Carolina López Moreno mit ihrer Hündin Ilia vor der Staatsoper in Stuttgart. Beide haben schon ihre Erfahrungen auf der Bühne gesammelt. Foto: Andreas Volz Quelle: Unbekannt

„Für mich ist eine Operndiva keine Sängerin, die Extra-Wünsche hat. Sie passt nur gut auf sich auf.“„Ich muss mich eingehend mit einer Figur beschäftigen. Ich spiele sie ja nicht einfach, ich bin diese Person.“

Von Andreas Volz

Als erstes fragt Carolina López Moreno: „Können wir uns woanders hinsetzen? Hier zieht‘s zu arg.“ Damit ist sie sofort beim Thema. Die 26-Jährige hat einen großen Traum, einen schönen Traum: Sie möchte Karriere als Opernsängerin machen. „Da ist es gut, wenn man nicht im Zug sitzt.“ Das meint sie sogar doppeldeutig. Um die Erkältungsgefahr zu minimieren, fährt sie auch zu Konzerten lieber mit dem Auto als per Bahn.

Die junge Sopranistin macht alles sehr bewusst. Selbst über ihren „Zug-Vermeidungs-Reflex“ stellt sie ernsthafte Gedanken an: „Mit meinem Papa habe ich deswegen schon über das Wort ,Diva‘ diskutiert. Das hat ja einen sehr negativen Klang. Aber für mich ist eine Operndiva in diesem Fall keine Sängerin, die Extrawünsche hat. Sie passt nur gut auf sich auf.“

Bei Carolina López Moreno - die bolivianisch-albanische Wurzeln hat, in Nürtingen geboren wurde, in Reichenbach aufgewachsen ist und an der Musikschule Wendlingen-Köngen ihren ersten Gesangsunterricht erhalten hat - umfasst das Aufpassen alle Lebensbereiche: „Sänger müssen darauf achten, was sie essen und trinken. Ich zum Beispiel trinke jeden Tag eine große Kanne Kamillentee.“ Das Körper-Bewusstsein erstreckt sich sogar auf den Schlaf: „Ich lege Wert darauf, jeden Tag zehn Stunden zu schlafen.“

Die restliche Zeit wird von einem unglaublichen Arbeitspensum abgedeckt: Singen ist nur eine von vielen Tätigkeiten. Schauspielerei will ebenso gelernt sein wie die unterschiedlichen Sprachen, in denen gesungen wird. Hinzu kommt die intensive Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Werk. Die junge Sängerin will ja nicht nur ihre Arien, Duette oder Ensemblestellen beherrschen, sie will zu diesem Zweck auch das gesamte Stück durchdringen: „Ich muss mich eingehend mit einer Figur beschäftigen. Ich spiele sie ja nicht einfach, ich bin diese Person.“

Die unbedingte Hingabe an die Oper war ihr nicht in die Wiege gelegt. Popsongs wollte sie singen. Sie war sogar bei Dieter Bohlens „Supertalent“. Nachträglich ist sie froh, dort nicht ins Finale gekommen zu sein: „Dann wäre ich für zehn Jahre gebunden gewesen.“ So aber schätzt sie die Unabhängigkeit, die sie hat - auch für ihren schönen Traum. Genau so soll nämlich ihr Debütalbum heißen: „Il bel sogno“, nach einer Arie aus der Puccini-Oper „La rondine“. „La rondine“? Genau: Keine „Bohème“, keine „Tosca“, keine „Butterfly“, gerade noch „Turandot“ - „Signore, ascolta“, die Arie der Liu.

So eigenwillig ist das Programm für ihre erste CD, und es zeugt von einem starken Selbstbewusstsein. Charles Gounod und Jules Massenet tauchen ebenso auf wie André Previn und Benjamin Britten. Bis zur Operette reicht das Repertoire: das Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ und Robert Stolz‘ „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“. Die beiden letztgenannten Stücke sind gemeinsam mit der bereits erwähnten Liu und mit der Violetta-Arie „È tardi ... Addio del passato“ aus Verdis „Traviata“ die einzigen, die man so „erwartet“.

Alles andere ist schon weitaus spezieller, besonders eine Arie der Ilia aus Mozarts „Idomeneo“. Damit hat es noch eine ganz andere Bewandtnis: Nach dieser „Ilia“ ist nämlich Carolinas Rottweiler-Hündin benannt, die sie überallhin begleitet. Und nicht nur das: Während ihr „Frauchen“ bei einer Produktion im Stuttgarter Züblin-Haus die Pamina sang, spielte Ilia das wilde Tier, das durch die Zauberflötentöne besänftigt wird.

Zurück zum schönen Traum von der CD: Um unabhängig zu bleiben, soll „Il bel sogno“ per Internet-Crowdfunding finanziert werden. Das ist die moderne Version der Subskriptionslisten, mit denen Kulturprojekte schon im 18. Jahrhundert finanziert wurden. Carolina López Moreno will die CD auch als „Visitenkarte“ nutzen. Nächstes Jahr setzt sie ihr Stuttgarter Master-Studium in New York fort, „und da ist es gut, wenn ich mich mit Aufnahmen vorstellen kann, die nicht gerade mit einem Smartphone gemacht worden sind.“

Die CD soll also der Einstieg in die große Karriere sein. Und wie geht es weiter? „Erst mal mit Belcanto und dem lyrischen Fach. Ins dramatische kann ich dann nach zehn oder 20 Jahren wechseln.“ Trotzdem hat sie sich jetzt schon als Stipendiatin in Bayreuth intensiv mit Wagner beschäftigt. Und wer weiß, vielleicht singt sie ja schon viel früher mal in den „Meistersingern“? Immerhin stellt sie verschmitzt fest: „Da sollte die Eva nicht unbedingt schon 50 sein. Das ist sie aber viel zu oft.“

Carolina López Moreno und ihr schöner traum

Unterricht hat Carolina López Moreno zunächst bei Ingeborg Dobmaier in Wendlingen erhalten, dann 2011/2012 beim Musical-Studium in München von Celia Jeffreys. Die hat ihr geraten, ihre Opernstimme ausbilden zu lassen.

Bei Francisco Araiza kam sie 2013 in Stuttgart unter. Seit 2016 heißt ihre Professorin Ulrike Sonntag. In deren Gesangsklasse ist sie ist sie am Dienstag, 14. November, 19.30 Uhr, beim Opernabend im Konzertsaal der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart zu hören.

Finalistin war Carolina López Moreno 2017 beim 9. Internationalen Lions-Gesangswettbewerb der Festspiele Immling und beim Anneliese-Rothenberger-Wettbewerb auf der Insel Mainau.

„Il bel sogno“: Der Traum lässt sich nur verwirklichen, wenn genügend Geld über das Internet eingesammelt ist. Die Kampagne, die unter anderem von der Kirchheimerin Astrid Kreppert und von der Kirchheimer Werbeagentur Weber-Fink unterstützt wird, läuft nur noch bis Mittwoch, 15. November. Dann müssen die 11 000 Euro zusammengekommen sein, sonst platzt der schöne Traum.

Informationen zur Kampagne gibt es im Internet unter www.startnext.com/carolina-lopez-moreno. Subskribenten können CDs bestellen, auch handsignierte, persönliche MP3-Dateien - und sogar ein eigenes Konzert.