Zum ersten Mal in Aichwald: Ilona Maier auf dem EZ-Podium. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die einzige weibliche Bewerberin für Bürgermeisterstuhl in Aichwald, Ilona Maier, begann ihre Kandidatur mit einem Wechselspiel. Nun will sie sich aber den Bürgern stellen.

AichwaldSie ist mit Sicherheit die weiblichste und schillerndste Wahlmöglichkeit, die die Aichwalder am 17. März bei der Stimmabgabe für Ihren Wunschbürgermeister – oder eben ihre Wunschbürgermeisterin haben: Ilona Maier. Vor einigen Wochen noch von der EZ als „Phantom vom Schurwald“ bezeichnet, warf sie als erste ihren Hut in den Ring, ohne aber gleich ihren Namen preisgeben zu wollen. Kaum hatte sich die 42-Jährige dann einige Tage später zu erkennen gegeben, zog sie ihre Kandidatur schon zurück. Um dann doch wieder ins Rennen einzusteigen.

Nun steht Ilona Maier an Stelle fünf auf dem Wahlzettel der Aichwalder. Das vorangegangene Wechselspiel erklärt sie ganz offen und ehrlich mit der „Angst vor einer starken Partei CDU“, sprich dem Gegenkandidaten Andreas Jarolim, der als dritter seine Bewerbung einreichte. Doch mit der steigenden Zahl anderer Mitbewerber – zwischenzeitlich waren es acht – schwanden die Bedenken wieder. Und nun sagt die Südschwarzwälderin: „Ich bin eine Frau, ich bin hier und ich kann!“

Nein, sie wolle das Bürgermeisteramt natürlich nicht aus dem Versteck heraus führen, antwortet Maier auf die Frage eines Aichwalders beim EZ-Forum vergangene Woche. Dass Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Ambitionen bestehen, kann die einzige Kandidatin nicht verstehen. „Sie kennen mich doch gar nicht und urteilen gleich so?!“, antwortet Maier auf eine entsprechende Frage.

Tatsächlich ist bislang wenig zur Person Maiers bekannt. Das mag auch daran liegen, dass sie die Bewerberin mit dem am weitesten entfernten Wohnort ist: Höchenschwand im Südschwarzwald, einige Kilometer nördlich von Waldshut-Tiengen. Maier bezeichnet sich als Hausfrau, die ledig ist und keine Kinder hat. Bei hartnäckigem Nachhaken ergänzt sie, sie sei auch freiberufliche Übersetzerin, beispielsweise von Briefen ins Englische, und gebe Nachhilfe.

Vor dem EZ-Forum in der Schurwaldhalle war Maier noch nicht in Aichwald – hat sich aus der Ferne im Internet darüber informiert, was in der Gemeinde vor sich geht. Entsprechend kommt sie bei einigen Fragen bei der Diskussionsrunde mit Mitbewerbern und Bürgern dann etwas ins Straucheln: Unsicher ist sie bei der Entscheidung zwischen Erhalt der Naturflächen und ländlichem Charakter oder Flächenversiegelung für Wohnbau. „Natur sollte bleiben, aber nicht um jeden Preis.“ Die ein oder andere Idee hat sie aber schon zu einzelnen Themen, die die Gemeinde bewegen – wobei Maier immer den Blick auf die Finanzen haben will. Schließlich seien die angesparten Rücklagen nicht unendlich. Sollten die dringenden Sanierungen in der Grundschulstandorte Aichelberg und Aichschieß angegangen werden, würde sie aus Spargründen selbst in den Ferien den Pinsel schwingen, sagte Maier bei der Podiumsdiskussion – wofür es Applaus aus dem Publikum und von den Mitbewerbern gab. Und bei der Frage nach einem Vollsortimenter wirft die 42-Jährige in den Raum, man könne einen der Discounter anwerben, die den Bau neuer Einkaufsmärkte mit dem neuer Wohnungen verbinden.

Über allem steht aber für sie als oberste Prämisse, nicht über den Bürger hinweg zu entscheiden. „Sagt mir, was Ihr braucht, und ich kümmere mich drum“, richtet sie an die Aichwalder. Sie wolle die Nähe zum Bürger, dass alle zufrieden sind, den sozial Schwachen helfen – und die Frauenquote im Rathaus erhöhen, sagt sie zu ihren allgemeinen Zielen. Ob sie sich über die hohe Arbeitsbelastung des Amtes im Klaren sei? „Klar, ich liebe Action – bei mir im Leben muss immer was los sein! Ich arbeite schnell und bringe alles so hin, wie die Mehrheit es will.“ Ihre Qualifikation fürs Amt sieht die 42-Jährige gegeben. Dass sie keine Erfahrung in Kommunalverwaltung und -politik habe, sei kein Manko. Sie sei nicht voreingenommen, parteilos. Maier betont, „eine vom Volk“ zu sein, alle sozialen Schichten zu kennen, und sieht darin einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern.

„Ich bin ein Allrounder“, sagt Maier. Beim Blick auf den von ihr zur Verfügung gestellten Lebenslauf lassen sich tatsächlich viele Stationen im Berufs- und Ausbildungsleben feststellen. Neben mehreren Kursen zur Fremdsprachenkorrespondentin gibt sie Studien in Jura, Anglistik und Arabistik sowie Ethnologie an verschiedenen Unis an, die sie allerdings nicht abgeschlossen hat. Die Frage, ob das auf ihr Durchhaltevermögen schließen lasse, beantwortet Maier mit „Nein, im Gegenteil“ und gibt persönliche Probleme als Grund für die Aufgabe der Studien an. Zuletzt hat die 42-Jährige im vergangenen Jahr den Kurs zur Privatermittlerin gemacht. Will sie, falls es bei der Bürgermeisterwahl in Aichwald nicht klappt, in diese Branche einsteigen? Oder woanders kandidieren? „Beides nein. Ich hoffe, ich werde...“

In der gleichen Reihenfolge wie auf dem offiziellen Stimmzettel für die Wahl am 17. März stellt die EZ in einer Serie die sieben Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Aichwald vor. Morgen folgt ein Beitrag über Thomas Reiser.

Zur Person

Ilona Maier (42) ist ledig, hat keine Kinder und lebt in Höchenschwand, einer 2500-Einwohner-Gemeinde im Südschwarzwald. Geboren wurde sie 1976 in Waldshut. Sie besuchte Schulen in der näheren Umgebung, legte ein Auslandsjahr am Colegio Aleman Santa Cruz de Tenerife ein und machte 1996 die Mittlere Reife in Freiburg. Ihrem Lebenslauf zufolge war sie Verkäuferin im Einzelhandel, Hilfslehrerin an einer Hauptschule und hatte zeitweise ein eigenes Reisebüro. Seit 2013 ist sie Hausfrau. Zu ihren Hobbys zählt sie Keyboardspielen, Radfahren und Reisen.

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