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EZ-Redakteur Harald Flößer zur Bürgermeisterwahl in Lichtenwald.

LichtenwaldEs hatte sich angedeutet: Von den sonst üblichen Spitzenergebnissen seiner Bürgermeister-Kollegen, die sich ohne Gegenkandidaten zur Wiederwahl gestellt hatten, blieb Ferdinand Rentschler weit entfernt. Gerade mal 70 Prozent machten ihr Kreuzchen beim seit acht Jahren amtierenden Lichtenwalder Rathauschef. Dieses Ergebnis ist eindeutig als Denkzettel zu werten.

Dabei kann sich Rentschlers Bilanz wahrlich sehen lassen. Zusammen mit dem Gemeinderat hat er es geschafft, die finanzschwache Kommune wieder auf tragfähige Beine zu stellen. Die Mehrzweckhalle, für die Gemeinde anfangs ein riesiger Klotz am Bein, ist bezahlt. Mehr noch, es ist sogar gelungen, eine Rücklage von gut einer Million Euro zu bilden. Wer hätte sich das vor zehn Jahren vorstellen können? Natürlich hat die boomende Wirtschaft einen erheblichen Teil zur Konsolidierung beigetragen, aber sie resultiert zuvorderst aus konsequentem Sparen.

2011 war Rentschler mit atemberaubendem Tempo gestartet und hatte einen Erfolg nach dem anderen verbucht. Oftmals im Kleinen. Erinnert sei beispielsweise daran, als er anderswo gebrauchte LED-Lampen für die Straßenbeleuchtung für kleines Geld auftat und zeigte: Es geht auch so. Aber Achtungserfolge lassen sich nicht endlos aneinanderreihen. Längst geht es ans Eingemachte. Und viel Arbeit eines Bürgermeisters ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, zum Beispiel, wenn im wahrsten Sinne des Wortes viel Geld vergraben wird, weil das Kanalisationsnetz zu erneuern ist.

In einem kleinen Ort wie Lichtenwald muss ein Bürgermeister ein Kümmerer sein, einer, der auch nach den kleinen Dingen schaut, die den Bürgern wichtig sind: ein Schlagloch, eine defekte Straßenlaterne, verschmutzte Wege. Ein solcher ist Rentschler. Er ist sich nicht zu schade, selbst die Ärmel hochzukrempeln und überall nach dem Rechten zu schauen.

Aber es gibt auch Unzufriedene, wie sich beim EZ-Forum vor der Wahl zeigte. Da wurde kritisiert, dass seine Arbeit zu wenig in die Zukunft gerichtet sei und es ihm an Visionen fehle. Wegen des großen Sparzwangs verliert sich Rentschler zuweilen gerne im Klein-Klein und zieht, ohne nach links und nach rechts zu schauen, seine Linie durch. Bei der Modernisierung der Grundschule hat er es nicht geschafft, Eltern und Lehrer so mit ins Boot zu holen, dass auch sie mit den angestrebten Lösungen leben können. Da hat sich viel Ärger angestaut. Und dafür hat Rentschler nun die Quittung erhalten.

Auch die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Gemeinderat läuft alles andere als rund. Da hapert es immer wieder an der Kommunikation. Rentschler muss die Kritik ernst nehmen und den Gemeinderat besser in seine Arbeit einbinden, sonst läuft er Gefahr, dass es bei der nächsten Wahl nicht bei einem Denkzettel bleibt.