Foto: Entwurf faktorgrun - Entwurf faktorgrun

Die Gemeinde Deizisau will den neuen Kreisverkehr neben dem Rathaus schmücken. Dort sollen drei Ziegenpaare aus Cortenstahl tanzen, die an einen Vers aus dem Deizisauer Lied erinnern.

Deizisau Da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau im Unterrock.“ So heißt es in einem der 77 Verse des Deizisauer Liedes von Viktor Seifried. Und diese Szene soll künftig die Mitte des Kreisverkehrs zwischen Rathaus und Pflegeheim schmücken. Aus etwa 60 Gestaltungsvorschlägen der Bürger hat sich der Gemeinderat für drei tierische Tanzpaare aus Cortenstahl entschieden. In jede der drei Straßenachsen soll ein 1,60 Meter hoher Stahl-Scherenschnitt zeigen. Insgesamt wird die Gestaltung der Kreismitte mindestens 122 000 Euro kosten.

Der Gemeinderat hatte extra eine Arbeitsgruppe gegründet, um die Bürgerideen zu sichten und zu werten. Einen Ortsbezug sollte der Schmuck auf dem neuen Kreisel möglichst aufweisen, etwa mit dem Wappen. Die tanzenden Ziegen waren offenbar mehrfach gewünscht worden. Das Büro Faktorgrün aus Stuttgart erarbeitete dann sechs professionelle Gestaltungsvorschläge. Am Ende standen drei Varianten mit Ziegen zur Wahl. Die Idee von Planer Jürgen Pfaff, ein Ziegenpaar mit jungen Tänzern zu umrahmen, fanden die Räte „zu überfrachtet“, ein viertes Ziegenpaar im Grünstreifen am Rathaus fand man unnötig. Und so blieben die drei Paare im Kreisel, von Strahlern beleuchtet und von hohen Gräsern umgeben. Die Szene wird eingerahmt von einem 60 Zentimeter hohen Stahlband, auf dem umlaufend „Deizisau“ steht. Außen herum können zudem Blumen blühen, mal Osterglocken, mal Lavendel und Katzenminze.

CDU-Fraktionsvorsitzender Oliver Krüger war begeistert: „Eine geniale Idee.“ Das Deizisauer Lied sei die wichtigste Tradition des Ortes. Aber vielleicht brauche man noch eine Erklärung zur Figurengruppe dazu. Am Bock müsse man noch ein bisschen feilen, meinte Markus Eber-hardt (CDU), „der sieht aus wie ein Hase“.

Landschaftsarchitekt Pfaff sagte dies zu. Man wolle die Figuren noch stärker stilisieren, weniger naturalistisch darstellen. Hartmut Fischer (FWG) war zwei Mal geschockt: Zuerst, weil bei bei den Kosten ein Posten vergessen worden war und 23 000 Euro dazu gekommen sind. Und als er den ersten Ziegen-Entwurf sah, habe er schon viele feixende Gesichter gesehen. Der Entwurf habe sich aber „phänomenal“ entwickelt, nun habe man eine beeindruckende und mutige Lösung.

Maik Vosseler (SPD) war der Missmut anzusehen. „Ich will kein Spielverderber sein,aber von den 120 000 Euro bin ich geschockt, und 150 000 sind inakzeptabel.“ Er bat um Sparvorschläge. Bei der nun anvisierten Summe von 122 000 Euro hat der Planer schon einige Strahler und den Austausch der Erde gestrichen, etwa 30 000 Euro. Er warnte aber, dass man dadurch höhere Pflegekosten riskiere.

Norbert Haible (LED) fand die Ziegen „ganz amüsant“, aber den Kreisverkehr grundsätzlich zu teuer, da komme man insgesamt auf mehr als eine halbe Million Euro. CDU-Chef Krüger wies die Kritik zurück: „Es ist schade, dass man das gute Ergebnis wegen der Kosten zerredet.“ Es gehe schließlich um eine ortsbildprägende Stelle – die Visitenkarte der Gemeinde. Auch Regine Kaufmann (LED) empfahl, sich den Ortseingang etwas kosten zu lassen. Das sei man schon den Bürgern schuldig, die sich mit ihren Ideen eingebracht hätten. Da könne man nicht nur einen bepflanzten Ring bieten. Laut Kostenschätzung verschlingen die Ziegenpaare auch nicht den großen Batzen: Sie sind mit 5400 Euro angesetzt, dazu das Stahlband für 9000 Euro. Pflanzen und Architektenhonorare sind deutlich teurer.

Krüger und Fischer drängten den Planer auch, nochmals nachzudenken, ob man in der Mitte des Kreisels nicht doch den Weihnachtsbaum aufstellen könnte. Auch das hätten sich viele Bürger gewünscht. Der Architekt schien von der Kombination Ziegen und Weihnachtsbaum nicht begeistert, und verteidigte etwas zaghaft: Dann müsse man die ganzjährigen Gräser zurückschneiden und habe nach Weihnachten eine Lücke in der Mitte. Bei einer Neinstimme (Haible) und einer Enthaltung (Vosseler) beschloss das Gremium die dreifache Ziegenvariante.

Es kommentiert: Roland Kurz