Ingo Hummel hat beim Darts-Spiel den Blick für das Wesentliche. Foto: Krytzner - Krytzner

Beim Dorf-Dart-Turnier in Deizisau hatten die Teilnehmer viel Freude. 170 Männer und Frauen aller Altersgruppen machten mit.

DeizisauBeim Dorf-Dart-Turnier wuselte es am Samstag in der Deizisauer Gemeindehalle. Die „Wire Kings“ – der örtliche Dartclub – hatten zum Turnier eingeladen. Bereits zum 20. Mal fand der Wettbewerb für Hobbyspieler statt. Ingo Hummel, Vorsitzender des Dartclubs, freute sich über das rege Interesse: „Nahmen beim ersten Turnier noch 26 Mannschaften teil, sind es heute über 60 Teams und 170 Amateure.“

Und diese Teams kommen überwiegend aus örtlichen und benachbarten Vereinen, wie Hummel weiß. „Die Kameraden der Feuerwehr sind dabei, der DRK Ortsverband kämpft mit den Stahlpfeilen um Rang und Ehre, aber auch Mitglieder vom Narrenbund prüfen ihr Zielwasser.“ Früher gab es Viererteams, jetzt sind noch drei Mitglieder in der Mannschaft. Ingo Hummel erklärt den Grund: „Bei den Dreierteams kommt man schneller wieder zum Wurf und es dient der Kameradschaft. Der Wettkampfmodus ist denkbar einfach: 501 Punkte müssen in möglichst wenigen Würfen erreicht werden.“

Die glatte Null im Visier

Dabei kommen Pfeile mit Stahlspitzen zum Einsatz. Diese werden auf Scheiben aus Sisal oder Agavenfasern geworfen. Damit unterscheidet sich der Dartsport von der elektronischen Dartscheibe, wie Ingo Hummel erklärte: „Bei den Sisalscheiben gibt es keinen Computer, der die geworfenen Punkte direkt abzieht, man muss als Werfer selber rechnen, um auf die glatte Null zu kommen.“ Gerechnet wurde am Samstag in der Gemeindehalle auch viel. Die Teams hatten beim Turnier ihren Spaß. Nicht selten kam von der Mannschaft die Aufforderung an den jeweiligen Werfer: „Auf die Scheibe, auf die Scheibe!“ Meist klappte das auch sehr gut. Die Teams waren bunt gemischt. Frauen und Männer, Jung und Alt hatten eine Riesengaudi mit den Pfeilen. Wobei die Männer in diesem Sport noch in der Überzahl sind. „Die Dart-Welt rätselt aber seit Jahrzehnten, woran es liegt“, sagte Fabian Herpel, Präsident der Dart-Liga Schwaben, mit einem Schmunzeln.

Bundesweit sind es rund 13 000 gemeldete Spieler, die mit den Stahlspitzen werfen. In Baden-Württemberg gehen 1600 diesem Sport nach, und in der Region hat es immerhin noch 514 Dartfreunde, die in Vereinen und Clubs organisiert sind. Für die Jugend gibt es zwar spezielle Förderungen und die Vereine stellen einen Jugendwart, dennoch haben die meisten Clubs Nachwuchssorgen. Ingo Hummel betont: „Uns fehlen die jungen Mitspieler, und mit den Räumlichkeiten kommen wir an unsere Grenzen.“

Seit die Gemeinde das Clublokal gekauft hat, gab es zeitliche Einschränkungen für die Trainingszeiten. Gründungsmitglied Walter Böhm ärgert sich: „Dart ist ein Gesellschaftssport, man tritt gegeneinander an und danach sitzt man gemütlich zusammen. Nun hat die Gemeinde unsere Trainingszeit auf 22 Uhr beschränkt, weil es wohl zu laut war.“ Die Vereinsverantwortlichen wünschen sich vor allem Platz für sechs Dartscheiben, „am liebsten in einer Scheune oder bei toleranten Nachbarn“, sagt Ingo Hummel. Der Dartclub Wire Kings besteht seit 25 Jahren und hat sogar einen Bundesligaspieler in den eigenen Reihen: Ralf Kahl spielte für den Club in Bad Waldsee in der Bundesliga mit. Die Teilnahme an Wettkämpfen auf höchster deutscher Ebene hat er mit viel Ehrgeiz erreicht. „Ich betreibe den Sport seit den 80er-Jahren und wollte immer besser werden. Dazu brauchte es viel Training und ein wenig Talent“, erklärt Kahl seinen Werdegang. Er blickt sogar auf einen einzigartigen Erfolg zurück: „Ich schaffte als erster Deutscher im Februar 2011 das schnellste Spiel mit neun Würfen“, erzählt er voller Stolz.

Das Ziel bei diesem Sport sei die Konstanz, hohe Werte zu werfen. Ralf Kahl bezeichnet Dart als Strategiesport. „Man muss die Zahlen im Kopf haben und vor allem versuchen, Doppelzahlen zu treffen.“ Anfängern empfiehlt der Experte, einfach mal bei einem der Vereine und Clubs vorbeizuschauen und es auszuprobieren. „Die Vereine sind offen für jeden ab 14 Jahren, alle helfen einander.“ Ingo Hummel ergänzt: „Wir machen keine Unterschiede, alle sind willkommen.“ Außerdem sind sich die Vereinsverantwortlichen einig: „Dartsport hält geistig fit, weil man ständig am Rechnen ist.“

Reich wird man beim Steel-Dart im Lande allerdings nicht. Im Gegenteil, wie Ralf Kahl betont: „Steel-Dart-Turniere sind alle ohne Preisgeld. Die Teilnahme an Wettkämpfen ist auch kostspielig. In einer Saison bin ich gut und gerne 4000 Kilometer mit dem Auto unterwegs.“

Auch beim Dorfturnier gibt es keine großen Gewinne, wie Ingo Hummel weiß: „Die Siegerteams bekommen einen Wanderpokal. Wer diesen dreimal hintereinander oder fünfmal insgesamt gewinnt, darf ihn behalten. Bis jetzt gibt es zwei Teams, die den Wanderpokal viermal gewonnen haben.“

Sieger des Turniers und damit Gewinner des Wanderpokals wurde das Team „No Name“. Auf dem zweiten Platz landeten „Die Drei“, und auf den dritten Podestplatz schaffte es das Team „Levi Lenz“.

Wer sich für den Dartsport interessiert, kann in der Martinistraße 12 in Deizisau jeweils am Dienstag und Freitag von 19 bis 22 Uhr mal reinschnuppern.