Quelle: Unbekannt

Momentan vergeht kein Tag, an dem nicht in den Medien und von der Politik das Thema Klimawandel aufgegriffen wird. Allerdings hat man zeitweilig den Eindruck, dass viel geredet wird, aber unterm Strich bisher nicht viel passiert. Und wie sieht es bei Urlaubsreisen aus? Wir wollten von unseren Bundestagsabgeordneten wissen, wo sie ihre Ferien verbringen?

Kreis EsslingenMomentan vergeht kein Tag, an dem nicht in den Medien und von der Politik das Thema Klimawandel aufgegriffen wird. Allerdings hat man zeitweilig den Eindruck, dass viel geredet wird, aber unterm Strich bisher nicht viel passiert. Und wie sieht es bei Urlaubsreisen aus? Wir wollten von unseren Bundestagsabgeordneten wissen, wo sie ihre Ferien verbringen?

Schnell mal weg. Für 29,99 Euro nach Rom, Mallorca oder Amsterdam? Die Verlockung ist groß, wenn Fluggesellschaften ihre Billigflüge anpreisen. Wird dadurch vielleicht erst der Bedarf geweckt? Wäre die Nachfrage genau so groß, wenn der Gesetzgeber das Flugbenzin besteuern würde? Gerade in der Urlaubszeit, drängt sich die Frage auf, wie wir mit dem Klimawandel umgehen und welchen Beitrag wir dazu leisten, dem Treibhauseffekt Einhalt zu gebieten.

Wir haben unsere Bundestagsabgeordneten gefragt und wollten von ihnen wissen, wo sie ihren Urlaub verbringen? Mit welchem Verkehrsmittel sie reisen? Ob bei der Wahl ihres Urlaubsziels ökologische Erwägungen eine Rolle spielen? Ob sich ihr Reiseverhalten vor dem Hintergrund des Klimawandels verändert hat? Und ob eine CO2-Steuer für Flugreisen eingeführt werden sollte?

Die Urlaubsziele unserer Bundestagsabgeordneten in den Wahlkreisen Esslingen und Nürtingen sind ganz unterschiedlich. Renata Alt, seit Oktober 2017 für die FDP in Berlin, hat in den Parlamentsferien keine große Reise geplant. „Da mein Mann als selbstständiger Handwerker nur wenige Tage frei hat, reisen wir kurz zum Wandern in die Berge“, schreibt die 53-Jährige. Gefahren wird mit dem Auto, und das bleibe dann vor Ort stehen. „Für mich ist ein umweltbewusstes Handeln seit meiner Kindheit selbstverständlich“, sagt Alt. In ihrer früheren Heimat, in der Slowakei, sei ein ökologisches Denken und Handeln bei der gesamten Bevölkerung weit verbreitet.

Frage nach Notwendigkeit

Die Kirchheimerin betont darüber hinaus, dass sich ihr Reiseverhalten vor dem Hintergrund des Klimawandels auch als Abgeordnete verändert habe? „Seit diesem Jahr hinterfrage ich als Außenpolitikerin jede Auslandsdienstreise, ob sie wirklich notwendig ist.“ Allerdings, räumt Renata Alt ein, sei der persönliche internationale Austausch für die Außenpolitik enorm wichtig. Zu den Parteiterminen reise sie, wenn es zeitlich möglich sei, mit dem Zug. Im Wahlkreis habe sie mit CDU-Kollege Michael Hennrich, der auch in Kirchheim wohnt, im Jahr 2013 eine Fahrgemeinschaft gebildet. Seither fahre man zu den Terminen im Wahlkreis häufig gemeinsam. Bei der Einführung einer CO2 -Steuer für Flugreisen ist Renata Alt zurückhaltend: „Fliegen und Reisen überhaupt, darf nicht zum Privileg der Vermögenden werden. Frankreich führt jetzt eine Abgabe auf Flugtickets ein und macht das Fliegen teurer. In Deutschland gibt es eine solche Abgabe bereits seit 2011. Eine neue Steuer reduziert keine Tonne CO2. Im Gegenteil, es würde den Tanktourismus ins europäische Ausland fördern. Wir brauchen einen Ausbau staatlicher Förderung von Innovationen. Bei den synthetischen Kraftstoffen könnte Deutschland dadurch weltweit Vorreiter werden.“

Seit 2002 ist Markus Grübel direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Esslingen. Der 59-Jährige, der im Oktober feiert seinen 60. Geburtstag feiern wird, hat im Jahr seines runden Geburtstages eine größere Reise gebucht. Er macht mit seiner Frau eine Kreuzfahrt von New York nach Hamburg. Für die Reise ist das Ehepaar Grübel mit Schiff, Flugzeug und Zug unterwegs. Ökologische Erwägungen haben für den Esslinger bei dieser Reise keine Berücksichtigung gefunden. Das heißt aber nicht, dass sich Markus Grübel keine Gedanken über den Klimawandel macht. Die Gründe sind ganz persönlicher Natur: „Meine Frau ist wegen einer Behinderung auf einen Rollstuhl angewiesen. Da ist eine Schifffahrt eine gute Möglichkeit etwas von der Welt zu sehen. Daher diese Form der Reise.“

Und hat sich Grübels Reiseverhalten angesichts der Diskussion über Flugreisen und den Klimawandel verändert? „Verändert würde ich nicht sagen. Ich bin als Regierungsbeauftragter im Entwicklungsministerium beruflich viel unterwegs. Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist Afrika und der Nahe und Mittlere Osten. Oftmals bleibt nur das Fliegen.“ Er achte aber schon darauf, dass Termine so liegen, dass er möglichst viele Reisen miteinander verbinden könne, sagt der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete.

