Der Saxophonist Jakob Manz komponiert auch selbst. Foto: Jan Scheffner - Jan Scheffner

Der Abiturient spielt im Bundesjugendjazzorchester mit und ist nebenbei schon jetzt für ein sogenanntes Jungstudium an der Musikhochschule Stuttgart eingeschrieben.

Köngen/Metzingen Nächste Woche schreibt der Jung-Jazzer Jakob Manz sein Abitur. Diesen Freitag steht der erfolgreiche Nachwuchsmusiker auf der Bühne des Jazzclubs Schloss Köngen. Mit eigenen Kompositionen zeigen der 18-Jährige und der Pianist Hannes Stollsteimer, Bassist Frieder Klein und der Schlagzeuger Paul Albrecht, dass die Stilformen des Jazz auch die junge Generation inspirieren. Ziel des Programmchefs Albrecht Nissler ist es, mehr junge Leute für die Musikrichtung zu begeistern, die meist eher älteren Semestern zugeschrieben wird. Das sieht der junge Posaunist überhaupt nicht so. Er ist ein Ausnahmetalent, will Jazz auf dem Hintergrund heutiger Hörerfahrung weiterentwickeln. „Ich denke nicht in Sparten“, sagt Manz, der als Mitglied des Bundesjugendjazzorchesters in der höchsten Liga seines Fachs mitspielt. Im Interview spricht er über seine Faszination für afroamerikanische Beats und das Streben nach Vielfalt in der Musik.

Blockflöte und Schlagzeug waren Ihre ersten Instrumente, später stiegen Sie auf das Saxophon um. Wie kommt es denn, dass Sie sich in so jungen Jahren gerade für den Jazz begeisterten?
Meine Blockflötenlehrerin war Andrea Knauer in Dettingen/Erms. Sie hat mir mal eine CD mitgegeben von einer Acoustic-Gruppe mit dem Namen „Wildes Holz“. Die verjazzen so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann, und zwar mit der Besetzung Kontrabass, Blockflöte und akkustische Gitarre. Durch die bin ich zum Jazz gekommen. Erst mal habe ich viel nur nach Gehör nachgespielt. Dann hat mir Andrea Knauer den Lehrer Jürgen Häußler an der Musikschule Metzingen empfohlen. Der spielt Saxophon, und so kam ich auf dieses Instrument.

Sie gehen zwar noch zur Schule, aber sind bereits als Jungstudent an der Musikhochschule Stuttgart eingeschrieben. Wie klappt denn diese Mehrfachbelastung mit Schule, Studium und den vielen Auftritten in deutschen und internationalen Konzertsälen?
Als Jungstudent habe ich in Stuttgart an der Hochschule ein eher überschaubares Programm. Da habe ich Instrumentalunterricht mit dem Saxophon, natürlich im Jazzbereich, und ich spiele in Ensembles. Da probieren wir verschiedene Stilrichtungen aus. Schön ist, dass ich da machen darf, was ich möchte. Feste Kurse muss ich nicht belegen, deshalb klappt das gut. Nach dem Abitur will ich natürlich auch Musik studieren, ich bin schon angemeldet für die Aufnahmeprüfungen. Die erste findet schon in einem Monat statt.

Zwei Mal waren Sie Bundessieger bei „Jugend musiziert“. Im April 2018 errang Ihre Band „The Jakob Manz Project“ einen 1. Preis sowie den Publikumspreis beim internationalen Jazzpreis Biberach 2018. Ihre Formation ist 1. Preisträger beim „Musikpreis der Stuttgarter Lions Clubs 2017“. Seit 2018 spielen Sie auch im Bundesjugendjazzorchester mit. Was bedeutet es denn für Ihre eigene Entwicklung, im wichtigsten deutschen Orchester für junge Jazzer mitzuspielen?
Das ist einfach der Wahnsinn. Das Bundesjugendjazzorchester ist eines der wichtigsten und inspirierendsten Projekte, bei denen ich je mitgemacht habe. Da ist eine Auswahl der besten jungen Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland dabei, die gemeinsam arbeiten und spielen. Die Erfahrungen, die ich da mache, sind einfach unschätzbar. Die Musikerinnen und Musiker sind alle richtig gut. Sie arbeiten so lange an sich, bis ihr Spiel sitzt. Wir bekommen da auch fantastische Möglichkeiten. Zum Beispiel haben wir in der Elbphilharmonie in Hamburg gespielt. Es ist der Hammer. Wir arbeiten mit fantastischen Solisten, Dirigenten und Komponisten. Dazu kommen Tourneen – mit dem „BuJazzO“ war ich in den USA.

Und nun spielen Sie beim Jazzclub Schloss Köngen. „The Jakob Manz Project“ ist die jüngste Band, die je dort aufgetreten ist. Albrecht Nissler, der das Programm gestaltet, möchte mehr junge Leute für Jazz begeistern. Da sieht der Pädagoge, der am Esslinger Theodor-Heuss-Gymnasium die Jazzband leitete, Defizite. Sind Sie also in Ihrer Generation ein Exot, was die musikalische Ausrichtung angeht?
Ich versuche, gar nicht erst in Sparten zu denken. Deshalb finde ich es auch schade, wenn Musiker in bestimmte Schubladen gesteckt werden. Der Trompeter Till Brönner etwa arbeitet oft in Grenzbereichen. Selbst wenn seine Alben dann sehr erfolgreich sind, wird kritisiert, dass das doch gar kein Jazz sei, sondern Filmmusik oder eine andere Richtung. Junge Leute für die Musik ganz allgemein zu begeistern, ist heute schwieriger denn je. Denn immer mehr geht da die Vielfalt verloren. Das gilt auch für den Pop. Früher gab es etwa mit einer Band wie „Queen“ auch in der Popmusik eine große Vielfalt. Wenn man heute das Radio einschaltet, klingt doch alles sehr ähnlich. Meine Erfahrung ist, dass sich junge Leute auch für komplexere Musik begeistern lassen, wenn junge Künstler auf der Bühne stehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass man auch mit unserer Musik auch ein junges Publikum begeistern kann. Das Problem ist ja, Jugendliche erst mal in unsere Konzerte zu bekommen. Die verfolgen die Charts auf dem Musikstreamingdienst Spotify. Der Zugang zu anderer, vielfältiger, ja auch klassischer Musik – der ist in den öffentlichen Medien sehr schwierig. Was auf diesen Kanälen an Musik läuft, ist sehr einseitig. Wie sollen denn junge Leute von der immensen Vielfalt in der Musik erfahren, wenn sie nur immer dasselbe präsentiert bekommen?

Künstler wie Herbie Hancock, Christian Scott oder Marcus Miller haben Sie inspiriert. Und Sie komponieren ja auch selbst. Welchen Stellenwert hat diese eigene Musik in Ihren Programmen?
Was wir spielen, sind fast allesamt eigene Kompositionen von mir und meinen Kollegen. Es gibt ein paar fremde Kompositionen, die wir dann aber ganz neu arrangiert haben. Es geht uns darum, unseren eigenen Stil zu entwickeln. Die Jazzgrößen sind als Inspirationsquelle sehr wichtig, aber auf der Bühne bringen wir unsere eigenen Arbeiten zu Gehör.

Das Interview führte Elisabeth Maier.

Das Konzert mit „The Jakob Manz Project“ am Freitag, 26. April, 20 Uhr, in der Schlosskapelle Köngen ist ausverkauft. Es gibt eine Warteliste.