Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten: Zahlreiche Erwachsene feiern den 50. Geburtstag des Kinderhauses. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Sonntag Ruhetag im Kindergarten? Von wegen! Die fröhlichen Kinderstimmen wiesen schon von weitem den Weg zur Wuselvilla im Lehengarten in Altbach. Dort wurde mit einem Tag der offenen Tür das 50-jährige Bestehen des evangelischen Kinderhauses gefeiert. Großer Bahnhof für eine prima Einrichtung, die sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem modernen Kindergarten mit Krippengruppe entwickelt hat. Wie groß die Akzeptanz des Kinderhauses ist, dessen Träger die evangelische Kirchengemeinde ist und das zu 85 Prozent von der bürgerlichen Gemeinde finanziert wird, zeigten die zahlreichen Besucher. Die Kinder hatten Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten und Freunde mitgebracht, die gemeinsam mit den Betreuerinnen im großzügigen Garten des Kinderhauses feierten. Den Auftakt bildete ein Festgottesdienst, den die Kinder gestalteten. Von der evangelischen Kirche ging es dann in einem Umzug in den Lehengartenweg 11.

Begeistert sangen die Kleinen den Wuselvilla-Song, den Erzieherin Kerstin Protomastro eigens für das Jubiläumsfest kreiert hat. Die Rede von Bürgermeister Wolfgang Benignus warteten die Kleinen ungeduldig ab. Für sie war der Luftballonstart das Highlight, die Spielstationen im Garten sorgten für Bewegungsausgleich und das Figurentheater, „Die Kartoffelratten-Bande“ von Stefanie Thiele bot glänzende Unterhaltung. Währenddessen ließen es sich die Erwachsenen bei der Hocketse mit selbst gebackenen Kuchen oder Gegrilltem und Getränken gut gehen.

Die Erzieherin Mechthild Offinger startete im April 1967 mit der ersten Kindergartengruppe, erzählte Leiterin Rose Knaupp in ihrem Rückblick. „Das bedeutete 50 Kinder für eine Fachkraft.“ Heute sorgen 13 Erzieherinnen, zwei Haushaltshilfen vier Putzkräfte und vier Vertretungskräfte dafür, dass sich die Kinder rundherum wohlfühlen. In den drei Kindergartengruppen sind insgesamt 60 Kinder, in der Krippengruppe, die 2009 eingerichtet wurde, werden zehn Kinder betreut. Im kommenden Jahr soll die Wuselvilla erweitert werden, da die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung steigt.

Kerstin Protomastro ist der Einrichtung quasi von Kindesbeinen an verbunden. Ende der 70er-Jahre besuchte sie selbst den Kindergarten und erinnert sich: „Er hatte anfangs noch den Charakter eines Dorfkindergartens.“ Das Personal blieb lange. Eine ihrer Erzieherinnen betreute 2009 noch ihren Sohn. Sie erlebte die Zeit als Mutter von drei Kindern, arbeitete anfangs stundenweise und inzwischen mit einer 70 Prozent-Stelle in der Sternengruppe.

Im sozialpädagogischen Bereich tut sich viel. Protomastro und Knaupp wissen um die Bedeutung von Weiterbildung. Neue Dinge auszuprobieren ist wichtig. Zum pädagogischen Konzept gehört Projektarbeit in einzelnen Gruppen ebenso wie das Partizipationsprinzip: „Kinder bestimmen ihren Alltag mit.“ In Kinderkonferenzen werden Wünsche und Vorstellungen vorgetragen.

Individuelles Eingehen auf kindliche Bedürfnisse versteht sich von selbst. Denn jedes Kind ist einmalig. Die Leiterin erzählt vom Projekt der Mäusegruppe, in der rund um die Feuerwehr gearbeitet wurde, da die Väter einiger Jungs bei den Floriansjüngern sind. Sie ermöglichten die Fahrt in einem Löschwagen. „Das war der Hit.“

Jede der drei Gruppen hat ihr individuelles Projekt. In der Bärengruppe geben derzeit die Piraten den Ton an. In der Einrichtung sind, so Rose Knaupp, acht Flüchtlingskinder. Die 22-jährige Praktikantin Alganesh kommt aus Eritrea und spricht kaum Deutsch. „Die Kinder lieben sie“, berichtet die Leiterin. Manchmal reiche nonverbale Kommunikation fürs Verständnis.