliche Perspektive auf das rostige Wolfsrudel auf dem Bruckenwasen – oder auch auf die Stadtkirche, wie man’s nimmt.

Das Kulturamt der Stadt hatte den Fotowettbewerb im vergangenen Jahr ausgeschrieben und bekam 754 Fotos von 66 Einsendern, bei denen alle Altersgruppen vom Schüler bis zum Rentner vertreten waren. Anlass war eigentlich, dass ein neuer Plochingen-Bildband geplant wurde. Der Journalist und „alte Plochinger“ Ulrich Stolte als Textautor hatte mit Kulturamtsleiterin Susanne Martin die Idee, einen „Bürgerbildband“ mit Aufnahmen aus einem Wettbewerb zu machen.

Das Konzept ließ sich letztlich nicht zu 100 Prozent umsetzen, weil am Ende Motive für den dokumentarischen Anspruch des Buches fehlten. Die wurden anderweitig besorgt. Dennoch ist ein beachtlicher Teil von Fotos aus dem Wettbewerb im Bildband vertreten. Er sei „unglaublich stolz“, dass er die Texte machen durfte, sagte Stolte und erlaubte sich ein bisschen Pathos: Es sei ein Buch „für uns Plochinger, aber ein bissel auch zur Ehre der Stadt“.

Die Ausstellung „Alles Plochingen“ mit den 54 großformatigen Wettbewerbs-Fotos ist bis zum 22. Dezember in der Galerie der Stadt Plochingen zu sehen, immer zu den Öffnungszeiten der Plochingen-Info: Montag, Mittwoch und Samstag von 10 bis 13 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 10 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 16 Uhr.

Den Bildband „Plochingen am Neckar“ mit Texten von Ulrich Stolte (19,50 Euro) gibt es in der Plochingen-Info.