Mit einer Kürbissuppe hat der erste AWO-Mittagstisch in den neuen Räumen begonnen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Der verlockende Duft von Hausfrauenkost drang gestern gegen 11 Uhr bis vor die Eingangstür des Evangelischen Gemeindehauses. Für den ersten Mittagstisch in neuen Räumen hat die Arbeiterwohlfahrt Plochingen (AWO) fast ihren ganzen Stab an ehrenamtlichen Köchen zusammengetrommelt. „Natürlich sind wir heute alle total aufgeregt“, sagte Renate Sinn, die Vorsitzende des Vereines und Kopf des Mittagstischteams.

Schließlich haben die Helfer lange auf diesen Tag warten müssen. Mehr als sechs Jahre lang haben sie jeden Montag, Mittwoch und Freitag im Grafschen Haus am Marktplatz ein Menü gezaubert - immer selbst zubereitet aus gespendeten Lebensmitteln. Dabei war das Gebäude, das die Stadt kostenlos zur Verfügung stellte, nur als Übergangslösung gedacht: Es bot zu wenig Platz in der unzureichend ausgestatteten Küche und keinen barrierefreien Zugang. Doch die Suche nach Alternativen gestaltete sich schwierig (wir berichteten).

Das neue Zuhause bietet, was bislang gefehlt hat: Ein Aufzug fährt in die Räume im ersten Stock und die Küche ist so groß, dass gestern zehn Köche Platz hatten. Die Einrichtung war zwar noch etwas provisorisch: Der neue Herd und der Konvektomat - ein Allzweckgerät zum Kochen und Backen - waren noch nicht angeschlossen. Das soll sich aber bald ändern, schließlich hat die AWO dafür gespart. Doch auch gestern wurde schmackhaftes Essen für die rund 80 Personen serviert: Zweierlei Suppen, Kalbfleisch mit Nudeln, Gemüse und Salat sowie ein Stracciatella-Joghurt-Bananen-Dessert.

Bei den Gästen kommen die Kochkünste seit jeher gut an. „Ganz toll“ findet etwa Erika Walz das Essen. Die 94-Jährige gehört zum Stammtisch von Senioren, die sich durch den Mittagstisch kennengelernt haben und auch gestern wieder zusammen saßen. Rosemarie Thordsen war ebenfalls dabei. Sie komme her, weil es geschickt sei, dass man daheim nicht kochen müsse, und wegen der Gesellschaft. Über die neuen Räume habe sie sich riesig gefreut, weil es für ältere Leute im Grafschen Haus beschwerlich sei, die Treppe hochzukommen, sagte die 80-Jährige.

„Ich hoffe, dass es eine gute Entwicklung nimmt, die für alle Beteiligten einen Gewinn bringt“, sagte Pfarrer Gottfried Hengel von der Evangelischen Kirchengemeinde, die die Räume stellt. Sie erhält von der Stadt Plochingen jährlich 4000 Euro für die Betriebskosten. Als deren Vertreter bedankte sich Bürgermeister Frank Buß bei den Awo-Köchen für ihr Engagement und bei der Kirchengemeinde für die Bereitstellung der Räume. Das Essen beim Mittagstisch kostet zwischen ein und zwei Euro, rund 40 Leute kommen pro Termin. Das sind nicht nur Senioren, die Gesellschaft suchen. Nicht wenige seien darauf angewiesen, betonte Sinn in ihrer Begrüßung an die Gäste. „Es ist nicht so, dass wir alle im Wohlstand leben.“