Hüftprothesen der Plochinger Unternehmensgruppe Ceramtec werden Patienten in aller Welt implantiert. Foto: Ceramtec Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Der Industriekeramik-Hersteller Ceramtec wird an den nächsten Finanzinvestor weitergereicht. Der bisherige Eigentümer Cinven verkauft an ein Konsortium um BC Partners. Das Unternehmen mit Sitz in Plochingen beschäftigt dort und in Ebersbach 750 Mitarbeiter. Insgesamt sind es 3200 Mitarbeiter an 20 Standorten weltweit. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, soll die Transaktion inklusive Schulden einen Wert von 2,6 Milliarden Euro haben.

Bereits Ende August dieses Jahres war bekannt geworden, dass die Beteiligungsgesellschaft Cinven nach vier Jahren Ceramtec bereits wieder verkaufen möchte. Einen genauen Kaufpreis hat das Unternehmen nicht genannt, als es gestern den Verkauf bekannt gab. Ob damit der Abbau von Arbeitsplätzen oder sonstige Restrukturierungen verbunden sind, war nicht zu erfahren. „Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren“, sagte Pressesprecher Jörg Kochendörfer. In Plochingen liegt der Hauptsitz der weltweiten Ceramtec Gruppe. In dem Gebäude nahe dem Bahnhof hat auch die Geschäftsführung ihren Sitz. Auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist hier angesiedelt.

Cinven hatte das Unternehmen 2013 für rund 1,5 Milliarden Euro von dem US-Konzern Rockwood übernommen. 2015 hatte der Finanzinvestor Cinven dann Insidern zufolge schon einmal die Möglichkeit eines Börsengangs durchgespielt, sich dann aber doch dagegen entschieden. Eine Vereinbarung über den Verkauf haben Cinven und BC Partners nun unterschrieben. Ob das klappt, unterliegt allerdings der Zustimmung von Kartell- und ausländischen Investitionsbehörden.

„Globaler Marktführer“

Henri Steinmetz, Konzern-Chef der Ceramtec-Gruppe, beschreibt den Wandel der Unternehmensgruppe in den vergangenen vier Jahren: „In Partnerschaft mit Cinven haben wir unsere Reise von einem an Deutschland orientierten Technologieführer hin zu einem globalen Marktführer begonnen.“ Nun freue man sich, „gemeinsam mit unseren neuen Eigentümern diese Reise fortzusetzen.“ Man habe erheblich in das operative Geschäft und in die Mitarbeiter investiert. „Wir haben unsere Kapazität für Keramik-Implantate am Standort Marktredwitz verdoppelt und die Organisationsstruktur vereinfacht“, sagt Steinmetz. Diesen Erfolgskurs wolle man fortsetzen.

„Potenzial für Wachstum“

Große Pläne haben die neuen Eigentümer nun mit Ceramtec. „Erhebliches Potenzial für profitables und nachhaltiges Wachstum, sowohl organisch als auch durch weitere Zukäufe“ sieht Stefan Zuschke, Manager und Partner beim neuen Eigentümer BC Partners. Die Beteiligungsgesellschaft hat ihren Hauptsitz in London. Arbeitsschwerpunkte sind Unternehmen in Europa und in Nordamerika. Das verwaltete Vermögen von BC Partners beläuft sich auf 18 Milliarden Euro. Zuschke verspricht sich viel von dem Kauf: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Management-Team und den Mitarbeitern von Ceramtec.“

Das Unternehmen stellt künstliche Knie und Hüften her, baut aber auch Komponenten für die Elektronik- und Autoindustrie (siehe Kasten). In den zwölf Monaten bis Juni 2017 erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Umsatz von 538 Millionen Euro. Der operative Gewinn (EBITDA) lag bei 196 Millionen Euro - an dieser Kennzahl orientiert sich der Kaufpreis. Ceramtec ist nach den Worten von Unternehmenssprecher Kochendörfer „einer der größten internationalen Hersteller von Keramik für technisch anspruchsvolle Anwendungen“.

Produktpalette von Ceramtec

Ceramtec in Plochingen: Der Hauptsitz von Ceramtec ist in Plochingen. Das Unternehmen hat seine Ursprünge im Jahr 1903 in Marktredwitz. Dort begann die Produktion der technisch anspruchsvollen Keramikprodukte. 750 Mitarbeiter sind in Plochingen und Ebersbach tätig; 3200 Menschen arbeiten an 20 Standorten in Europa, Asien und den USA für das Unternehmen.

Das Portfolio im Überblick: Ceramtec hat verschiede Standbeine. Produkte für die Medizintechnik wie Kugelköpfe und Pfanneninserts für Hüftgelenksprothesensysteme werden ebenso hergestellt wie keramische Blanks als Basismaterial für Kronen und Brücken für die Zahnmedizin. Auch in der Maschinentechnik werden die Produkte eingesetzt: Bauteile für die Umformtechnik, Friktionsscheiben für die Textilindustrie, Bauteile für die Lagertechnik und Sonderbauteile. Auch Produkte für die Zerspanung sind im Portfolio; ebenso Schneidplatten zum Drehen und Fräsen von Gussbauteilen oder gehärteten Stählen.

Materialvielfalt: 10 000 unterschiedliche Produkte werden bei dem Unternehmen mit Sitz in Plochingen hergestellt. Die Forscher und Entwickler arbeiten je nach Verwendungszweck mit unterschiedlichen Arten von Keramik.

www.ceramtec.com