Bundespolizei-Inspektionschef Ralf Frohn Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Brücken zwischen Kulturen schlägt Ralf Frohn, der neue Leiter der Bundespolizei am Stuttgarter Flughafen. Der Polizeidirektor ist bei Aachen aufgewachsen, nahe der Grenze zu den Niederlanden und Belgien. Das habe seinen internationalen Horizont geschärft. „Die Aufgaben der Bundespolizei haben mich immer gereizt“, sagt er heute im Rückblick. Nun leitet er ein Revier mit 380 Mitarbeitern. 1980, als die Terroranschläge der RAF ein großes Thema waren, kam er zur Kriminalpolizei. Nebenbei hat er Jura und Wirtschaftswissenschaften studiert.

Dass seine Zukunft in der internationalen Polizeiarbeit liegt, sei ihm aber damals schon klar gewesen. Das sieht der Vater zweier erwachsener Töchter auch heute noch so. Bei der Bundespolizei habe er die Möglichkeit gehabt, viele Länder und viele Arbeitsbereiche kennenzulernen. Schon früh hat der vielseitige Beamte Führungsaufgaben übernommen. „Ich habe in meinem Berufsleben das gesamte Spektrum des Grenzschutzes kennengelernt.“ Stationen waren unter anderem der Flughafen in Köln-Bonn und Potsdam. Dann kam er zur Bundespolizeidirektion in Böblingen. Nun hat er mit Inga Martens, die in den vergangenen Jahren die Flughafen-Inspektion führte, die Rollen getauscht.

Sogenannte Rückführungen von abgelehnten Asylsuchenden, die zum Teil auch kriminell geworden sind, gehören zu den Aufgaben seiner Mitarbeiter. „Da brauchen die Beamten viel Fingerspitzengefühl, aber auch Durchsetzungsvermögen“, sagt der 55-Jährige. Sie sitzen im Flugzeug neben den Menschen, die abgeschoben werden, und die sich in Extremsituationen befinden. Da den richtigen Ton zu treffen, sei schwierig. Und es gehe natürlich darum, sich auf Menschen fremder Kulturen einzustellen.

Was das bedeutet, hat Frohn bei seinen Einsätzen in Afghanistan erfahren. Im Norden des Landes war er mehrmals für mehrere Monate als Außenstellenleiter des German Police Project Teams (GPPT) im Einsatz. Internationale Zusammenarbeit auf strategischer Ebene weiterzuentwickeln, findet er spannend. Obwohl er in einem Wohngebiet für Ausländer lebte, hat er viele Kontakte mit den Menschen aus Afghanistan geknüpft: „Das sind Lebenserfahrungen, die ich nicht missen möchte.“

Nebenbei hat er sich für den Verein „Lachen helfen“ engagiert. Das ist ein gemeinsames Projekt deutscher Soldaten und Polizisten, die in dem kriegsgeschüttelten Land soziale Projekte unterstützen. Frohn und seine Mitstreiter haben 2010 in Mazar-e Sharif den Aufbau eines Kindergartens für Mädchen unterstützt.

Dem smarten Polizeidirektor fiel es in der fremden Kultur leicht, auch bei repräsentativen Anlässen mit Politikern und Honoratioren ins Gespräch zu kommen. Freies Reden liegt dem Rheinländer. Zur Eröffnung des Kindergartens hielt er eine Ansprache. Dabei betonte er nicht nur, wie wichtig Grundwissen und eine gute Schulausbildung in einer Gesellschaft sind. Er versuchte, die Menschen in Afghanistan zu überzeugen, wie wichtig es ist, allen Kindern - unabhängig von deren Geschlecht - den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Das war in dem muslimisch geprägten Land lange nicht selbstverständlich. In der Omulbelad Girl’s High School besuchen rund 3000 Mädchen in einem Schichtbetrieb den Unterricht. So haben sie alle die Chance, einen guten Bildungsabschluss zu bekommen.

In seinen beruflichen Stationen hat Frohn viel Elend gesehen. Bei Einsätzen an Bahnhöfen, bei Großdemonstrationen oder Fußballspielen war er mit Gewalt und Eskalation von Konflikten konfrontiert. Da beruhigend zu wirken, war immer sein großes Ziel. Und als Polizist nimmt er auch die Aufgabe ernst, anderen zu helfen, wenn sie in Not geraten. „Egal, wie schlecht es einem Menschen geht, seine Würde ist unantastbar.“ Diesen Leitsatz hat er sich in seiner langjährigen Polizeiarbeit zu eigen gemacht.

Aufgaben der Bundespolizei

  • Sicherung der Luftsicherheit auf 14 deutschen Flughäfen
  • Kontrolle der Fluggäste sowie des von ihnen mitgeführten Hand- und Reisegepäcks unter Einsatz speziell geschulten Personals und moderner Luftsicherheitskontrolltechnik
  • Maßnahmen bei der Feststellung von Gegenständen, von denen eine Gefahr ausgehen könnte - etwa durch Sicherstellung verbotener Gegenstände wie Waffen und Munition oder durch Entschärfung unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen
  • Überwachung des gesamten Flugplatzgeländes
  • Schutzmaßnahmen bei besonders gefährdeten Flügen und Luftfahrtunternehmen
  • Polizeiliche Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs einschließlich der Überprüfung von Papieren
  • Bahnpolizeiliche Aufgaben an den S-Bahn-Stationen
  • Information und Ausstellung von Passersatzdokumenten an einem besonderen Informationsschalter