Marc Oliver Schweizer vor der Kirche in Aichelberg – er ist stolz, Aichwalder zu sein, sagt er. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bürgermeister von Aichwald zu werden, ist Herzenswunsch von Prokurist Marc Oliver Schweizer. Der 45-Jährige bereitet sich intensiv vor.

AichwaldBürgermeister zu werden, ist ein Herzenswunsch von mir. Ich will auch nicht irgendein Bürgermeister werden, sondern der von Aichwald“, sagt Marc Oliver Schweizer. Es war auch für ihn absehbar, dass Nicolas Fink (SPD) eine Politebene höhersteigen würde. Doch als der frühere Bürgermeister dann Ende des Jahres überraschend kurzfristig bekannt gab, das Rathaus zu verlassen und Wolfgang Drexler im Landtag abzulösen, musste Schweizer, der sich eigentlich in vier Jahren nach dem regulären Ende der Amtszeit Finks für dessen Nachfolge bewerben wollte, den Schnelllaufknopf drücken. „Zur Vorbereitung braucht man normalerweise mehr als ein Jahr“, sagt der 45-Jährige. Dennoch hat Schweizer gleich im Geiste die Ärmel hochgekrempelt und mit der Arbeit angefangen.

Als er seine Kandidatur dann in der Woche vor der Bewerbungsfrist bekannt gab, war bereits einiges an Vorarbeit geleistet: Schweizer hatte sich an der Verwaltungshochschule Kehl für einen Wochenendcrashkurs angemeldet und seine Kampagne unter dem Slogan „... Aichwald ist mein Gefühl von Heimat.“ stand – samt professioneller Homepage. Dem Prokuristen eines Esslinger Reifenhändlers und Felgen- und Tuningspezialisten ist es sehr ernst mit seiner Kandidatur: „Ich wollte der sein, der am besten vorbereitet ist.“

Die wenigsten seiner Mitbewerber hätten sich mit dem Bürgermeisterberuf auseinandergesetzt und wüssten, was auf sie zukomme, meint Schweizer. Für ihn selbst gilt das seiner Ansicht nach nicht. Der Bürgermeisterberuf ist erlernbar, ist die Anschauung des zweifachen Vaters aus Aichschieß – und er will ihn erlernen. Schweizer besucht die Aichwalder Gemeinderatsfraktionen, Unternehmen und andere Gruppen, lädt die Bürger zu Gesprächen in Gaststätten in den Teilorten ein. Dass er, sollte er gewählt werden, nicht sofort mit allen Problemlagen der Kommunalverwaltung vertraut sein kann, sieht der Parteilose ein. Doch mit dem Wochenendkurs in Kehl von Oktober bis Januar will er sich 75 Prozent der nötigen restlichen fehlenden Qualifizierung erarbeiten. „Und dann geben Sie mir noch ein Jahr.“

Einen Wissensvorsprung verbucht er zudem für sich: „Dass die Verwaltungen auf Doppik umstellen, kommt mir als Unternehmer entgegen“, sagt der Teilhaber bei Hering Reifen. Das doppische Haushaltssystem sieht vor, die Abschreibungen im laufenden Betrieb zu erwirtschaften. Das heißt, für den errechneten kontinuierlichen Verfall der kommunalen Infrastruktur Rücklagen zu erarbeiten. Wirtschaftsunternehmen machen das seit jeher. „Die Verwaltung wird mehr und mehr zum Unternehmen“, sagt Schweizer.

Und mit diesem will er seine Ziele für seine Heimatgemeinde umsetzen – in zwei Amtsperioden, denn die Wahlkampagne des 45-Jährigen baut auf eine Agenda bis 2035 auf, und einen Zwölf-Punkte-Plan, der seine Ideen und Ansichten zwölf Lebensbereichen zuordnet. Kurzfristig müsse er nun erst einmal das zu Ende führen, was sein Vorgänger begonnen hat – und meint etwa die Umsetzung des Baugebiets Fuchsbühl. Seine zwölf Punkte seien dann Meilensteine, die mittel- bis langfristig planbar seien. Konkrete Ideen, wie von einer Zuschauerin des EZ-Forums gewünscht, rauszugreifen, fiel ihm ob der Fülle dann doch schwer – zumal er in vielen Punkten darauf setzt, das bereits gut funktionierende Bestehende einfach zu unterstützen. Zum Beispiel für DRK und Feuerwehr bei Bedarf die Ausstattung zu erneuern. Er kann sich zudem vorstellen, eine Verbesserung des Mobilfunknetzes in Aichwald zu ermöglichen, indem beispielsweise Sendemasten auf gemeindeeigene Grundstücke gestellt werden – allerdings, angesichts des Riesenärgers um eine Funkantenne in der Vergangenheit, erst nach Absprache mit den Bürgern.

Bei den Hauptthemen des EZ-Forums fällt der Prokurist dagegen keine Entscheidung. Über Erhalt oder Nicht-Erhalt der maroden Grundschulstandorte in Aichschieß und Aichelberg soll der Gemeinderat nach einer Bürgerbeteiligung abstimmen. Auch beim Thema großer neuer Vollsortimenter oder nicht hält sich Schweizer zurück. „Momentan ist von allem genug da. Wenn noch Bedarf nach einem riesengroßen Laden besteht, lieber das was wir haben ausbauen und noch was dazu holen“, sagte er.

Sollten sie ihn wählen, will Schweizer ein bürgernaher Schultes sein. Die Nähe zu den Menschen sei durch seine Vereinstätigkeit schon gegeben, sagt der Aichschießer mit Motorrad und mehreren Streuobstwiesen, der sich beim EZ-Forum mit markigen Sprüchen in schwäbischem Einschlag gerne hemdsärmelig gab. „Das Wir-Gefühl ist, was Aichwald lebenswert und einzigartig macht“, sagt Schweizer, der in Lichtenwald-Hegenlohe aufgewachsen ist und seit 16 Jahren in Aichwald wohnt. Er sei stolz auf die Gemeinde und darauf, ein Aichwalder zu sein. Wie er seine Chancen einschätzt? „Ich bin ein starker Gegner. Aber das wird kein Ponyritt.“

Dies ist der letzte Beitrag der Serie.

Zur Person

Marc Oliver Schweizer (45) lebt in Aichschieß, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er gehört keiner Partei an. Seine Familie ist im Motorsportclub, im Kulturverein Krummhardt und im Obst- und Gartenbauverein tätig. Ursprünglich erlernte Schweizer den Beruf des Augenoptikers, machte mehrere Weiterbildungen unter anderem in Betriebswirtschaft, Management und Buchhaltung. Er arbeitete in verschiedenen Bereichen mittelständischer nationaler und internationaler Unternehmen. 2001 übernahm der 45-Jährige Organisation und Verwaltung bei Reifen Hering, wo er heute Prokurist und Teilhaber ist.

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