In der voll besetzten historischen Kelter führt das Ensemble des Liederkranzes den schwäbischen Schwank „Die Veteranen“ auf. Foto: Bühne Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

„Ich bin aufgeregter, als wenn ich noch mitspielen würde“, sagt Irene Heubach bevor sich der Vorhang in der historischen Kelter für den zum ersten Mal aufgeführten schwäbischen Schwank „Die Veteranen“ von Werner Harsch hob. Dieses Mal hat die Sängerin des Liederkranzes Eintracht Denkendorf beim traditionellen Theaterstück nur Regie geführt. Im vergangenen Jahr war die lebenslustige 76-Jährige zusätzlich mit kurzem Rock und schwarzen Netzstrümpfen in die Rolle der Bardame Fifi aus dem Stuttgarter Rotlichtmilieu geschlüpft. Nächstes Jahr stehe sie aber wieder auf der Bühne, kündigte sie an.

Seit mehr als 25 Jahren stehen einige theaterbegeisterte Sängerinnen und Sänger auf der Theaterbühne. Der Vereinsvorsitzende Dieter Waller fing mit pantomimischen Gesangsdarbietungen wie beim „Maultäschle Lied“ an. „Mich hat man nur einfach gefragt, ob ich mitmachen will“, erzählt seine Stellvertreterin Bettina Hornek und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Jahrelang habe ich die Tochter gespielt, mit über 51 Jahren bin ich aber nun zu alt dazu.“ Diese Rolle übernahm die Tochter der Regisseurin, Ulrike Heubach. Das Theaterblut muss in der Familie liegen. Ihre Mutter zog gemeinsam mit Gudrun Lang, die inzwischen Souffleuse ist, als „Körschtalweiber“ durch die Lande. Die zwei Batschweiber zerrissen sich bei feierlichen Anlässen über die Männer und Gott und die Welt das Maul.

Das Höchste sei, die Leute zum Lachen zu bringen, das halte jung, sagt die 76-Jährige. Sie wählt alljährlich die Stücke für die Aufführungen des Liederkranzes aus: Mundart, Wortwitz und Spannung bis zum Schluss sind ein Muss. Ein Niveau unter der Gürtellinie geht nicht. Darüber hinaus setzt das Alter der Laienschauspieler Grenzen. Zu lang sollte die Aufführung nicht gehen, damit keine Langeweile aufkommt. Irene Heubach hat wieder ein gutes Händchen bewiesen. Seit Ende Januar traf sich das siebenköpfige Ensemble, um zunächst die einzelnen Rollen zu lesen. Die Regisseurin legt viel Wert auf Mimik und Gestik.

Bei der Premiere in der Kelter machte es sich das Publikum unter dem Gebälk bei einer hervorragenden Bewirtung an den Biertischen gemütlich. Dieter Waller im blauen Anton und Gummistiefeln platzte als Landwirt Eugen ins liebevoll mit Requisiten, von der Anrichte über plüschige Sessel bis hin zur Pendeluhr ausgestattete Wohnzimmer. Bettina Hornek in Kittelschürze bügelte als Ehefrau Rosa ein Hemd. „Gschpart wird“ in dem Haushalt, in dem der Opa (Günter Gehrung), ein schwerhöriges Schlitzohr, auf dem Geld sitzt. Eugen versucht mit einer Kleinanzeige in der Zeitung sein altes Auto zu verkaufen. Und der alte Geizkragen, will der gar wieder heiraten? Als der Postmichl (Hugo Fetzer), der stets durstige Briefträger mit der chronisch vertrockneten Gurgel, auftritt und einen parfümierten Brief eines Eheanbahnungsinstitutes übergibt, kochen die Spekulationen hoch. Dabei spielte auch Nachbarin Fräulein Pfleumle (Heide Bauer), bitte mit „eu“ und nicht mit „ä“, eine Rolle. Und dann stand auch noch die Heiratsvermittlerin Frau Susanne (Sybille Wiertellok) vor der Tür.

Die Regisseurin fieberte am Premierenabend bei dem köstlichen Verwirrspiel, dass das Publikum mit Lachsalven honorierte mit: „Ich hab’ doch immer wieder g’sagt, schwätzt lauter. So, jetzt sollt’ das Feuerzeug nochmals angezündet werda“. Das merke sie sich bis morgen, sagt Irene Heubach. Denn noch an zwei Tagen hieß es in der jeweils voll besetzten Kelter, Vorhang auf für die „Veteranen“.