„Ich nutze auch die Möglichkeit von Videotelefonaten, auch wenn das wegen der unterschiedlichen Zeitzonen oft schwierig ist. Für private Reisen fehlt mir mit Ausnahme des Jahresurlaubs schlicht die Zeit.“ Und wie hält es Grübel mit einer CO2 -Steuer? „Ich finde eine CO2 -Bepreisung von Flügen richtig. Wir müssen hier zu einer europäischen Regelung kommen. Sonst werden Flüge gesplittet: Zubringerflüge in die Nachbarländer und dann von dort aus ohne CO2 -Bepreisung weiter. Das würde zusätzliche Belastungen für das Klima bringen.“

Bei Nils Schmid, dessen Frau türkische Wurzeln hat, gibt die Familie das Urlaubsziel vor. Er fliegt auch in diesem Sommer mit Frau Tülay und den Kindern in die Türkei. Familie Schmid ist mit dem Flugzeug unterwegs. „Natürlich wäge ich immer ab, welches Verkehrsmittel sinnvoll oder notwendig ist. Bei einer Strecke von über 2000 Kilometern betrüge die reine Fahrzeit mit dem Auto oder Bus über 24 Stunden“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete. Nils Schmid, der von 2011 bis 2016 stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Finanzen und Wirtschaft war, betont, dass der Klimawandel ihn nicht erst beschäftige, seit das Thema vermehrt diskutiert wird. „Die ökologischen Auswirkungen des Verkehrs sind ja schon lange bekannt.“

Auf die Frage, ob eine CO2 -Steuer für Flugreisen eingeführt werden soll, sagt der 46-Jährige: „Gutachten der Bundesregierung schlagen eine generelle CO2 -Bepreisung vor, nicht nur auf Flugreisen. Für uns als SPD ist dabei entscheidend, dass es für die Bürger dann an anderer Stelle eine Entlastung gibt.“ Gerade Einkommensschwächere könnten laut Schmid dadurch profitieren. Denn meist seien es eher Wohlhabende, „die eine schlechte Klimabilanz aufweisen.“

Matthias Gastel, der, wenn es sich einrichten lässt, schon seit vielen Jahren zu Veranstaltungen im Wahlkreis mit dem Fahrrad kommt, fährt im Sommerurlaub an die Ostsee und an den Bodensee. Das Verkehrsmittel wählt er ganz bewusst: „An die Ostsee und den Bodensee fahre ich mit der Bahn. Außerdem bin ich noch einige Tage mit dem Rad im Ländle unterwegs.“ Und ganz klar, für den Filderstädter spielen ökologische Erwägungen auf jeden Fall eine Rolle. „Ich habe schon immer darauf geachtet, umweltfreundlich mobil zu sein“, betont der Bundestagsabgeordnete der Grünen. „Der CO2-Ausstoß muss einen Preis bekommen“, sagt Matthias Gastel. „Unser Konzept sieht vor, dass die Einnahmen in voller Höhe an die Bürgerinnen und Bürger zurückgegeben werden. Wir wollen die Stromsteuer nahezu abschaffen und pro Kopf und Jahr 100 Euro ausschütten. Wer wenig CO2 verursacht, wird am Ende mehr Geld haben als bisher. Das schafft Anreize, sich klimafreundlich zu verhalten.“

Nur „legale“ Verkehrsmittel

Michael Hennrich (CDU), seit 2002 im Bundestag für den Wahlkreis Nürtingen, hat unsere Fragen aus dem Urlaub beantwortet. Der 54-Jährige ist mit seiner Frau in Norwegen unterwegs. Auf unsere Anfrage schrieb Hennrich zunächst: „Ich bin mit legalen und zugelassenen Verkehrsmitteln in Norwegen auf einer Rundreise. Dabei bin ich zu Fuß, mit dem Kajak, dem Bus und dem Schiff unterwegs. Weitere Verkehrsmittel werden von mir nicht genutzt. Das Thema Klimaschutz hat eine wichtige Rolle. Ökologie spielt für mich nicht nur bei meinen Urlaubsreisen eine Rolle, sondern auch in der darüber hinausgehenden Lebensführung. Ich bin dafür, dass klimaschonendes Reisen günstiger wird.“ Was sind denn legale und zugelassene Verkehrsmittel? Nachfragen drängte sich geradezu auf. Hennrich hat deshalb nachgelegt. Man macht eine kombinierte Bus-/Schiffsreise mit Wanderungen und Kajakfahrt.

Hennrich ist dafür, dass Bahnfahren billiger und Fliegen teurer wird. Er weist aber darauf hin, dass das europarechtlich nicht so einfach sei. Er ist gegen eine CO2-Steuer sondern für die Einbeziehung von Verkehr in den Zertifikatehandel. Denn eine Steuer führt nicht zwingend zum Ziel der CO2 -Reduktion. Eine Kombination wäre denkbar. Es dürfe aber nicht dazu führen, dass Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional belastet würden.