Stephan Lorenz beim Aufladen des E-Busses auf dem Vorfeld. Foto: Bulgrin - Bulgrin

16 Elektrobusse bringen die Passagiere auf dem Stuttgarter Flughafen zu ihren Maschinen und ins Passagiergebäude.

Leinfelden-EchterdingenMit 16 elektrisch betriebenen Bussen befördern die Fahrer des Flughafens Stuttgart Passagiere zu ihren Maschinen auf dem Vorfeld. Damit ist der Landesflughafen der bundesweit der erste, der die Bussflotte komplett auf E-Mobilität umgestellt hat. „Das klappt hervorragend und wir haben keine verzögerten Abläufe“, zieht der Ingenieur Martin Hofmann, der für das Management des Fuhrparks zuständig ist, ein positives Fazit. Auch die Gepäckschlepper-Flotte und einige Förderbänder sind bereits elektrisch. „Scale up!“ lautet der Name des Projekts, das auch wissenschaftlich begleitet wird.

Positiv fällt das Urteil der Fahrer aus, für die Stephan Lorenz spricht: „Nicht zuletzt nutzen die E-Busse ja unserer Gesundheit.“ Zwar sei es eine gewisse Umstellung gewesen, dass die Busse regelmäßig aufgeladen werden müssten. Doch da sei es ihm und seinen Kollegen leicht gefallen, sich neu aufzustellen. Das Ziel des Flughafens ist es, bis zum Jahr 2020 den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Abfertigung um 80 Prozent zu reduzieren. Dass nun alle Passagierbusse mit Elektroantrieb übers Vorfeld rollen, ist da nach den Worten von Martin Hofmann ein ganz wichtiger Schritt. Bereits seit Jahren arbeitet der Flughafen daran, umweltfreundliche Antriebe zu erforschen und auf ihre Praxistauglichkeit hin zu erproben. 250 000 Liter Diesel hat der Flughafen Stuttgart allein im Jahr 2016 bereits eingespart, weil immer mehr Elektro- anstelle von Dieselfahrzeugen zum Einsatz kommen. Inzwischen fahren auch die Busse auf dem Vorfeld ohne Abgase. Zudem fällt der Fahrzeuglärm weg.

Diesel-Gepäckschlepper machen Lärm

Busfahrer Stephan Lorenz, der früher selbst in der Gepäckabfertigung tätig war, weiß, wie sehr das den Mitarbeitern nutzt. Diesel-Gepäckschlepper, Busse und andere Abfertigungsgeräte hätten Lärm gemacht – und auch die Abgase hätten die Mitarbeiter beim stundenlangen Verladen sehr belastet. „Das ist jetzt deutlich besser geworden“, findet der Busfahrer und streicht über sein Armaturenbrett. „Früher wäre die Hand jetzt schwarz von Staubpartikeln gewesen“, erinnert er an die Zeit, als er noch Dieselfahrzeuge lenkte.

Er identifiziert sich mit „seinem“ Bus – am liebsten fährt er die Nummer 81. „Wehe, wenn ein Kollege mir den dann nicht sauber und in gutem technischem Zustand übergibt.“ So sei jetzt auch ein Großteil des Feinstaub-Ausstoßes schlicht erledigt. Das merken Lorenz und seine Kollegen nicht zuletzt dann, wenn sie die Busse reinigen. „Ich finde es sehr positiv, dass der Flughafen auch an unsere Gesundheit denkt“, findet der Busfahrer. Ist es für das Team nicht umständlich, die Busse nach jeder Schicht oder in den Pausen an die 14 Ladestationen anzuschließen, die der Flughafen eingerichtet hat?

„Das klappt reibungslos“, berichtet Lorenz von seinen bisherigen Erfahrungen im Schichtbetrieb. Bis zu sechs Stunden lhat ein Bus genug Strom, dann muss er wieder an die Ladestation. Auch nachts und in den Phasen zwischen den Schichten werden die Busse aufgeladen. „Unser großer Vorteil ist, dass wir relativ kurze Distanzen haben, sagt Teresa Diehl, die Umweltsprecherin des Flughafens. Ein Passagierbus lege am Tag im Durchschnitt nur etwa 60 Kilometer zurück. Martin Hofmann und sein Team haben lange an einer Ladekonzeption getüftelt, die sich am Flughafen praktikabel anwenden lässt.

„Besonders spannend ist es für uns, dass wir mit der Firma Cobus in Wiesbaden einen Prototyp entwickeln durften“, sagt der Ingenieur. Die Erfahrungen, die man nun in Stuttgart mit den Fahrzeugen macht, werden protokolliert. Daten wie Ladedauer und Leistung werden dabei erfasst. „Das soll konkrete Aussagen über die ökologischen und wirtschaftlichen Effekte von batteriebetriebenen Abfertigungsgeräten im Flughafenbetrieb zulassen“, sagt Hofmann. Der gesamte Lebenszyklus der Elektrofahrzeuge werde dabei berücksichtigt. „Unsere Ergebnisse sollen auch auf andere Flughäfen übertragbar sein – und das weltweit.“

Der Fachingenieur freut sich, dass zurzeit viele Interessenten von anderen Flughäfen nach Stuttgart kommen, um zu sehen, wie die E-Flotte läuft. „Da geben wir unser Wissen gerne weiter.“ Europas größte E-Bus-Flotte hat der Flughafen Schiphol in Amsterdam. Die Busse, die dort verkehren, sind nach den Worten von Martin Hofmann aber in China produziert. 4,5 Millionen Euro hat der Flughafen im Rahmen des Projekts „Scale up!“ insgesamt in die Umrüstung der Fahrzeuge auf E-Mobilität investiert. Vom Bundesumweltministerium gibt es dafür Zuschüsse.