Auch nagelneue Busse kommen auf den Strecken rund um Plochingen ab 2019 zum Einsatz. Die Bürgermeister testeten eines der Fahrzeuge schon mal. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Dichtere Takte, mehr Fahrten, bessere Anbindungen – der ÖPNV im Raum Plochingen bekommt ab dem neuen Jahr ein deutlich verbessertes Fahrplanangebot.

PlochingenDichtere Takte, mehr Fahrten, bessere Anbindungen – wer im Raum Plochingen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, bekommt ab dem neuen Jahr ein deutlich verbessertes Fahrplanangebot. Möglich wurde dies durch die Neuvergabe des Linienbündels ES 5. Den Zuschlag hat Fischle & Schlienz Omnibusverkehr bekommen. Das Unternehmen aus Esslingen wird die Buslinien 140 bis 144, 148, 149 und 262 künftig eigenwirtschaftlich, sprich, ohne öffentliche Zuschüsse, betreiben. „Wir bieten 92 000 Fahrzeugkilometer pro Jahr mehr als gefordert“, erklärte Geschäftsführer Ralf Steinmetz bei der Vorstellung der neuen Fahrpläne im Alten Rathaus Plochingen. Alle Busse seien komplett barrierefrei. Moderne Innenanzeigen informierten über den Fahrtverlauf. Außerdem seien alle Fahrzeuge – einige sind nagelneu – mit kostenfreien WLan und Klimaanlagen ausgestattet.

„Das ist ein guter Tag für den ÖPNV in dieser Raumschaft“, sagte Erste Landesbeamtin Marion Leuze-Mohr. Nach einer EU-Verordnung sei der Landkreis in der Pflicht, bis Ende 2019 alle Linienbündel in einem Wettbewerbsverfahren neu zu vergeben. Bei zehn von elf Linienbündeln sei dies bereits erfolgt. Die Hälfte davon könnten ohne Zuschüsse betrieben werden. Mit 13,3 Millionen Fahrplan-Kilometern werde man das Angebot im Landkreis gegenüber 2015 um 15 Prozent ausweiten. Verbesserungen gebe es vor allem an den Wochenenden. Auch Plochingen, Reichenbach, Hochdorf, Notzingen, Lichtenwald, Schlichten und Deizisau profitieren laut Leuze-Mohr von einem deutlich verbesserten Angebot. Dazu gehörten auch verlässlichere Zubringerdienste zu S- und Regionalbahnen. Das sei ein weiterer Schritt, um den öffentlichen Nahverkehr auszubauen, so die Erste Landesbeamtin. Sie erinnerte daran, dass auch auf Betreiben des Landkreises im April eine Tarifzonen-Reform in Kraft tritt. Dieser Schritt sei dringend notwendig gewesen. Die Verbundlandkreise investierten dafür 42 Millionen Euro. Für den Landkreis Esslingen sei das ein Kraftakt. Denn er werde dafür in den nächsten Jahren 2,7 bis 6,5 Millionen Euro ausgeben.

„Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist unverzichtbare Voraussetzung, um die Mobilität im Raum Plochingen auszubauen“, betonte Bürgermeister Frank Buß. Langfristig müsse man einen 15-Minuten-Takt anstreben. Für Plochingen seien verbesserte Angebote auch wegen der Außenstelle des Landratsamtes wichtig. Dort sollen im Endausbau bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigt sein. Buß erinnerte daran, dass in den nächsten Jahren auch der Plochinger Bahnhof in den nächsten Jahren modernisiert werden soll. Angesichts des neuen Fahrplans rief der Rathauschef die Kunden zur Geduld auf. Vermutlich werde nicht alles gleich reibungsfrei laufen, doch unterm Strich dürfe man sich auf deutliche Verbesserungen freuen. Altbachs Bürgermeister Martin Funk freut sich vor allem über den nun einheitlichen Stundentakt. Der Busverkehr sei vor allem für die auf dem Berg wohnenden Bürger seiner Gemeinde wichtig. Zufrieden zeigte sich Notzingens Rathauschef Sven Haumacher: „Fast alle unsere Wünsche und Verbesserungsvorschläge wurden umgesetzt.“ Geradezu euphorisch äußerte sich Lichtenwalds Bürgermeister Ferdinand Rentschler . „Besser hätte es für uns nicht kommen können.“ Die Gemeinde habe bislang eine Spätabendverbindung und das Nachttaxi selbst finanziert. Das erhalte man nun kostenlos. Für die Gemeinde bedeute das eine Ersparnis von bis zu 20 000 Euro. Sein Deizisauer Kollege Thomas Matrohs kann diese Euphorie nicht teilen. Gerade seine Gemeinde mit ihren mehr als 3000 Arbeitsplätzen bleibe bei den Verbesserungen außen vor. Deshalb Matrohls Forderung: „Wir brauchen einen zukunftsorientierten Ausbau des ÖPNV.“

Anlässlich der Inbetriebnahme sagte Jochen Biesinger, Planungsexperte beim VVS: „Unser Dank gilt einerseits dem Landkreis Esslingen, der den Schritt getan hat, ein hochwertiges Fahrplanangebot vorzusehen. Andererseits gebührt dem Busunternehmen Fischle & Schlienz ein großer Dank, das die geforderten Mindestleistungen in seinem eigenwirtschaftlichen Antrag nochmal deutlich überschritten hat.“ Er bittet auch um Verständnis, wenn angesichts neuer Busse, neuer Fahrer und neuem Fahrplan am Anfang noch nicht alles hundertprozentig klappen sollte. „Erfahrungsgemäß braucht es ein paar Wochen, bis sich alles eingespielt hat“, so Biesinger.

Die Fahrpläne für die neuen Angebote sind bereits im Internet auf den Seiten des Verkehrsverbundes Stuttgart (www.vvs.de) abrufbar.

Wer das neue Angebot testen möchte, hat zum Start des neuen Bündels am Dienstag, 1. Januar 2019 die Möglichkeit dazu. In allen Bussen der betroffenen Linien, die an diesem Tag unterwegs sind, kann man den ganzen Tag lang kostenlos mitfahren (bis Betriebsschluss um 6 Uhr des Folgetages).