Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin - Roberto Bulgrin/bulgrin

Schon im November 2014 gab es eine Förderzusage des Landes. Aber der Radweg zwischen Aichschieß und Weißer Stein ist bis heute nicht gebaut.

Esslingen/AichwaldGut, dass es jetzt in Aichwald voran geht.“ So frohlockten die Esslinger Landtagsabgeordneten Andrea Lindlohr (Grüne) und Wolfgang Drexler (SPD) am 21. November 2014 in einer Pressemitteilung. „Längst überfällig“ nannten sie unisono den Ausbau des Radwegs zwischen Aichschieß und dem Weißen Stein und verkündeten, das Land habe das Projekt in sein „Lückenschlussprogramm 2015 bis 2016“ aufgenommen. Doch passiert ist nichts. Knapp fünf Jahre später müssen Radler auf der etwa eineinhalb Kilometer langen Strecke nach wie vor die Straße benutzen. EZ-Leser Jürgen Fritz kann das nicht nachvollziehen und spricht von einem „skandalösen Umgang mit Steuergeldern“. Dass der Radweg noch nicht gebaut ist, hält er für „unbegreiflich, da die Radfahrer auf dieser Straße besonders gefährdet sind, gerade durch Autos, die oft mit nur wenig Abstand bei sehr hoher Geschwindigkeit vorbeifahren“.

Woran es liegt, dass das Vorhaben seit Jahren immer wieder verschoben wird? Mit dieser Frage tun sich die verantwortlichen Behörden schwer. Begründet wird die Verzögerung lapidar mit personellen Engpässen, erst beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP), das de facto zuständig ist, weil der vorgesehene Radweg entlang einer Landesstraße (L 1201) führt, dann bei der Stadt Esslingen, auf deren Gemarkung die Strecke verläuft und die vom RP schon 2015 die Aufgabe der Planung übernommen hat.

Das RP will nicht als Sündenbock da stehen. „Die Radwegeplanung sowie die landschaftspflegerische Begleitplanung wird derzeit bei der Stadt Esslingen erstellt. Anschließend stellt die Stadt Esslingen das Baurecht her“, teilt Pressesprecherin Julia Christiansen auf EZ-Anfrage mit. Es sei nicht zu befürchten, dass die schon vor Jahren zugesagten Zuschüsse irgendwo versickerten. „Die geplante Maßnahme ist im Lückenschlussprogramm für Radwege des Landes enthalten. Somit ist die anschließende Finanzierung und Realisierung der Baumaßnahme gewährleistet“, betont die RP-Sprecherin.

Aufgrund „personeller Veränderungen im Sachgebiet Verkehrsplanung beim Stadtplanungsamt“ habe sich das Projekt verzögert, ist aus dem Esslinger Rathaus zu erfahren. 2015 sei zwischen dem Regierungspräsidium und der Stadt eine sogenannte Planungsvereinbarung geschlossen worden, berichtet Roland Karpentier, der Pressesprecher der Stadt. Dies habe man gemacht, weil das RP „aus Gründen personeller Kapazitäten“ nicht in der Lage sei, das Vorhaben umzusetzen. Laut Karpentier wurde das Projekt in zwei Abschnitte gegliedert.

Für die erste Hälfte, von Aichschieß aus gesehen, liege bereits ein Planentwurf vor, den man von einen externen Büro habe anfertigen lassen. Den zweiten Abschnitt sei man aufgrund der besagten personellen Veränderungen im Stadtplanungsamt noch nicht angegangen. Zuständig für den Radweg ist nach den Worten Karpentiers seit diesem Jahr das städtische Tiefbauamt, das auch für Abschnitt 2 einen externen Planer beauftragt hat.

Vermutlich Anfang 2020 könne das Genehmigungsverfahren, sagt Martin Frank vom städtischen Tiefbauamt. Zu klären seien vor allem naturschutzrechtliche Fragen. Unter anderem müssten ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Außerdem müssen nach Aussagen Karpentiers die Liegenschaften neu geordnet werden. Teile des neuen Weges befänden sich derzeit im Besitz der Stadt Esslingen.

Wann es dann endlich losgehen kann? Frank rechnet mit einer Bauzeit von zwei bis drei Monaten. Was den Beginn der Bauarbeiten angeht, bremst er die Erwartungen. „Vermutlich können wir erst im Frühjahr 2021 starten.“ Laut Frank soll der neue Radweg 2,50 Meter breit werden und knapp zwei Meter Abstand zur Landesstraße haben. Die Kosten werden auf 325 000 Euro geschätzt und, wie Stadtsprecher Karpentier sagt, vom Land getragen.

In Aichwald ist man Warten gewohnt. Doch wächst die Ungeduld, zumal es sich um ein Projekt handelt, um das schon seit Jahrzehnten gekämpft wird. Bestimmt schon seit 30 Jahren setzte sich die Gemeinde dafür ein, dass das Radwegenetz an dieser Stelle vervollständigt wird, berichtet Hauptamtsleiter Stefan Felchle. „Für uns eine wichtige Verbindung. Deswegen haken wir immer wieder nach.“

Schon vor Jahren sei der Waldrand entlang der Strecke nach hinten versetzt worden, um Platz für den Radweg zu schaffen, berichtet Felchle. Kritik an der Stadt will der Hauptamtsleiter aber nicht äußern. „Esslingen hat halt andere Prioritäten.“