Ralf Barth: Modische Krawatte, den Traktor Foto: bul - bul

Die erste Arbeitswoche von Ralf Barth, neuer Bürgermeister in Denkendorf, war von vielen Gesprächen mit den Mitarbeitern geprägt - und der Suche nach einem neuen Schulleiter.

Denkendorf Auf dem Schreibtisch des neuen Bürgermeisters hat sich schon ein Menge Papier angesammelt – wie bei einem, der etwas schafft. „Am Abend muss halt die schwarze Mappe wieder sichtbar sein und die Stapel müssen übersichtlich sortiert sein“, sagt Ralf Barth. Seit Montagmorgen um 9 Uhr residiert er auf dem Denkendorfer Rathaus. Arbeiten musste er aber schon am Wochenende. Am Freitagabend war er in der Festhalle auf das Amt verpflichtet worden, am Samstag war der neue Bürgermeister der 11 000-Einwohner-Gemeinde schon gefragt. Die Musikschule feierte ihr 50-jähriges Bestehen. „Ein toller Start“, findet Barth, Musik sei ja auch sein Hobby. Er spielt Klarinette im Blasorchester seiner Heimatgemeinde Ennabeuren.

Für das Pressefoto rückt er schnell die Papierstapel gerade. „Jackett an?“ „Lieber ohne“, findet der Fotograf, „das passt zu Ihnen.“ Die modische rote Krawatte und das weiße Hemd sehen fein genug aus. Vor dem Computer-Bildschirm stehen ein grüner Traktor und ein schwarzer Eisbär. Der Traktor entpuppt sich als Halter für Büroklammern, den ihm frühere Kollegen geschenkt haben. „Er ist auch Symbol für meine Herkunft und für meine Bodenständigkeit“, sagt Barth, der auf dem Bauernhof groß geworden ist – 1,95 Meter. Den Bären aus Jade hat ihm eine Tante geschenkt. Ein Familienfoto ziert das Mousepad. Das muss er wohl diesen Sommer aktualisieren, denn Nachwuchs steht ins Haus. Da trifft es sich gut, dass Barth und seine Frau Martina schon in den ersten Tagen mehrere Wohnungs-Angebote von den Bürgern erhalten haben. Über das Dekorative im Büro müsse er sich noch Gedanken machen, meint Barth und zeigt auf das kupferne Teller, das an der Wand hängt. Irgendwas musste den Nagel verdecken, an dem bis vor wenigen Tagen ein schönes Landschaftsgemälde hing. Das gehörte aber Vorgänger Peter Jahn. Die erste Woche im Rathaus widmete Barth vor allem den Mitarbeitern. Am Montagmorgen fand, wie immer, die Amtsleiterrunde statt. Da hat der Neue gleich alle wichtigen Themen auf dem Tisch gehabt. „Ankommen und orientieren“ war sein Motto zum Start. Selbstverständlich hat der Barth am ersten Tag allen Mitarbeitern kurz Hallo gesagt. Höflichkeit kennzeichnet den Mann vom Hof.

Am Dienstag wurde die Orientierungsphase schon unterbrochen. Die erste wichtige Entscheidung musste vorbereitet werden: Wer wird neuer Leiter der Albert-Schweitzer-Schule? Mit der Besetzungskommission nahm Barth die Bewerberinnen unter die Lupe. „Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder eine gute und starke Schulleitung bekommen“, fasst er seinen Eindruck zusammen. Halb neun ist es am Dienstagabend geworden, denn abends stand noch ein Termin auf dem Landratsamt auf dem Plan: Sitzung mit dem Landschaftserhaltungsverband.

Am Mittwoch und Donnerstag führte Barth mit den Amtsleitern ausführliche Gespräche. Die Fragestellung: Wo liegen die Prioritäten? Barths Anspruch: Der Zug ist in Fahrt und ich will aufsteigen, ohne dass der Zug nennenswert langsamer wird.“ Dabei komme ihm seine Erfahrung als Hauptamtsleiter in Dettingen zugute. „Wenn ich die Post bearbeite, kenne ich mich mit 80 Prozent der Themen bereits aus.“ Gestern beim Treff des Kommunalen Arbeitskreises Filder (KAF) hatte Barth Gelegenheit, seine Kollegen besser kennenzulernen.

Zum Alltag eines Bürgermeisters gehört auch das Gratulieren. Einer 80-Jährigen hat er schon Glückwünsche überbracht und einem Ehepaar zur diamantenen Hochzeit. Barth findet das nicht lästig, sondern „eine gute Gelegenheit, um von den Bürgern zu erfahren, was im Ort gerade gesprochen wird. Jedes Gespräch trägt dazu bei, dass ich hier richtig ankomme.“